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JAHRBUCH - Glowfish

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Die Destruktion als Ursache des Werdens. 467<br />

der neuen Generation ihr Leben eingebüßt und sterben ab. Die Schöpfung<br />

ist<br />

für diese Wesen zugleich Untergang, welch letzterer, für sich allein<br />

genommen, das dem Lebenden Schrecklichste ist. Stellt sich dieser<br />

eigene Untergang in den Dienst der neuen Schöpfung, dann wird er<br />

vom Individuum ersehnt. Beim höher organisierten Individuum, welches<br />

nicht mehr aus einer einzigen Zelle besteht, wird selbstverständlich<br />

nicht das ganze Individuum im Sexualalrte vernichtet, aber die als<br />

Einheit schwindenden Sexualzellen sind nicht etwa für den Organismus<br />

gleichgültige Elemente, sondern sie<br />

stehen mit dem ganzen Leben des<br />

Individuums in innigstem Zusammenliange ; sie enthalten in konzentrierter<br />

Form den ganzen Erzeuger, von dem sie beständig in der Entwicldung<br />

beeinflußt werden und den sie ebenfalls in seiner Entwicklung<br />

beständig beeinflussen. Diese wichtigsten Extrald;e des Individuums<br />

werden bei der Befruchtung vernichtet. Entsprechend der Vereinigung<br />

von Sexualzellen findet während des Begattungsaktes die innigste<br />

Vereinigung von zwei Individuen statt :<br />

eins drängt in das andere hinein.<br />

Der Unterschied ist nur ein quantitativer: es wird nicht das ganze<br />

Individuum eingesogen, sondern nur ein Teil desselben, welcher aber<br />

in diesem Augenblicke den Wert des ganzen Organismus repräsentiert.<br />

Der männliche Teil löst sich im weiblichen auf, der weibliche gerät<br />

in Unruhe, bekommt eine neue Form durch den fremden Eindringling.<br />

Die Umgestaltung trifft den ganzen Organismus; Destruktion und<br />

Wiederaufbau, welche auch unter gewöhnlichen Umständen immer<br />

vor sich gehen, vollziehen sich brüsk. Der Organismus entlädt sich der<br />

Sexualprodukte wie eines jeden Exkretes. Es wäre unwahrscheinlich,<br />

daß das Individuum diese Destruktions- und Rekonstruktions-Vorgänge<br />

in seinem Organismus nicht wenigstens in entsprechenden Gefühlen<br />

ahnte. Wie die dem Werden entsprechenden Wonnegefühle im Fortpflanzungstriebe<br />

selbst gegeben sind, so sind auch die Abwehrgefühle,<br />

wie Angst und Ekel nicht die<br />

Folgen einer falschen Verknüpfung mit<br />

den räumlich koexistierenden Exkreten, nicht das Negativ, welches<br />

einen Verziclit auf die sexuelle Tätigkeit bedeutet, sondern es sind<br />

Gefühle, welche der destruktiven Komponente des Sexualinstinktes<br />

entsprechen.<br />

II.<br />

Individualpsychologische Betrachtungen.<br />

Recht paradox klingt die Behauptung, daß wir psychisch überhaupt<br />

nichts in der Gegenwart erleben und doch ist es richtig.<br />

Ein Er-<br />

30*

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