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JAHRBUCH - Glowfish

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466 S. Spielrein.<br />

um zu verstellen, welch ein Gefühl grenzenloser Unsicherheit den Menschen<br />

befällt, der sich bedingungslos dem Schicksal übergibt. Selbst fruchtbar<br />

sein — heißt sich selber zerstören, denn mit dem Entstehen der folgenden<br />

Generation hat die vorausgehende ihren Höhepunkt überschritten: So<br />

werden misere Nachkommen imsere gefährlichsten Feinde, mit denen wir<br />

nicht fertig werden, denn sie werden überleben und uns die Macht aus den<br />

entkräfteten Händen nehmen. Die Angst vor dem erotischen Schicksal<br />

ist ganz begreiflich, denn es ist etwas Unabsehbares daran; überhaupt birgt<br />

das Schicksal unbekannte Gefahren, und das beständige Zögern des Neurotischen,<br />

das Leben zu wagen, erklärt sich aus dem Wunsche, abseits<br />

stehen zu dürfen, um nicht im gefährlichen Kampfe des Lebens mitringen<br />

zu müssen. Wer auf das Wagnis, zu erleben, verzichtet, muß den Wunsch<br />

dazu in sich ersticken, eine Art Selbstmord begehen. Daraus erklären sich<br />

die Todesphantasien, die den Verzicht auf den erotischen Wunsch gerne<br />

begleite ni)."<br />

Ich führe absichtlich so ausführlich die Worte Jung's an, weil<br />

seine Bemerkung den von mir gewonnenen Resultaten am meisten entspricht,<br />

indem er auf eine unbekannte Gefahr, welche in der erotischen<br />

Betätigung liegt, hinweist; außerdem ist es für mich sehr wichtig,<br />

daß auch ein männliches Individuum sich einer nicht nur sozialen Gefahr<br />

bewußt ist. Die TodesVorstellungen bringt Jung freilich nicht in Einklang,<br />

sondern in Gegensatz zu sexuellen Vorstellungen. Aus meinen Erfahrungen<br />

an Mädchen kann ich sagen, daß es<br />

normaliter das Gefühl<br />

der Angst ist, welches in den Vordergrund der Verdrängungsgefühle<br />

tritt, wenn zum ersten Male die Wunschrealisierungsmöglichkeit in<br />

Frage kommt, und zwar ist es eine ganz bestimmte Form der Angst<br />

man fühlt den Feind in sich selbst, es ist die eigene Liebesglut, die einen<br />

mit der eisernen Notwendigkeit zu dem zwingt, was man nicht will;<br />

man fühlt das Ende, das Vergängliche, vor dem man vergebens in unbekannte<br />

Fernen die Flucht ergreifen möchte. Ist das alles? möchte<br />

man fragen. Ist das der Höhepunkt und nichts mehr außerhalb? Was<br />

geschieht mit dem Individuum bei der Sexualbetätigung, das solche<br />

Stimmung rechtfertigte?<br />

I.<br />

Biologische Tatsachen.<br />

Es findet in der Zeugung eine Vereinigung der weiblichen und<br />

männlichen Zelle statt. Jede Zelle wird dabei als Einheit vernichtet<br />

und aus diesem Vernichtungsprodulct entsteht das neue Leben. Manche<br />

niedere Lebewesen, z. B. die Eintagsfliege, haben mit der Produktion<br />

1) Wandlungen und Sj^mbole der Libido. Dieses Jahrbuch, Bd. III.

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