01.11.2013 Aufrufe

JAHRBUCH - Glowfish

JAHRBUCH - Glowfish

JAHRBUCH - Glowfish

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Die Destruktion als<br />

ürsaelie des Werdens.<br />

Von Dr. Sabina Spielrein (Wien).<br />

Bei meiner Beschäftigung mit sexuellen Problemen hat mich<br />

eine Frage besonders interessiert: warum dieser mächtigste Trieb,<br />

der Fortpflanzungstrieb, neben den a priori zu erwartenden positiven<br />

Gefülilen negative, wie Angst, Ekel, in sich beherbergt, welch letztere<br />

eigentlich iiber\mnden werden müssen, damit man zur positiven Betäti-<br />

»unw (Telanoren kann.<br />

Die negative Stellung des Individuums zur Sexualbetätigung<br />

ist natürlich bei Neurotikern besonders aufgefallen.<br />

Soweit es<br />

mir bekannt ist, haben einzelne Forscher die Erklärung dieses Widerstandes<br />

in unseren Sitten, in der Erziehung gesucht, welche bestrebt ist,<br />

den Trieb in<br />

Schranken zu halten und deshalb jedes Kind belehrt, die<br />

Realisierung des sexuellen Wunsches als etwas Schlechtes, Verbotenes<br />

zu betrachten. Manchen ist die Häufigkeit der mit sexuellen Wünschen<br />

verknüpften TodesVorstellungen aufgefallen, jedoch wurde der Tod<br />

als Symbol des moralischen Falles aufgefaßt (StekeP), Gross leitet<br />

das Ekelgefühl vor den Sexualprodukten von der räumlichen Koexistenz<br />

mit den toten Exkreten ab. Freud führt die Widerstände, die<br />

Angst<br />

auf Verdrängung der sonst positiv gefühlsbetonten Wünsche zurück.<br />

Bleuler sieht in der Abwehr das notwendige Negativ, welches bei der<br />

positiv gefühlsbetonten Vorstellung auch vorhanden sein muß. Bei<br />

Jung fand ich folgende Stelle:<br />

,,Die leidenschaftliche Sehnsucht, d. h. die Libido hat zwei Seiten:<br />

sie ist die Kraft, die alles verschönt und unter Umständen alles zerstört.<br />

Man gibt sich öfter den Anschein, als ob man nicht recht verstehen könne,<br />

worin denn die zerstörende Eigenschaft der schaffenden Kraft bestehen<br />

könne. Eine Frau, die sich, zumal unter heutigen Kulturumständen, der<br />

Leidenschaft überläßt, erfährt das Zerstörende nur zu bald. Man muß<br />

sich um ein Weniges aus bürgerüch gesitteten Umständen herausdenken,<br />

1) Zur Zeit, da ich diese Arbeit geschrieben habe, war Dr. Stekels „Die<br />

Sprache des Traumes" noch nicht erschienen. In seinem Werke weist Verfasser<br />

an zahlreichen Trcäumen nach, daß wir neben dem Wunsche zu leben,<br />

den Wunsch zu sterben haben. Letzteren faßt er als Oegensatz zu dem im<br />

Wesen des Sexualinstinktes liegenden Wunsch zu leben aaf.<br />

Jahrbuch für psychoanalyt. u. psych opathol. Forschungen. IV. oO

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!