01.11.2013 Aufrufe

JAHRBUCH - Glowfish

JAHRBUCH - Glowfish

JAHRBUCH - Glowfish

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

:<br />

Wandlungen und Sjnnbole der Libido. 4:5o<br />

der einige Älmlichkeit hat mit dem bekamiten süßlichen Gesicht des<br />

Kiuzifixus von Guido Reni. Benndorf^) sagt:<br />

„Die Gesichtszüge, welche doch besonders in den oberen Partien<br />

einen durchaus idealen Charakter tragen, haben einen in hohem Grade<br />

krankhaften Ausdruck."<br />

Cumont^) selber sagt über den Gesichtsausdruck des Tauroktonos<br />

.,Ce visage, tel qu'on peut l'observer dans les meilleures repliques,<br />

est celui d'un jeune homme d'une beaute presque feminine; une abondante<br />

chevelure bouclee qui se dresse sur le front, l'entoure d'aureole, la tete<br />

est legerement penchee en arriere de fa^on que le regard se dürige vers le<br />

ciel, et la contraction des sourcils et des levres donne ä la physiognomie<br />

une etrange expression de douleur^)."<br />

Der bei Cumont abgebildete Kopf von Ostia (Mithras tauroctonus?)<br />

hat allerdings einen Ausdruck, wie wir ihn als den eines sentimentalen<br />

Verzichtens bei unseren Patienten wohl kennen. Sentimentalität<br />

ist verdrängte Brutalität, daher die überaus sentimentale<br />

Pose, welche in der Hirten- und Lämmchensymbolik des gleichzeitigen<br />

Chi-istentums ilir Gegenstück hatte, mit der Zugabe des Infantilismus^).<br />

Immerhin opfert der Gott nur seine Tiernatur, d. h. seine SexualitätS),<br />

immer in naher Analogie mit dem Sonnenlauf. Wir haben<br />

im Verlaufe dieser Untersuchung erfahren, daß der Libidobetrag, der<br />

religiöse Gebilde aufbaut, in letzter Linie bei der Mutter fixiert ist und<br />

eigentlich jenes Band darstellt, durch das wir dauernd mit unserem<br />

Ursprung zusammenhängen. (Religio?) Wir dürfen daher diesen Libido-<br />

1) Bildwerke d. Later. Mus., Nr. 547.<br />

-) Text, et Mon., I, 182.<br />

3) An einer andern Stelle (S. 183) spricht Cumont von der „gräce douloureuse<br />

et presque morbide des traits du heros".<br />

*) Der InfantiUsmus ist bloß die Folge der viel höheren Introversion des<br />

Christen gegenüber den Andersgläubigen.<br />

5) Die Libidonatur des Geopferten ist unzweifelhaft. In Persien verhilft<br />

ein Widder den ersten Menschen zur ersten Sünde, zur Kohabitation, er ist auch<br />

das erste Tier, das sie opfern. (Spiegel: Erän. Alterkumskunde, Bd. I, S. 511.)<br />

Der Widder ist also gleich der Paradiesesschlange, die nach manichäischer Deutung<br />

Christus war. Auch der alte Meliton von Sardes lehrte, daß Christus ein Lamm<br />

war, vergleichbar dem Widder, den Abraham im Busche an Stelle seines Sohnes<br />

opferte. Dabei stelle der Busch das Kreuz vor. (Fragment V, zitiert Robertson:<br />

1.<br />

c.)

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!