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JAHRBUCH - Glowfish

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448 C. O. Juug.<br />

in einem Kindlieitstraum, umhüllt von magisclien Superstitionen,<br />

d. li. ,, denkend''^), die Welt, indem er, ängstlich sein Bestes opfernd<br />

und sich der Gunst der Unsichtbaren versichernd, Schritt um Schritt<br />

zu immer größerer Macht emporwächst, in dem Maße, als er sich von<br />

seiner rückschauenden Sehnsucht und der anfänglichen Uneinigkeit<br />

seines Wesens befreit.<br />

Rigveda 10, 90 schließt mit dem überaus bedeutsamen Vers,<br />

der auch für das christliche Mysterium von größter Wichtigkeit ist:<br />

,,Die Götter opfernd, huldigten dem Opfer,<br />

Und dieses war der Opferwerke erstes;<br />

Sie drangen mächt'gen Wesens avif zum Himmel,<br />

Da wo die alten, seligen Götter weilen."<br />

Durch das Opfer wird eine Fülle der Macht erlangt, die an die<br />

Macht der „Eltern" heranreicht. So hat das Opfer auch die Bedeutung<br />

des psychologischen Reifungsprozesses.<br />

In der gleichen Weise, wie die Welt entstand durch das Opfer,<br />

durch den Verzicht auf die rückschauende Mutterlibido, so wird nach<br />

der Lehre der Upanishaden auch der neue Zustand der Menschen —<br />

erzeugt, den man als den unsterblichen bezeichnen kann. Dieser neue<br />

Zustand nach dem menschlichen Dasein wird wieder durch ein Opfer<br />

erreicht,<br />

nämlich durch das Roßopfer, dem in der Lehre der Upanishaden<br />

eine kosmische Bedeutung zukommt. Was das geopferte Pferd<br />

bedeutet, sagt Brihadäranyka-Upanishad 1,<br />

„Om!<br />

1. Die Morgenröte wahrlich ist des Opferrosses Haupt, die Sonne<br />

sein Auge, der Wind sein Odem, sein Rachen das allverbreitete Feuer,<br />

das Jahr ist der Leib des Opferrosses. Der Himmel ist sein Rücken, der<br />

Luftraum seine Bauchhöhle, die Erde seines Bauches Wölbung; die Pole<br />

sind seine Seiten, die Zwischenpole seine Rippen, die Jahreszeiten seine<br />

lassenheit und Schwäche gegen die großen Mächte des Lebens erkannt hat, seine<br />

Lage ähnlich wie in der Kindheit empfindet und deren Trostlosigkeit durch<br />

die regressive Erneuerung der infantilen Schutzmächte zu verleugnen<br />

sucht."<br />

1) Nietzsche: Fröhliche Wissensch. Aph. 157: ,,Mentiri — gib acht! —<br />

er sinnt nach: sofort wird er eine Lüge bereit haben. Dies ist eine Stufe der Kultur,<br />

auf der ganze Völker gestanden haben. Man erwäge doch, was die Römer mit<br />

mentiri ausdrückten!" Tatsächlich ist die indogerm. Wurzel mentis, mendieselbe<br />

für mentiri, memini und mens. Vgl. Walde: Lat. Etym. s. mendax,<br />

memini und mens.<br />

2) Übersetzt von Deussen: Geheimlehre d. Veda, S. 2L<br />

1^).

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