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JAHRBUCH - Glowfish

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444 C. G. Jung,<br />

wohl ganz oder zum allergrößten Teil an die Existenz eines liochdifferenzierten<br />

Gehirns gebunden, während Wirldiclikeitsfunktion<br />

(Anpassung an Eealität) etwas ist,<br />

das ganz unabhängig voni Denkalct<br />

in der ganzen belebten Natur vorkommt. Nur für den Denkakt gilt<br />

dieser wichtige Satz Freuds, indem das Denken, wie alle Spuren<br />

erkennen lassen,<br />

dynamisch aus der Libido abstammt, welche an der<br />

,,Inzestschranke" vom ursprünglichen Objekt abgespalten wurde.<br />

Die,,Inzestschranlve" aber tritt in Tätigkeit, wenn die ersten keimenden<br />

Sexualregungen im Strom der Libido, die zur Mutter geht, mitzuflielBen<br />

beginnen. Durch die Inzestschranke wird die Sexuallibido aus<br />

der libidinösen Identifizierung mit den Eltern abgedrängt und introvertiert<br />

aus Mangel an adäquater Betätigung. Die Sexuallibido ist<br />

es,<br />

welche den wachsenden Menschen langsam aus der Familie herausführt.<br />

(Existierte diese Notwendigkeit nicht, so bliebe die Familie<br />

wohl immer zu festem Klumpen geballt zusammen. Daher der Neurotiker<br />

immer auf volles erotisches Erleben verzichtet^), um<br />

Kind bleiben zu können.) Aus der Introversion der Sexuallibido scheinen<br />

die Phantasien hervorzugehen. Da nun die ersten kindlichen Phantasien<br />

wohl sicher nicht<br />

die Qualität eines bewußten Plans erreichen und die<br />

Phantasien sowieso (auch beim Erwachsenen) fast immer die direkten<br />

Abkömmlinge des Unbewußten sind, so ist höchstwahrscheinlich,<br />

daß die ersten Phantasieleistungen einem Regressionsakt entspringen,<br />

^ie wir früher erläuterten, geht die Regression auf vorsexuelle Stufe<br />

zurück, worauf viele Spuren hingewiesen haben. Hier erhält die Sexuallibido<br />

gewissermaßen wieder jene universelle Anwendungsfähigkeit<br />

oder Verlagerungsfähigkeit, w^elche sie tatsächlich<br />

auf jener Stufe besaß, wo die sexuelle Anwendung noch nicht aufgefunden<br />

war. Für die regredierende Sexuallibido findet sich<br />

natürlich<br />

auf vorsexueller Stufe kein adäquates Objekt, sondern bloß Surrogate,<br />

welche immer noch einen Wunsch übrig lassen, nämlich den Wunsch,<br />

das Surrogat dem SexuaLziel möglichst ähnlich zu haben. Dieser Wunsch<br />

ist aber geheim, derm er ist eigentlich ein Inzestwunsch. Das unbefriedigte<br />

unbewußte Wünschen schafft nun unzählige Sekundärobjekte,<br />

Symbole für das Urobjekt, die Mutter. (Wie der Rigveda sagt,<br />

geht der Weltschöpfer ,,ursprungverhüllend" in die Dinge ein.) Daraus<br />

geht das Denken respektive das Phantasieren hervor als eine nunmehr<br />

^) Der neurotische Don Juan ist kein Beweis; was der ,, Habitue" unter<br />

Liebe versteht, ist bloß eine SchwächUchkeit und weit entfernt von dem, was<br />

Liebe heißt!

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