JAHRBUCH - Glowfish
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442 C. G. Juug. Urspruugverhüllend in die niedre Welt ein. Doch was hat wohl als Standort ihm Was hat und wie als Stützpunkt^) ihm gedient?" Rigveda 10, 90 gibt Antwort auf diese Fragen: Der Purusha ist das Urwesen, das „Bedeckt ringsum die Erde allerorten Zehn Finger hoch noch drüber hinzufließen." Man sieht, Purusha ist eine Art platonischer Weltseele, die die Welt auch von außen umgibt: (von Purusha) ,, Geboren überragte er die Welt Nach vorn, nach hinten und an allen Orten." Die Muttersvmbolik im Bilde des Purusha ist, wie mir scheint, deutlich. Er repräsentiert die Mutterimago und die an ihr haftende Libido des Kindes. Aus dieser Annahme erklärt sich alles Folgende sehr einfach: ,,Als Opfertier ward auf der Streu geweiht Der Purusha, der auf der Streu entstanden. Den opferten die Götter, Selige Und Weise, die sich da zusammenfanden." Dieser Vers ist sehr merkwürdig; wenn man dies Mythologem in das Prokrustesbett der Logik spannen wollte, so müßte ihm wohl übel Gewalt angetan werden. Wie außer den Göttern noch gewöhnliche ,,Weise" dazukommen, das Urwesen zu ,,opfern", ist eine unerhört phantastische Vorstellung, ganz abgesehen von dem Umstände, daß außer dem Urwesen nichts anfänglich existiert hat (d. h. vor dem Opfer), wie wir noch sehen werden. Wenn nun damit jenes große Geheimnis der Mutteropferung gemeint sein sollte, dann wird alles klar. ganz verbranntem Opfertier ,,Aus ihm als Floß ab mit Schmalz gemischter Opferseim, Daraus schuf man die Tiere in der Luft Und die im Walde leben und daheim. ^) Diese Form der Frage erinnert an das bekannte indische Symbol des welttragenden Tieres: Ein Elefant auf einer Schildkröte stehend. Der Elefant hat, wie bekannt, hauptsächlich männlich-phalHsche und die Schildkröte, wie jedch Schalentier, hauptsächlich weibliche Bedeutung.
"Wandlungen und Symbole der Libido. 443 Aus ihm als ganz verbrauntem Opfertier Die Hymnen und Gesänge sind entstanden, Aus ihm auch die Prunk lieder allesamt, Und was an Opfersprüchen ist vorhanden. Aus seinem Manas ist der Mond geworden, Das Auge ist als Sonne jetzt zu sehen, Aus seinem Mund entstand Indra mid Agni, Väju. der Wind, aus seines Odems Wehen. Das Reich des Luftraums ward aus seinem Nabel, Der Himmel aus dem Haupt hervorgebracht. Die Erde aus den Füßen, aus dem Ohre Die Pole. So die Welten sind gemacht." Es ist evident, daß damit keine physische, sondern eine psychologische Kosmogonie gemeint ist. Die Welt entsteht, wenn der Mensch sie entdeckt. Er entdeckt sie, wenn er die Mutter opfert, d. h. wenn er sich aus den Nebeln seines Unbewußtseins in der Mutter befreit hat. Was ihn vorwärts zu dieser Entdeckung treibt, läßt sich psychologisch als die von Freud so genannte „Inzestschranke" auffassen. Das Inzestverbot setzt dem kindlichen Sehnen nach der nahrungsspendenden Mutter ein Ziel und zwingt die allmählich sexuell werdende Libido auf die Bahn des biologischen Ziels, Die durch das Inzestverbot von der Mutter abgedrängte Libido, die,,Mutterlibido", sucht nach dem Sexualobjekt an Stelle der verbotenen Mutter. In diesem weiten psychologischen Sinne, der in der Gleichuissprache von „Inzestverbot", „Mutter" usw. sich ausdrückt, ist auch Freuds paradoxer Satz zu verstehen: „Ursprünglich haben wir nur Sexualobjekte gekannt^)."' Ein Satz, der durchaus psychologisch zu verstehen ist, im Sinne eines von innen nach außen geschaffenen Weltbildes, das zunächst nichts mit dem sogenannten ,,objektiven" Weltbild zu tun hat, als welches eine durch die Kealitätskorrektur gegangene Neuauflage des subjektiven Weltbildes zu verstehen ist. Die Biologie als eine objektive Erfahrungswissenschaft hätte Freuds Satz unbedingt zu verwerfen, indem wie wir eingangs klargelegt haben, die Wirklichkeitsfunktion nur zum Teil sexuell sein kann; zu einem andern, ebenso wichtigen Teil ist sie auch Selbsterhaltung. Anders erscheint die Sache für das, die biologische Funktion als Epiphänomenon begleitende Denken. Soweit unser Wissen reicht, ist der individuelle Denkakt 1) Zentralblatt für Psychoanalyse, Bd. II, S. 171.
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442 C. G. Juug.<br />
Urspruugverhüllend in die niedre Welt ein.<br />
Doch was hat wohl als Standort ihm<br />
Was hat und wie als Stützpunkt^) ihm gedient?"<br />
Rigveda 10, 90 gibt Antwort auf diese Fragen:<br />
Der Purusha ist das Urwesen, das<br />
„Bedeckt ringsum die Erde allerorten<br />
Zehn Finger hoch noch drüber hinzufließen."<br />
Man sieht, Purusha ist eine Art platonischer Weltseele, die die<br />
Welt auch von außen umgibt:<br />
(von Purusha)<br />
,, Geboren überragte er die Welt<br />
Nach vorn, nach hinten und an allen Orten."<br />
Die Muttersvmbolik im Bilde des Purusha ist, wie mir scheint,<br />
deutlich. Er repräsentiert die Mutterimago und die an ihr haftende<br />
Libido des Kindes. Aus dieser Annahme erklärt sich alles Folgende<br />
sehr<br />
einfach:<br />
,,Als Opfertier ward auf der Streu geweiht<br />
Der Purusha, der auf der Streu entstanden.<br />
Den opferten die Götter, Selige<br />
Und Weise, die sich da zusammenfanden."<br />
Dieser Vers ist sehr merkwürdig; wenn man dies Mythologem<br />
in das Prokrustesbett der Logik spannen wollte, so müßte ihm wohl<br />
übel Gewalt angetan werden. Wie außer den Göttern noch gewöhnliche<br />
,,Weise" dazukommen, das Urwesen zu ,,opfern", ist eine unerhört<br />
phantastische Vorstellung, ganz abgesehen von dem Umstände, daß<br />
außer dem Urwesen nichts anfänglich existiert hat (d. h. vor dem<br />
Opfer), wie wir noch sehen werden. Wenn nun damit jenes große Geheimnis<br />
der Mutteropferung gemeint sein sollte, dann wird alles klar.<br />
ganz verbranntem Opfertier<br />
,,Aus ihm als<br />
Floß ab mit Schmalz gemischter Opferseim,<br />
Daraus schuf man die Tiere in der Luft<br />
Und die im Walde leben und daheim.<br />
^) Diese Form der Frage erinnert an das bekannte indische Symbol des<br />
welttragenden Tieres: Ein Elefant auf einer Schildkröte stehend. Der Elefant<br />
hat, wie bekannt, hauptsächlich männlich-phalHsche und die Schildkröte, wie<br />
jedch Schalentier, hauptsächlich weibliche Bedeutung.