JAHRBUCH - Glowfish
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: : 434 C!. G. Jung. einem einst lieb war, vereinigt ist und doch das Glück der Vereinigung nicht genießen kann, denn es ist alles Schatten und wesenlos und des Lebens bar. Dort trinlct der Hinuntersteigende das „unschuldige", wohl „kindliche" Wasser, den Trank der Erneuerung^), daß ihm Flügel wachsen und beflügelt pich wiederum emporwende zum Leben, wie die beschwingte Sonnenscheibe, die wie ein Schwan vom Wasser auffliegt. („Fittige, hinüber zu gehn und wieder zu kehren".) „So sprach ich, da entführte Mich schneller, denn ich vermutet. Und weit, wohin ich nimmer Zu kommen gedacht, ein Genius mich Vom eigenen Haus! Es dämmerten Im Zwielicht, da ich ging, Der schattige Wald Und die sehnsüchtigen Bäche Der Heimat, nimmer kannt ich die Länder." Nach den dunklen Eätselworten des Einganges, worin der Dichter die Ahnung des Kommenden ausspricht, beginnt die Sonnenfahrt („Nachtmeerfahrt") nach Osten, zum Aufgang, zum Geheimnis der Ewigkeit und Wiedergeburt, von der auch Nietzsche träumt und in bedeutenden Worten spricht „Oh, wie sollte ich nicht nach der Ewigkeit brünstig sein und nach dem hochzeitlichen Ring der Ringe, — dem Ring der Wiederkunft! Nie noch fand ich das Weib, von dem ich Kinder mochte, es sei denn dieses Weib, das ich liebe: denn ich liebe dich, oh Ewigkeit'^)." Hölderlin faßt dieselbe Sehnsucht in ein herrliches Bild, dessen einzelne Züge uns bereits vertraut sind „Doch bald in frischem Glänze Geheimnisvoll Im goldnen Rauche blühte, Schnell aufgewachsen Mit Schritten der Sonne, Mit tausend Gipfeln duftend, 1) Spielreins Kranke (Jahrbuch, III, S. 345) spricht im Zusammenhange der Abendmahlsbedeutung von ,,mit Kindlichkeit durchsetztem Wasser", „spermatischem Wasser", „Blut und Wein". S. 368 sagt sie: „Die ins Wasser gefaUenen Seelen werden von Gott gerettet: sie faUen auf den tiefern Grund. — Die Seelen werden vom Sonnengotte gerettet." 2) Nietzsche: Werke, Bd. VI, S. 334 ff.
Wandlungen und Symbole der Libido. 435 Mir Asia auf, und geblendet suchte Ich Eines, das ich kannte, denn ungewohnt, War ich der breiten Gassen, wo herab Vom Tmolus fährt Der goldgeschmückte Paktol Und Taurus steht und Messagis, Und voll von Blumen der Garten, Ein stilles Feuer aber im Lichte Blüht hoch der silberne Schnee, Und unsterblichen Lebens Zeug', An ungangbaren Wänden Uralt der Epheu^) wächst und getragen sind Von lebenden Zedern und Lorbeersäulen, Die feierlichen, Die göttlich gebauten Paläste." Das Bild ist apokalyptisch: Die mütterliche Stadt im Lande der ewigen Jugend, umgTünt und umblüht von unvergänglichem Frühling^). Der Dichter identifiziert sich hier mit Johannes, der auf Patmos lebte, der einst dem ,, Sohne des Höchsten" gesellt war und ihn von Angesicht sah: 1) Das (päQjLiaKOv ädavaoias, der Somatrank, der Haoma der Perser, soll aus Ephedra vulgaris gemacht werden. Spiegel: Erän. Altertumskunde, I. Bd. S. 433. -) Wie die himmlische Stadt in Hauptmanns Hannele: ,,Die Seligkeit ist eine wunderbare Stadt, Wo Friede und Freude kein Ende mehr hat, Ihre Häuser sind Marmel, ihre Dächer sind Gold, Roter Wein in den silbernen Brünnlein rollt. Auf den weißen, weißen Straßen sind Blumen gestreut, Von den Türmen klingt ewiges Hochzeitsgeläut. Maigrün sind die Zinnen, vom Frühlicht beglänzt, Von Faltern umtaumelt, mit Rosen bekränzt. Dort unten wandeln Hand in Hand: Die festlichen Älenschen durchs himmlische Land. Das weite, weite Meer füllt rot roter Wein, Sie tauchen mit strahlenden Leibern hinein! Sie tauchen hinein in den Schaum und den Glanz, Der klare Purpur verschüttet sie ganz, Und steigen sie jauchzend hervor aus der Flut, So sind sie gewaschen durch Je.su Blut." 28*
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Wandlungen und Symbole der Libido. 435<br />
Mir Asia auf, und geblendet suchte<br />
Ich Eines, das ich kannte, denn ungewohnt,<br />
War ich der breiten Gassen, wo herab<br />
Vom Tmolus fährt<br />
Der goldgeschmückte Paktol<br />
Und Taurus steht und Messagis,<br />
Und voll von Blumen der Garten,<br />
Ein stilles Feuer aber im Lichte<br />
Blüht hoch der silberne Schnee,<br />
Und unsterblichen Lebens Zeug',<br />
An ungangbaren Wänden<br />
Uralt der Epheu^) wächst und getragen sind<br />
Von lebenden Zedern und Lorbeersäulen,<br />
Die feierlichen,<br />
Die göttlich gebauten Paläste."<br />
Das Bild ist apokalyptisch: Die mütterliche Stadt im Lande<br />
der ewigen Jugend, umgTünt und umblüht von unvergänglichem<br />
Frühling^). Der Dichter identifiziert sich hier mit Johannes, der auf<br />
Patmos lebte, der einst dem ,, Sohne des Höchsten" gesellt war und<br />
ihn von Angesicht sah:<br />
1) Das (päQjLiaKOv ädavaoias, der Somatrank, der Haoma der Perser,<br />
soll aus Ephedra vulgaris gemacht werden. Spiegel: Erän. Altertumskunde,<br />
I. Bd. S. 433.<br />
-) Wie die himmlische Stadt in Hauptmanns Hannele:<br />
,,Die Seligkeit ist eine wunderbare Stadt,<br />
Wo Friede und Freude kein Ende mehr hat,<br />
Ihre Häuser sind Marmel, ihre Dächer sind Gold,<br />
Roter Wein in den silbernen Brünnlein rollt.<br />
Auf den weißen, weißen Straßen sind Blumen gestreut,<br />
Von den Türmen klingt ewiges Hochzeitsgeläut.<br />
Maigrün sind die Zinnen, vom Frühlicht beglänzt,<br />
Von Faltern umtaumelt, mit Rosen bekränzt.<br />
Dort unten wandeln Hand in Hand:<br />
Die festlichen Älenschen durchs himmlische Land.<br />
Das weite, weite Meer füllt rot roter Wein,<br />
Sie<br />
tauchen mit strahlenden Leibern hinein!<br />
Sie tauchen hinein in den Schaum und den Glanz,<br />
Der klare Purpur verschüttet sie ganz,<br />
Und steigen sie jauchzend hervor aus der Flut,<br />
So sind sie gewaschen durch Je.su Blut."<br />
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