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JAHRBUCH - Glowfish

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428 C. G. Jung.<br />

Wenn im Tale, wo der Quell niich kühlte^),<br />

Wo der jugendliclicn Sträuche Grün<br />

Um die stillen Felsenwände spielte<br />

Und der Äther durch die Zweige schien,<br />

Wenn ich da, von Blüten übergössen,<br />

Still und trunken ihren Odem trank<br />

Und zu mir, von Licht und Glanz umflossen,<br />

Aus den Höh'n die goldne Wolke sank^),<br />

Oft verlor ich<br />

da mit trunknen Tränen<br />

Liebend, wie nach langer Irre sich<br />

In den Ozean die Ströme sehnen,<br />

Schöne Welt! in deiner Fülle mich;<br />

Ach! da stürzt' ich mit den Wesen allen<br />

Freudig aus der Einsamkeit der Zeit,<br />

Wie ein Pilger in des Vaters Hallen,<br />

In die Arme der Unendlichkeit. —<br />

Seid gesegnet, goldne Kinderträume,<br />

Ihr verbargt des Lebens Armut mir,<br />

Ihr erzogt des Herzens gute Keime,<br />

Was ich nie erringe, — schenktet ihr!<br />

Abtrennung und Unterscheidung von der Mutter, die ,,Individuation" schafft<br />

jenes Gegenübertreten von Subjekt und Objekt, jene Grundlage des Bewußtseins.<br />

Was vorher war, war Einssein mit der Mutter, d. h. mit dem Weltganzen. Nicht<br />

damals schon kannte man die Sonne als Bruder, sondern erst nachmals; als nach<br />

erfolgter Abtrennung und Objektsetzung die Libido auf Infantiles regredierend<br />

ihre MögUchkeiten in jenem ersten Zustand wahrnimmt, drängt sich dem Ahnungsvollen<br />

seine Verwandtschaft mit den Gestirnen auf. Ein Vorgang, der bei der<br />

Introversionspsychose nicht allzu selten vorzukommen scheint: Ein junger Bursche,<br />

ein gewöhnlicher Handwerker, erkrankt an einer Introversionspsychose (Dem.<br />

praec), seine ersten krankhaften Gefühle beziehen sich darauf, daß er ein besonderes<br />

Verhältnis zur Sonne und den Gestirnen wahrnimmt. Die Sterne sind ihm<br />

bedeutungsvoll geworden, er denkt, sie hätten irgend etwas mit ihm zu tun, und<br />

die Sonne gibt ihm Gedanken ein. Man trifft dieses anscheinend ganz neue<br />

Empfinden der Natur ziemüch oft bei dieser Krankheit. (Ein anderer Patient<br />

fing an die Sprache der Vögel zu verstehen, welche ihm Botschaft von seiner<br />

GeUebten (Mutter) brachten.) (Vgl. Siegfried.)<br />

^) Die Quelle gehört zum Ganzen des Bildes.<br />

^) Dieses BUd drückt die göttUch-infantile Seligkeit aus, wie in Hyperions<br />

Schicksalsüed:<br />

„Ihr wandelt droben im Licht<br />

Auf weichem Boden, seUge Genien!<br />

Glänzende Götterlüfte<br />

Rühren euch leicht." —

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