JAHRBUCH - Glowfish
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Beiträge zur Psychologie des Liebeslebens. IL Über die allgemeinste Erniedrigung des Liebeslebens, Von Sigm. Freud (Wien), I. Wenn der psychoanalytische Praktiker sich fragt, wegen welches Leidens er am häufigsten um Hilfe angegangen wird, so muß er — absehend von der vielgestaltigen Angst — antworten: wegen psychischer Impotenz. Diese sonderbare Störung betrifft Männer von stark hbidinösem Wesen und äußert sich darin, daß die Exekutivorgane der Sexualität die Ausführung des geschlechtlichen Aktes verweigern, obwohl sie sich vorher und nachher als intakt und leistungsfähig erweisen können und obwohl eine starke psychische Geneigtheit zur Ausführimg des Aktes besteht. Die erste Anleitung zum Verständnis semes Zustandes erhält der Kranke selbst, wenn er die Erfahrung macht, daß ein solches Versagen nur beim Versuch mit gewissen Personen auftritt, während es bei anderen niemals in Frage kommt. Er weiß dann, daß es eine Eigenschaft des Sexualobjektes ist, von welcher die Hemmung seiner männhchen Potenz ausgeht, und berichtet manchmal, er habe die Empfindung eines Hindernisses in seinem Innern, die Wahrnehmung eines Gegenwillens, der die bewußte Absicht mit Erfolg störe. Er kann aber nicht erraten, was dies innere Hindernis ist und welche Eigenschaft des Sexualobjektes es zur Wirkung bringt. Hat er solches Versagen wiederholt erlebt, so urteilt er wohl in bekannter fehlerhafter Verknüpfung, die Erinnerung an das erstemal habe als störende Angstvorstellung die Wiederholungen erzwungen, das erstemal selbst führt er aber auf einen „zufälligen" Eindruck zurück.
Beiträge zur Psychologie des Liebeslebens II. 41 Psychoanalytische Studien über die psychische Impotenz sind bereits von mehreren Autoren angestellt und veröffentKcht worden^). Jeder Aiial}i:iker kann die dort gebotenen Aufklärungen aus eigener ärztlichen Erfahrung bestätigen. Es handelt sich wirklich um die hemmende Einwirkung gewisser psychischer Komplexe, die sich der Kenntnis des Individuums entziehen. Als allgemeinster Inhalt dieses pathogenen Materials hebt sich die nicht überwundene inzestuöse Fixierung an Mutter und Schwester hervor. Außerdem ist der Einfluß von akzidentellen peinHchen Eindrücken, die sich an die infantile Sexualbetätigung knüpfen, zu berücksichtigen und jene Momente, die ganz allgemein die auf das weibhche Sexualobjekt zu richtende Libido verringern'-). Unterzieht man Fälle von greller psychischer Impotenz einem eindringlichen Studium mittels der Psychoanalyse, so gewinnt man folgende Auskunft über die dabei wirksamen psychosexuellen Vorgänge. Die Grundlage des Leidens ist hier wiederum — wie sehr wahrscheinUch bei allen neurotischen Störungen — eine Hemmung in der Entwicklungsgeschichte der Libido bis zu ihrer normal zu nennenden Endgestaltung. Es sind hier zwei Strömungen nicht zusammengetroffen, deren Vereinigung erst ein völlig normales Liebesverhalten sichert, zwei Strömungen, die wir als die zärtliche und die sinnliche voneinander unterscheiden können. Von diesen beiden Strömungen ist die zärtüche die ältere. Sie stammt aus den frühesten lünderjahren, hat sich auf Grund der Interessen des Selbsterhaltungstriebes gebildet und richtet sich auf die Personen der Familie und die Vollzieher der Kinderpflege. Sie hat von Anfang an Beiträge von den Sexualtrieben, Komponenten von erotischem Interesse mitgenommen, die schon in der Kindheit mehr oder minder deuthch sind, beim Neurotiker in allen Fällen durch die spätere Psychoanalyse aufgedeckt werden. Sie entspricht der primären kindlichen Objektwahl. Wir ersehen aus ihr, daß die Sexualtriebe ihre ersten Objekte in der Anlehnung an die Schätzungen der Ichtriebe finden, gerade so, wie die ersten Sexualbefiiedigungen in Anlehnung an die zur Lebenserhaltung notwendigen Körperfunktionen erfahren 1) M. Steiner, Die funktionelle Impotenz des Mannes und ihre Behandlung, 1907. _ W. Stekel in „Nervöse Angstzustände und ihre Behandlung", Wien, 1908 (2. Aufl. 1912). — Ferenczi, Analytische Deutimg und Behandlung der psychosexuellen Impotenz beim Manne. Psychiat.-neurol. Wochenschrift, 1908. *) W. Stekel, 1. c, S. 191 ff.
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Wesen und äußert sich darin, daß die Exekutivorgane der<br />
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eines Gegenwillens, der die bewußte Absicht mit Erfolg störe. Er kann<br />
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