JAHRBUCH - Glowfish

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! 416 C. G. Jung. Nietzsches Zarathustra lelirt: „Meinen Tod lobe ich euch, den freien Tod, der mir kommt, weil ich will. Und wann werde ich wollen? — Wer ein Ziel hat und einen Erben, der will den Tod zur rechten Zeit für Ziel und Erben^). ,Und das ist der große Mittag, da der Mensch auf der Mitte seiner Bahn steht zwischen Mensch und Übermensch und seinen Weg zum Abende als seine höchste Hoffnimg feiert: denn es ist der Weg zu einem neuen Morgen. Alsda wird sich der Untergehende selber segnen, daß er ein Hinübergehender sei; und die Sonne seiner Erkenntnis wird ihm im Mittage stehen." Siegfried überwindet den Vater Wotan und bemächtigt sich Brünnhildens. Das erste, was er von ihr erblickt, ist das Roß, dann glaubt er in ihr einen gerüsteten Mann zu sehen. Er zerschneidet der Schlafenden den schützenden Panzer. (Überwältigung.) Wie er sieht, daß es ein Weib ist, faßt ihn die Furcht. ,,Mir schwankt und schwindelt der Sinn! — Wen ruf ich zimi Heil, Daß er mir helfe? — Mutter! Mutter! Gedenke mein!" — „Ist dies das Fürchten? — Mutter, Mutter! Dein mutiges Kind Im Schlaf liegt eine Frau: — Die hat ihn das Fürchten gelehrt!" — „Erwache! erwache! Heiliges Weib!" — „So saug ich mir Leben Aus süßesten Lippen — Sollt ich auch sterbend vergehn!" Im darauffolgenden Duett wird die Mutter angerufen: „0 Heil der Mutter Die mich gebar." usw. Besonders bezeichnend ist das Geständnis Brünnhildens: 1) Nietzsche: Werke, Bd. VI, S. 106.

TVandluugen und Symbole der Libido. 417 ,,0 wüßtest du, Lust der Welt, Wie ich dich je geliebt! Du warst mein Sinnen, Mein Sorgen du! Dich Zarten nährt ich Noch eh' du gezeugt, Noch eh' du geboren Barg dich mein Schild^)." Die Präexistenz des Helden und die Präexistenz Brünnliildens als seiner G-attin-Mutter geht aus dieser Stelle mit Evidenz hervor. Siegfried sagt darauf bestätigend: ,,So starb nicht meine Mutter? Schlief die Minnige nur?" Die Mutterimago, welche das Symbol der sterbenden und auferstehenwollenden Libido ist, wird von Brünnhilde dem Helden als sein eigenes Wollen erklärt: Das große Geheimnis des ,,Du selbst bin ich, Wenn du mich Sehge liebst." in die Mutter zur Wiedergeburt eingegangenen Logos verkündet Brünnhilde mit folgenden Worten: „0 Siegfried, Siegfried! Siegendes Licht! Dich liebt ich immer; Denn mir allein Erdünkte Wotans Gedanke. Der Gedanke, den ich Nennen durfte^); Den ich nicht dachte, Sondern nur fühlte; Für den ich focht, Kämpfte und stritt; Für den ich trotzte nie Dem, der ihn dachte^); Für den ich büßte^), Strafe mich band. Weil ich nicht ihn dachte, Und nur empfand! Denn der Gedanke — Dürftest du's lösen! — Mir war er nur Liebe zu dir?" ^) Der sogenannte Zufall vrül es, daß es alte etruskische Sitte war, die Aschenurne, also den Toten, in der Erde mit dem Schilde zuzudecken. -) Inzestmotiv. Jahrbuch für psychoanalyt. u. psychopathol. Forschungen. IV. 27

TVandluugen und Symbole der Libido. 417<br />

,,0 wüßtest du, Lust der Welt,<br />

Wie ich dich je geliebt!<br />

Du warst mein Sinnen,<br />

Mein Sorgen du!<br />

Dich Zarten nährt ich<br />

Noch eh' du gezeugt,<br />

Noch eh' du geboren<br />

Barg dich mein Schild^)."<br />

Die Präexistenz des Helden und die Präexistenz Brünnliildens<br />

als seiner G-attin-Mutter geht aus dieser Stelle mit Evidenz hervor.<br />

Siegfried sagt darauf bestätigend:<br />

,,So starb nicht meine Mutter?<br />

Schlief die Minnige nur?"<br />

Die Mutterimago, welche das Symbol der sterbenden und auferstehenwollenden<br />

Libido ist, wird von Brünnhilde dem Helden als<br />

sein eigenes Wollen erklärt:<br />

Das große Geheimnis des<br />

,,Du selbst bin ich,<br />

Wenn du mich Sehge liebst."<br />

in die Mutter zur Wiedergeburt eingegangenen<br />

Logos verkündet Brünnhilde mit folgenden Worten:<br />

„0 Siegfried, Siegfried!<br />

Siegendes Licht!<br />

Dich liebt ich immer;<br />

Denn mir allein<br />

Erdünkte Wotans Gedanke.<br />

Der Gedanke, den ich<br />

Nennen durfte^);<br />

Den ich nicht dachte,<br />

Sondern nur fühlte;<br />

Für den ich focht,<br />

Kämpfte und stritt;<br />

Für den ich trotzte<br />

nie<br />

Dem, der ihn dachte^);<br />

Für den ich büßte^),<br />

Strafe mich band.<br />

Weil ich nicht ihn dachte,<br />

Und nur empfand!<br />

Denn der Gedanke —<br />

Dürftest du's lösen! —<br />

Mir war er nur Liebe zu dir?"<br />

^) Der sogenannte Zufall vrül es, daß es alte etruskische Sitte war, die<br />

Aschenurne, also den Toten, in der Erde mit dem Schilde zuzudecken.<br />

-) Inzestmotiv.<br />

Jahrbuch für psychoanalyt. u. psychopathol. Forschungen. IV. 27

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