JAHRBUCH - Glowfish
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: 414 CG. Jung. Mythologisch hieße es, die Sonne sei von der Nachtschlange verschlungen, der Hort versteckt und vom Drachen bewacht: Ersetzung eines rezenten Anpassungsmodus durch einen infantilen Modus, der durch entsprechende neurotische Symptome repräsentiert ist. Freud fährt fort: „Dorthin folgt ihr nim die analytische Kur nach, welche die Libido aufsuchen, wieder dem Bewußtsein zugänglich und endlich der Realität dienstbar machen will. Wo die analytische Forschung auf die in ihre Verstecke zurückgezogene Libido stößt, muß ein Kampf ausbrechen; alle die Kräfte, welche die Regression der Libido verursacht haben, werden sich als Widerstände^) gegen die Arbeit erheben, um diesen neuen Zustand zu konservieren," Mvthologisch heißt dies: Der Held sucht die verlorene Sonne, das Feuer, das Jungfrauopfer oder den Hort und kämpft den typischen Kampf mit dem Drachen, mit der Libido im Widerstand. Wie diese Parallelen zeigen, wird in der Psychoanalyse ein Stück Lebensprozeß in Bewegung gesetzt, dessen fundamentale Wichtigkeit die Bedeutung der Psychoanalyse ins richtige Licht setzt. Nachdem Siegfried den Drachen erschlagen hat, begegnet er dem Vater Wotan, den finstere Sorgen plagen, denn ihm hat die Urmutter Erda die Schlange in den Weg gelegt, um seine Sonne zu entkräften; er sagt zu Erda: Wanderer: Urwissend Stachest du einst Der Sorge Stachel Li Wotans wagendes Herz: Mit Furcht vor schmachvoll Feindlichem Ende Erda: Füllt ihn dein Wissen, das Bangen band seinen Mut. Bist du der Welt weisestes Weib, Sage mir nun: Wie besiegt die Sorge der Gott? Du bist — nicht Was du dich nennst!" Es ist dasselbe uralte Motiv, dem wir auch bei Wag ne r begegnen Die Mutter hat dem Sohne, dem Sonnengott, mit giftigem Stachel die Lebensfreude genommen und raubt ihm die Macht, die mit dem Namen zusammenhängt: Isis verlangt den Namen des Gottes, Erda ^) Die Stellen sind von mir gesperrt.
Waudlungen und Symbole der Libido. 415 sagt: „Du bist nicht, was du dich nennst." Der „Wanderer" hat aber den Weg gefunden, wie man den tödlichen Zauber der Mutter, die Todesangst, überwinden kann: „Um der Götter Ende Grämt mich die Angst nicht, Seit mein Wunsch es — will!" „Dem wonnigsten Wälsung Weis ich mein Erbe nun an." ,,Dem ewig Jmigen Weicht in Wonne der Gott." — Diese weisen Worte enthalten in der Tat den rettenden Gedanken: Nicht die Mutter hat uns den giftigen Wurm in den Weg gelegt, sondern unsere Libido will es selber, daß sie den Sonnenlauf vollbringe, daß sie vom Morgen zum Mittag emporsteige und, den Mittag überschreitend, dem Abend zueile, nicht mit sich selber uneins, sondern auch den Abstieg und das Ende wollend^). 1) Dieses Problem hat auch den antiken Sonnenmythos sehr beschäftigt. Es ist zunächst auffallend, daß die löwentötenden Helden Simson und Herakles im Kampfe waffenlos sind. Der Löwe ist das Symbol höchster Sommerhitze, astrologisch ist er das Domicilium solis. Steinthal (Zeitschrift für Völkerpsychologie, Bd. II, S. 133) macht darüber folgendes sehr interessante Raisonnement, das ich wörtlich anführe. ,,Wenn also der Sonnengott gegen die Sommerhitze kämpft, so kämpft er gegen sich; tötet er sie, so tötet er sich. — Allerdings! Der Phöniker und Assyrer und Lyder schrieb seinem Sonnengotte einen Selbstmord zu. Denn nur als Selbstmord begriff er es, daß die Sonne ihre Hitze mindere. Steht also, glaubte er, die Sonne im Sommer am höchsten und sengt ihr Strahl mit verzehrender Glut: aber nicht, sondern verjüngt sich nur so verbrennt sich der Gott selbst, stii-bt Auch Herakles verbrennt sich, steigt aber in den Flammen zum Olj-mp. Dies ist der Widerspruch in den heidnischen Göttern. Sie sind als Naturkräfte dem Menschen sowohl heilsam als auch schädUch. Um also wohlzutun und zu retten, müssen sie gegen sich selbst -wirken. Der Widerspruch vrird abgestumpft, wenn jede der beiden Seiten der Naturkraft in einem besondern Gotte personifiziert wird oder wenn sie zwar nur in einer göttlichen Person gedacht wkd, ihre zweiseitige Wirkungsweise aber, die wohltätige und die unheilvolle, jede ein besonderes Symbol erhält. Das Symbol wüd immer selljständiger, wird endlich selbst Gott; und während ursprünglich der Gott gegen sich selbst wirkte, sich selbst vernichtete, kämpft nun Symbol gegen Symbol. Gott gegen Gott oder der Gott mit dem SjTnbol." Gewiß kämpft der Gott mit sich selbst, mit seinem andern Selbst, das wir unter dem Sjnnbol der Mutter begriffen haben. Der Kampf scheint immer ÜberA\indung des Vaters und Überwältigung der Mutter zu sein.
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verschlungen, der Hort versteckt und vom Drachen bewacht: Ersetzung<br />
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aufsuchen, wieder dem Bewußtsein zugänglich und endlich der Realität<br />
dienstbar machen will. Wo die analytische Forschung auf die in ihre<br />
Verstecke zurückgezogene Libido stößt, muß ein Kampf ausbrechen;<br />
alle die Kräfte, welche die Regression der Libido verursacht<br />
haben, werden sich als Widerstände^) gegen die Arbeit erheben, um<br />
diesen neuen Zustand zu konservieren,"<br />
Mvthologisch heißt dies: Der Held sucht die verlorene Sonne,<br />
das Feuer, das Jungfrauopfer oder den Hort und kämpft den typischen<br />
Kampf mit dem Drachen, mit der Libido im Widerstand. Wie diese<br />
Parallelen zeigen, wird in der Psychoanalyse ein Stück Lebensprozeß<br />
in Bewegung gesetzt,<br />
dessen fundamentale Wichtigkeit die Bedeutung<br />
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Nachdem Siegfried den Drachen erschlagen hat, begegnet er dem<br />
Vater Wotan, den finstere Sorgen plagen, denn ihm hat die Urmutter<br />
Erda die Schlange in den Weg gelegt, um seine Sonne zu entkräften;<br />
er sagt zu Erda:<br />
Wanderer: Urwissend<br />
Stachest du einst<br />
Der Sorge Stachel<br />
Li Wotans wagendes Herz:<br />
Mit Furcht vor schmachvoll<br />
Feindlichem Ende<br />
Erda:<br />
Füllt ihn dein Wissen,<br />
das Bangen band seinen Mut.<br />
Bist du der Welt weisestes Weib,<br />
Sage mir nun:<br />
Wie besiegt die Sorge der Gott?<br />
Du bist — nicht<br />
Was du dich nennst!"<br />
Es ist dasselbe uralte Motiv, dem wir auch bei Wag ne r begegnen<br />
Die Mutter hat dem Sohne, dem Sonnengott, mit giftigem Stachel<br />
die Lebensfreude genommen und raubt ihm die Macht, die mit dem<br />
Namen zusammenhängt: Isis verlangt den Namen des Gottes, Erda<br />
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