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JAHRBUCH - Glowfish

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412 C. G. Jung.<br />

Marsyas, der ein Ersatz für Attis, den Soluigeliebten der Cybele,<br />

zu sein scheint, wurde auch abgehäutet^). Wenn ein Skythenkönig<br />

starb, so wurden seine Sklaven und Pferde geschlachtet, abgehäutet<br />

und ausgestopft wieder aufgestellt^). Wie in Phrygien die Darsteller<br />

des Vater-Gottes geschlachtet und abgehäutet wurden, so geschah es<br />

in Athen mit einem Ochsen, der abgehäutet und ausgestopft wieder<br />

vor den Pflug gespannt wurde. Auf diese Weise wurde die Auferstehung<br />

der Ackerfruchtbarkeit gefeiert^).<br />

So erklärt sich unschwer der von Firmicus*) überlieferte Spruch<br />

aus den Sabaziosmysterien:<br />

TavQog ÖQdxovxog xal jiatrjQ xavQov ÖQdxcov^).<br />

Die aktive befruchtende (aufwärtsstrebende) Form der Libido<br />

verwandelt sich<br />

in die negative, nach dem Tode strebende Kraft. Der<br />

Held als Frühlingszodion (Widder, Stier) überwindet den Tiefstand<br />

im Winter und wird jenseits der Sommerhöhe von unbewußter Sehnsucht<br />

nach dem Tode befallen, von der Schlange gebissen; er selber<br />

aber ist die Schlange. Er ist aber uneins mit sicli selbst, daher erscheint<br />

ihm der Abstieg und das Ende als boshafte Erfindung der Todesmutter,<br />

die ihn dadurch an sich ziehen möchte. Das Mysterium verkündet<br />

aber tröstend, daß kein Widerspruch^) und keine Disharmonie darin<br />

liege, wenn Leben sich auch in Tod verwandle; xaÜQog ÖQdxovxog xal<br />

naxtjQ<br />

xavQov ÖQaxcov.<br />

S. 215.)<br />

^) Frazer: Adonis, Attis, Osiris, S. 242.<br />

2) Frazer: 1. c, S. 246.<br />

ä) Frazer: 1. c, S. 249.<br />

*) De err. prof. rel. XXVI, I, ff. (Zitiert Dieterich: Mithrasliturgie,<br />

*) Der Stier der Schlange und die Schlange des Stieres Vater.<br />

^) Ein anderer Lösungsversuch scheint das Dioskurenmotiv zu sein: Die<br />

Sonne besteht aus zwei einander ähnUchen Brüdern, der eine sterblich, der andere<br />

unsterblich. Dieses Motiv findet sich bekanntlich auch im Indischen, in den beiden<br />

A^vins, die aber weiter nicht unterschieden sind.<br />

In der Mithraslehre ist Mithras<br />

der Vater, Sol der Sohn, und doch sind beide Eins als ö /ueyas dsöß IIÄios<br />

Mb^Qas- (Vgl. Dieterich: 1. c, S. 68.) Das ZwiUingsmotiv taucht in Träumen<br />

nicht selten auf.<br />

In einem Traume, wo es hieß, eine Frau habe Zwillinge geboren,<br />

fand die Träumerin statt der erwarteten Kinder eine Schachtel und ein flaschenartiges<br />

Objekt. Hier hatten die Zwillinge also männliche und Aveibliche Bedeutung.<br />

Diese Beobachtung weist auf eine mögliche Bedeutung der Dioskuren als der Sonne<br />

und ihrer wiedergebärenden Mutter — Tochter hin(?).

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