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JAHRBUCH - Glowfish

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Wandlungen und Symbole der Libido. 411<br />

von der ursprünglichen Identität von Sclilange und Heros: Kekrops<br />

ist selber halb Schlange halb Mann. Er wird wohl primitiv die atheniensische<br />

Burgschlange selber gewesen sein. Als begrabener Gott ist<br />

er wie Erechtheus ein chthonischer Schlangengott. Über seiner<br />

unterirdischen Wohnstätte erhebt sich das Parthenon, der Tempel<br />

der Jungfraugöttin. (Vgl. die analoge Idee der christlichen Kirche.)<br />

Die Abhäutung des Gottes, die wir bereits flüchtig erwähnten,<br />

steht mit der Schlangennatur des Helden in nächster Beziehung. Wir<br />

haben schon von den mexikanischen Gotteshäutungen gesprochen.<br />

Von Mäni, dem Stifter der Manichaersekte, wird ebenfalls berichtet,<br />

daß er getötet, abgehäutet und ausgestopft aufgehängt wurde^). Es<br />

ist ein Christustod, bloß in einer andern mythologischen Form^).<br />

*) Galat. 3, 27 spielt auf dieses Urbild an: ,,So viel euer auf Christus<br />

getauft sind, habt ihr Christus angezogen."<br />

*) Wie Mäni ist a,uch Marsyas ein Gekreuzigter. (Vgl. dazu Robertson<br />

Evang. Myth., S. 66.) Beide wurden aufgehängt, welche Strafe einen unverkennbaren<br />

Symbohvert hat, indem das Schweben („Langen und Bangen in<br />

schwebender Pein") Symbol unerfüllten Wunsches ist (vgl. Freud: Traumdeutung,<br />

IL Auflage, S.<br />

196), daher Christus, Odin, Attis an Bäumen (= Mutter)<br />

hängen. Ähnlichen Tod erlitt der talmudische Jesus ben Pandira (we es scheint,<br />

der am ehesten historische Jesus) am Vorabend eines Passahfestes in der Regierungszeit<br />

des Alexander Jannaeus (106—79 a. Chr. n.). Dieser Jesus soll<br />

der Stifter der essenischen Sekte gewesen sein (vgl. Robertson: Evang. Myth.,<br />

S. 123), die in gewisser Beziehung stand zu dem nachmaligen Christentum. Der<br />

mit dem vorigen Jesus identifizierte, aber ins zweite nachchristliche Jahrhundert<br />

verlegte Jesus ben Stada wurde ebenfalls gehängt.<br />

Beide ^\^Irden vorher gesteinigt,<br />

welche Strafe sozusagen eine unblutige war, wie das Hängen. (Die christliche<br />

Kirche, die kein Blut vergießt, verbrennt dafür.)<br />

Dieses dürfte nicht ohne Belang<br />

sein, indem aus Uganda eine seltsame Zeremonie berichtet wird: ,,When a king<br />

of Uganda whished to live for ever, he went to a place in Busiro, where<br />

a feast was given by the chiefs. At the feast the Mamba Clan was especially<br />

held in honour, and during the festivities a raember of this clan was secretly<br />

chosen by his fellows, caught by them, and beaten to death whith their<br />

fists; no stick or other weapon might be used by the men appointed<br />

to do the deed.<br />

After death the victims body was f layed and the skin made into<br />

a special whip etc. After the ceremony of the feast in Busiro, with its stränge<br />

sacrifice, the king of Uganda was supposed to live for ever, but from that<br />

day he was never allowed to see his mother again. (Zitiert<br />

Frazer: Golden Bough. Part. IV, S. 41.5.) Das Opfer, das auserkoren ist,<br />

einem andern das ewige Leben zu erkaufen, wird hier unblutig zu Tode gebracht<br />

und nachher abgehäutet. Daß dieses Opfer eine ganz unmißverständUche<br />

Beziehung auf die Mutter hat — welche, wissen wir bereits — geht aus dem<br />

Frazerschen Bericht klar hervor.

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