JAHRBUCH - Glowfish
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398 C. G. Jung. her wirkend). Im griechischen Synkretismus spielt sie eine bedeutende Rolle: Sie vermischt sich mit Artemis, die aucli den Beinamen ixdrr], die „ferntreffende" oder „nach ihrem Willen treffende" führt, worin wir wieder ihre überlegene Kraft erkennen. Artemis ist die Jäger in mit Hunden, und so wurde auch Hekate durch Vermischung mit ihr die xvv7]yenxi], die nächtliche wilde Jägerin. (Gott als Jäger vgl. oben.) Ihren Namen hat sie auch mit Apollon gemeinsam {^xaxog, ixdeQyog). Vom Standpunkte der Libidotheorie aus ist diese Beziehung leicht verständlich, indem Apollo einfach die mehr positive Seite desselben Libidobetrages symbolisiert. Die Vermischung der Hekate mit Brimo als unterirdischer Mutter ist verständlich, ebenso mit Persephone und Ehea, der uralten Allmutter. Aus der Mutterbedeutung verständlich ist auch die Vermischung mit llithyia, der Geburtshelferin. Hekate ist auch direkt Geburtsgöttin (xovQorgocpog), Mehrerin des Viehstandes und Hochzeitsgöttin. Orphisch tritt Hekate gar in den Mittelpunkt der Welt als Aphrodite und Gaia, sogar als Weltseele überhaupt. Auf einer Gemme^) trägt sie auf dem Kopfe das Kreuz. Der Balken, an dem die Verbrecher gezüchtigt wurden, hieß exdrrj. Ihr war (als der römischen Tri via) der Dreiweg oder Scheideweg oder Kreuzweg geweiht. Und dort, wo die Wege sich spalten oder vereinigen, wurden ihr Hundeopfer gebracht, dorthin warf man die Leichen der Hingerichteten; das Opfer geschieht an der Vereinigungsstelle. (Vgl. oben.) Etymologisch ist auch Scheide (z. B, Schwertscheide), Scheide als Wasserscheide und Scheide als Vagina mit scheiden ([spalten] oxiCoi) dasselbe Wort. Die Bedeutung eines Opfers an dieser Stelle wäre also: der Mutter an der Vereinigungsstelle oder an der Spalte etwas darbieten. (Vgl. die Opfer an die chthonischen Götter in den Erdspalten.) Unschwer sind der Temenos der Ge, der Erdspalt und die Quelle als jene Pforten des Todes und Lebens aufzufassen^), ,,an denen jeder gern vorüberschleicht" (Faust) und seinen Obolus oder seine jielavoi dreinopfert, statt seines Leibes, wie Herakles den 1) Arch. Zeitung, 1857, Taf. 99. Zitiert Röscher, I, 2, Sp. 1909. ^) Vgl. die Symbolik des Melker Marienliedes (XII. Jahrh.): ,,Sancta Maria, Verschloßne Pforte Aufgetan Gott's Worte — Brunnen versiegelter, Garten verriegelter, Pforte vom Paradies."
Wandlungen und Symbole der Libido. 399 Kerbsros mit dem Honigkuchen beschwichtigte. (Vgl. auch die mythische Bedeutung des Hundes!) So war auch die Spalte von Delphi mit der Quelle Kastalia der Sitz des chtlionischen Drachen Python, der vom Sonnenhelden Apollo überwunden wurde. (Python hat, durch Hera gehetzt, die mit Apollo schwangere Leto verfolgt; sie aber gebar auf der bis anhin schwimmenden Insel Delos [,, Nachtmeerfahrt"] ihr Kind, das später den Pvthon erschlug, d. h. in ihm die Geistmutter überwand.) In Hierapolis (Edessa) war der Tempel über dem Erdspalt errichtet, in den sich die Sintflut verlaufen hat, und in Jerusalem bedeckte der Grundstein des Tempels die große Tiefe^), wie auch christliche Kirchen nicht selten über Höhlen, Grotten, Quellen usw. errichtet sind. In der Mithrasgrotte^) und all den anderen Höhlendiensten bis zu den christlichen Katakomben, die ihre Bedeutung nicht den legendären Verfolgungen, sondern dem Totenkiilt verdanken^), begegnen wir demselben Grundmotiv. Auch das Begraben der Toten im heiligen Bezirke (im ,, Totengarten", in Kreuzgängen, Krypten usw.) ist die Zurückgabe an die Mutter mit der gewissen Auferstehungshoffnung, durch welche solche Bestattung rechtmäßigerweise belohnt wird. Das Todestier, das in der Höhle haust, mußte früher durch Menschenopfer, später durch Naturalgaben beschwichtigt werden*). Daher der attische Gebrauch den Toten die fiehrovixa mitgab zur Beschwichtigung des Höllenhundes, des dreiköpfigen Ungeheuers Dieselbe Symbolik im Erotischen: ,,Jungfräulen, soll ich mit euch gehn In euren Rosengarten, Dort, wo die roten Röslein stehn. Die feinen und die zarten, Und auch ein Baum daneben, Der seine Läublein wiegt, Und auch ein kühler Brunnen, Der grad darunter liegt." ^) Herzog: Aus dem Asklepieion von Kos. Archiv für Religionswissenschaft, Bd. X, H. 2, S. 219 ff. *) Ein Mithrasheiligtum war, wenn irgend möghch, eine unterirdische Grotte, öfter wurde die Höhle auch bloß nachgeahmt. Es ist denkbar, daß die christlichen Krvpten und Unterkirchen von ähnlicher Bedeutung sind. ") Vgl. Schnitze: Die Katakomben, 1882, S. 9 ff. *) In den Taurobolien wurde ein Stier über einer Grube geopfert, in welcher sich der Consecrand befand. Seine Initiation bestand darin, daß er vom Blute des Opfers übergössen wurde. Also eine Wiedererzeugung und Wiedergeburt, Taufe. Der Täufling hieß dann Renatus.
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Kerbsros mit dem Honigkuchen beschwichtigte. (Vgl. auch die<br />
mythische Bedeutung des Hundes!) So war auch die Spalte von Delphi<br />
mit der Quelle Kastalia der Sitz des chtlionischen Drachen Python,<br />
der vom Sonnenhelden Apollo überwunden wurde. (Python hat, durch<br />
Hera gehetzt, die mit Apollo schwangere Leto verfolgt; sie aber gebar<br />
auf der bis anhin schwimmenden Insel Delos [,, Nachtmeerfahrt"] ihr<br />
Kind, das später den Pvthon erschlug, d. h. in ihm die Geistmutter<br />
überwand.) In Hierapolis (Edessa) war der Tempel über dem Erdspalt<br />
errichtet, in den sich die Sintflut verlaufen hat, und in Jerusalem<br />
bedeckte der Grundstein des Tempels die große Tiefe^), wie auch<br />
christliche Kirchen nicht selten über Höhlen, Grotten, Quellen usw.<br />
errichtet sind. In der Mithrasgrotte^) und all den anderen Höhlendiensten<br />
bis zu den christlichen Katakomben, die ihre Bedeutung nicht<br />
den legendären Verfolgungen, sondern dem Totenkiilt verdanken^),<br />
begegnen wir demselben Grundmotiv. Auch das Begraben der<br />
Toten<br />
im heiligen Bezirke (im ,, Totengarten", in Kreuzgängen, Krypten usw.)<br />
ist die Zurückgabe an die Mutter mit der gewissen Auferstehungshoffnung,<br />
durch welche solche Bestattung rechtmäßigerweise belohnt<br />
wird. Das Todestier, das in der Höhle haust, mußte früher durch<br />
Menschenopfer, später durch Naturalgaben beschwichtigt werden*).<br />
Daher der attische Gebrauch den Toten die fiehrovixa mitgab zur<br />
Beschwichtigung des Höllenhundes, des dreiköpfigen Ungeheuers<br />
Dieselbe<br />
Symbolik im Erotischen:<br />
,,Jungfräulen, soll ich mit euch gehn<br />
In euren Rosengarten,<br />
Dort, wo die roten Röslein stehn.<br />
Die feinen und die zarten,<br />
Und auch ein Baum daneben,<br />
Der seine Läublein wiegt,<br />
Und auch ein kühler Brunnen,<br />
Der grad darunter liegt."<br />
^) Herzog: Aus dem Asklepieion von Kos. Archiv für Religionswissenschaft,<br />
Bd. X, H. 2, S. 219 ff.<br />
*) Ein Mithrasheiligtum war, wenn irgend möghch, eine unterirdische<br />
Grotte, öfter wurde die Höhle auch bloß nachgeahmt. Es ist denkbar, daß die<br />
christlichen Krvpten und Unterkirchen von ähnlicher Bedeutung sind.<br />
") Vgl. Schnitze: Die Katakomben, 1882, S. 9 ff.<br />
*) In den Taurobolien wurde ein Stier über einer Grube geopfert, in<br />
welcher sich der Consecrand befand. Seine Initiation bestand darin, daß er vom<br />
Blute des Opfers übergössen wurde. Also eine Wiedererzeugung und Wiedergeburt,<br />
Taufe. Der Täufling hieß dann Renatus.