JAHRBUCH - Glowfish

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388 C-. G. Jung. „Zusammen schweißte diese Welt Als Grobsclimied Bralimanaspati — ," Das Schwert hat die Bedeutung der phallischeu Sonnenkraft, daher aus dem Munde des apokalyptischen Cliristos ein Schwert geht, das zeugende Feuer, die Rede, oder der zeugende Logos. Im ncämlich Rigveda ist Bralimanaspati auch das Gebetsworti), dem vorweltliche, schöpferische Bedeutung zukommt. Rigveda 10, 31 (Deussen): „Und dies Gebet des Sängers, aus sich breitend, Ward eine Kuh, die vor der Welt schon da war; In dieses Gottes Schoß zusammen wohnend, Pfleglinge gleicher Hegung sind die Götter." Der Logos wird zur Kuh, d. h. zur Mutter, die schwanger ist mit den Göttern. (In christlichen, nicht kanonischen Phantasien, wo der Hl. Geist weibliche Bedeutung hat, haben wir das bekannte Zweimüttermotiv, die irdische Mutter Maria und die Geistmutter, den Hl. Geist.) Die Verwandlung des Logos in die Mutter hat insofern nichts Wunderbares an sich, als der Ursprung des Phänomens Feuer-Rede ja die Mutterlibido zu sein scheint nach den Erörterungen der früheren Kapitel. Das Geistige ist die Mutterlibido. Die Bedeutung des Schwertes ist wohl mitdeterminiert durch die Schärfe im Sanskritbegriff tejas, wie oben gezeigt, in seiner Verbindung mit dem Libidobegriff. Das Verfolgungsmotiv (die verfolgte Sieglinde analog der Leto) ist hier nicht an die Geistmutter geknüpft, sondern an Wotan, also entsprechend der Linossage, wo auch der Vater des Weibes der Verfolger ist. Wotan ist auch der Vater Brünhildes. Brünhilde steht in einem eigenartigen Verhältnis zu Wotan. (Walk. S. 36 ed. Burg hold) sagt Brünhilde zu Wotan: „Zu Wotans Willen sprichst du, Sagst du mir, was du willst. Wer — bin ich. War' ich dein Wüle nicht?" Wotan: — Mit mir nur rat ich, Red ich mit dir " Brünhilde ist also etwa zu vergleichen dem ,, Engel des Antlitzes", jenem von Gott ausgehenden schöpferischen Willen oder Wort^), eben ^) Vgl. Deussen: Geschichte der Philosophie, Bd. I, S. 14 f. ^) Ein Analogen ist Zeus und Athene. Rigveda, 10, 31, wird das Gebctswort zur trächtigen Kuh. Im Persischen ist es das ,,Auge Ahura's"; babylonisch Nabu: das Schicksalswort; persisch vohu mano: der gute Gedanke des Schöpfer-

: ! Wandlungen und Symbole der Libido. 389 dem Logos, der zum gebärenden Weibe wird. Der Gott schafft durcb das Wort die Welt, d. h. seine Mutter, das Weib, das ihn wiedergebären wird. (Er legt sein eigenes Ei.) Diese seltsame Vorstellung scheint mir dadurch erklärt werden zu können, daß man annimmt, daß die in die Rede (das Denken) überfließende Libido nocli in außerordentlichem Maße iliren Sexualcharakter bewahrt hat (infolge der ihr innewohwohnenden Inertie). Auf diese Weise hatte nun das ,,Wort" alles das auszuführen und zu erfüllen, was dem Sexualwunsch versagt blieb, näijolich das Zurückgehen in die Mutter, um ewige Dauer zu erlangen. Das ,,Wort" erfüllt diesen Wunsch, indem es selber zur Tochter, zum Weibe wird, zu der Mutter des Gottes, die ihn wiedergebärt^). Burghold): Dieses Bild schwebt Wagner entschieden vor (Walk. S. 73 ed. Klage Wotans über Brünhilde ,,Keine wie sie Kannte mein innerstes Sinnen; Keine wie sie Wußte den Quell meines Willens; Sie selbst war Meines Wunsches schaffender Schoß; Und so nun brach sie Den seligen Bund — !" gottes; stoisch ist Hermes der Logos oder die Weitvernunft; alexandrinisch die Zo(pla, alttestamentlicli der „Engel Jahwes" oder das ,, Angesicht" Gottes. ]\Iit diesem Engel rang Jakob während der Nacht an der Furt des Jabbok, nachdem er mit allem, was er besaß, das Wasser überschritten hatte. (Nachtmeerfahrt, Kampf mit der Nachtschlange, Kampf an der Furt wie Hiawatha.) Bei diesem Kampfe verrenkte sich Jakob die Hüfte. (Motiv des Armausdrehens Kastration wegen Mutterüberwältigung.) Dieses ,, Antlitz" Gottes wird in der rabbinischen Philosophie dem mystischen Metatron, dem Fürsten des Angesichtes (Jos. 5, 14), gleichgesetzt, der ,,die Gebete vor Gott bringt" und ,,in dem der Name Gottes ist". Die Naassener (Ophiten) nannten den Hl. Geist das , »erste Wort", die ,,Mutter aller Lebendigen"; die Valentinianer faßten rüe niedersteigende Taube des Pneuma als das ,,Wort der Mutter von oben, der Sophia". (Drews: Christ. M. I, S. 16, 22, 80.) Assyrisch hat GibU, der Feuergott die Logosrolle. (Tiele: Assyr. Gesch.) Bei Ephrem, dem sj-rischen Hymnendichter, sagt Joharmes der Täufer zu Christus: ,,Ein Funke Feuer in der Luft wartet deiner über dem Jordan. Wenn du ihm folgst und getauft sein willst, so übernimm du selbst, dich abzuwaschen, denn wer vermag brennendes Feuer mit den Händen anzufassen? Du, der ganz Feuer ist, erbarme dich meiner!" (Usener: Religionsgeschichtliche Untersuchungen, 1,64. Zitiert Drews: 1. c, S. 81.) ^) Vielleicht stammt die große Bedeutung des Namens von dieser Phantasie ab.

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Wandlungen und Symbole der Libido. 389<br />

dem Logos, der zum gebärenden Weibe wird.<br />

Der Gott schafft durcb<br />

das Wort die Welt, d. h. seine Mutter, das Weib, das ihn wiedergebären<br />

wird. (Er legt sein eigenes Ei.) Diese seltsame Vorstellung scheint mir<br />

dadurch erklärt werden zu können, daß man annimmt, daß die in die<br />

Rede (das Denken) überfließende Libido nocli in außerordentlichem<br />

Maße iliren Sexualcharakter bewahrt hat (infolge der ihr innewohwohnenden<br />

Inertie). Auf diese Weise hatte nun das ,,Wort" alles das<br />

auszuführen und zu erfüllen, was dem Sexualwunsch versagt blieb,<br />

näijolich das Zurückgehen in die Mutter, um ewige Dauer zu erlangen.<br />

Das ,,Wort" erfüllt diesen Wunsch, indem es selber zur Tochter, zum<br />

Weibe wird, zu der Mutter des Gottes, die ihn wiedergebärt^).<br />

Burghold):<br />

Dieses Bild schwebt Wagner entschieden vor (Walk. S. 73 ed.<br />

Klage Wotans über Brünhilde<br />

,,Keine wie sie<br />

Kannte mein innerstes Sinnen;<br />

Keine wie sie<br />

Wußte den Quell meines Willens;<br />

Sie selbst war<br />

Meines Wunsches schaffender Schoß;<br />

Und so nun brach sie<br />

Den seligen Bund — !"<br />

gottes; stoisch ist Hermes der Logos oder die Weitvernunft; alexandrinisch die<br />

Zo(pla, alttestamentlicli der „Engel Jahwes" oder das ,, Angesicht" Gottes. ]\Iit<br />

diesem Engel rang Jakob während der Nacht an der Furt des Jabbok, nachdem<br />

er mit allem, was er besaß, das Wasser überschritten hatte. (Nachtmeerfahrt,<br />

Kampf mit der Nachtschlange, Kampf an der Furt wie Hiawatha.)<br />

Bei diesem Kampfe verrenkte sich Jakob die Hüfte. (Motiv des Armausdrehens<br />

Kastration wegen Mutterüberwältigung.) Dieses ,, Antlitz" Gottes wird in der<br />

rabbinischen Philosophie dem mystischen Metatron, dem Fürsten des Angesichtes<br />

(Jos. 5, 14), gleichgesetzt, der ,,die Gebete vor Gott bringt" und ,,in<br />

dem der Name Gottes ist". Die Naassener (Ophiten) nannten den Hl. Geist<br />

das ,<br />

»erste Wort", die ,,Mutter aller Lebendigen"; die Valentinianer faßten rüe<br />

niedersteigende Taube des Pneuma als das ,,Wort der Mutter von oben, der<br />

Sophia". (Drews: Christ. M. I, S. 16, 22, 80.) Assyrisch hat GibU, der Feuergott<br />

die Logosrolle. (Tiele: Assyr. Gesch.) Bei Ephrem, dem sj-rischen Hymnendichter,<br />

sagt Joharmes der Täufer zu Christus: ,,Ein Funke Feuer in der Luft<br />

wartet deiner über dem Jordan. Wenn du ihm folgst und getauft sein willst, so<br />

übernimm du selbst, dich abzuwaschen, denn wer vermag brennendes Feuer mit<br />

den Händen anzufassen? Du, der ganz Feuer ist, erbarme dich meiner!"<br />

(Usener: Religionsgeschichtliche Untersuchungen, 1,64. Zitiert Drews: 1. c, S. 81.)<br />

^) Vielleicht stammt die große Bedeutung des Namens von dieser Phantasie<br />

ab.

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