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JAHRBUCH - Glowfish

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)<br />

"Wandlungen und Symbole der Libido. 383<br />

Eine alte Fabel erzälilt, daß Circe, die Gemahlin des Königs Picus,<br />

ihn in den Picus martius verwandelt habe. Die Zauberin ist die ,, neugebärende<br />

Mutter", die den „magischen Einfluß" auf den Sohn-Gatten<br />

hat.<br />

Wunsch.<br />

Sie tötet ihn, verwandelt ihn in den Seelenvogel, den unerfüllten<br />

Picus wird auch aufgefaßt als Walddämon und Incubus^),<br />

ebenso als weissagend, also reichlich auf die Mutterlibido hindeutend^).<br />

Picus wird bei den Alten öfter mit Picumnus gleichgestellt. Picumnus<br />

ist der unzertrennliche Gefährte des Pilumnus und beide heißen geradezu<br />

..infantium dii", Götter der Kinder. Speziell von Pilumnus wird<br />

berichtet, daß er die neugeborenen Kinder gegen die verderblichen Angriffe<br />

des Waldschrates Silvanus verteidige. (Gute und böse Mutter.<br />

Zweimüttermotiv.<br />

Der hilfreiche Vogel, ein errettender Wunschgedanke, der sich<br />

aus der Introversion^) ergibt, rät dem Helden, den Zauberer unters<br />

Haar zu schießen, wo sich die einzig verwundbare Stelle befindet.<br />

Diese Stelle ist der ..phallische" Punkf*), wenn man so sagen darf;<br />

er ist auf der Höhe des Kopfes, an dem Ort, wo die mythische Kopfgeburt<br />

stattfindet, die auch heutzutage noch in den Sexualtheorien<br />

der Kinder vorkommt. Dorthin schießt Hiawatha (natürlich, möchte<br />

man sagen.) 3 Pfeile^) (die bekannten phallischen Symbole) hinein<br />

^) Röscher: s. Picus, Sp. 2496, 30.<br />

^) Der Vater des Picus soll Sterculus oder Sterculius heißen, welcher Name<br />

sich deutlich von stercus: Kot, excrementum herleitet; er soll auch der Erfinder<br />

des Düngers sein. Der Urschöpfer, der auch die Mutter geschaffen hat, tut es<br />

auf dem Wege des infantilen Schaffens, das wir früher kennen lernten. Der oberste<br />

Gott legt sein Ei, seine Mutter, aus der er sich wieder gebiert — auch dies ist<br />

ein verwandter Gedankengang.<br />

^) Introversion = Eingehen in die Mutter, versinken in die eigene Innenwelt<br />

oder Libidoquelle, symbolisiert durch Hineinkriechen, Durchziehen, Bohren,,<br />

(hinter den Ohren kratzen = Feuer machen). Ohrdurchbohrung, Nägeleinschlagen,<br />

Schlangenverschlucken. So ist auch die buddhistische Legende verständlich: Als<br />

Gautama den langen Tag in tiefem Nachsinnen unter dem heiligen Baume<br />

sitzend verbracht hatte, war er am Abend Buddha, ein Erleuchteter,<br />

geworden.<br />

*) Vgl. oben (paXAög und seine etymologischen Zusammenhänge.<br />

^) Spielreins Kranke erhält von Gott drei Schüsse durch Kopf, Brust<br />

und Auge, ,,dann kam eine Auferstehung des Geistes". (Jahrbuch III, S. 376.)<br />

In der tibetanischen Mythe des Bogda Gesser Khan schießt<br />

der Sonnenheld<br />

der dämonischen Alten, die ihn verschlingt und \\deder ausspeit, den Pfeil<br />

auch in die Stirn. In einer kalmückischen Mythe schießt der H?Id den Pfeil in<br />

das ,, Strahlenauge", das sich auf der Stirn des Stieres befindet. (Genitale Be-

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