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JAHRBUCH - Glowfish

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Wandlungen und Symbole der Libido. 349<br />

Die Gefahr ist, wie Nietzsche glänzend aasfiilirt, die Vereinsamung<br />

in sich selber:<br />

„Die Einsamkeit umringt und um ringelt ihn, immer drohender,<br />

würgender, herzzuschnürender, jene furchtbare Göttin und Mater<br />

saeva cupidinuni."<br />

Die von der Mutter zurückgenommene Libido, welche nur widerstrebend<br />

zurückkommt, wird bedrohend wie eine Schlange, das Symbol<br />

des Todes, denn die Beziehung zur Mutter hat aufzuhören, zu sterben,<br />

woran man selber fast stirbt. In ,,Mater saeva cupidinum"<br />

erreicht das Bild eine seltene, fast bewußte Vollendung.<br />

Es konmit mir nicht zu, versuchen zu wollen, mit besseren Worten<br />

die Psychologie der Loslösung von der Kindheit zu schildern, als<br />

Nietzsche getan hat.<br />

dies<br />

IVIiß Miller gibt uns noch einen weiteren Hinweis auf em Material,<br />

das in einer mehr allgemeinen Weise ihre Schöpfung beeinflußt habe:<br />

Es ist dies das große indianische Epos von Longfellow: The song<br />

of Hiawatha.<br />

Meine Leser werden sich, wenn sie überhaupt die Geduld hatten,<br />

sich bis hierher durchzulesen und durchzudenken, öfter gewundert<br />

haben, wie viele Male ich Dinge aus fernsten Fernen zum Vergleich<br />

heranziehe und wie sehr ich die Basis verbreitere, auf der sich die Schöpfmigen<br />

von Miß Miller erheben, öfter werden ihnen auch Zweifel<br />

aufgetaucht sein, ob wohl ein solches Unternehmen gerechtfertigt sei,<br />

an Hand von spärlichen Andeutungen prinzipielle Erörterungen über<br />

die psycliologischen Grundlagen der Mythen, der Religion imd der<br />

Kultur überhaupt anzustellen: Denn, wird man sagen, hinter den<br />

Millerschen Phantasien ist solches wohl kaum zu suchen. Ich brauche<br />

wohl kaum zu betonen, daß auch ich<br />

öfter gezweifelt habe. Ich hatte<br />

nämlicli Hiawatha früher nie gelesen, bis ich im Verlaufe meiner<br />

Arbeit zu diesem Stück kam, das ich mir so lange aufgespart hatte,<br />

bis ich es lesen mußte. Hiawatha, eine poetische Kompilation indianischer<br />

Mythen, gibt mir aber eine Berechtigung fitr alle vorangegangenen<br />

Überlegungen, indem in diesem Epos ein seltener Reiclitum<br />

mythologischer Probleme ausgebreitet liegt. Diese Tatsache dürfte<br />

für den Beziehungsreichtimi der Millerschen Phantasien von großem<br />

Belang sein. Wir sind daher genötigt, einen Einblick in dieses Epos<br />

zu gewinnen.

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