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JAHRBUCH - Glowfish

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336 CG. Jung.<br />

hat diese Nymphe Philolctet geliebt und ihn verflucht, weil er ihre Liebe<br />

verschmähte. Diese charakteristische Projektion, der wir u. a. aucli<br />

im Gilgameshepos begegnen, ist zurück zu übersetzen, wie bereits<br />

oben angedeutet, in den verdrängten Inzestwunsch des Sohnes, der durch<br />

die Projelcfcion so dargestellt v/ird, als hätte die Mutter den bösen<br />

Wimsch, für dessen Ablehnung dem Sohn der Tod gegeben werde.<br />

In Wirklichkeit liegt aber die Sache so, daß der Sohn sterblich wird,<br />

dadurch daß er sich von der Mutter trennt. Seine Todesangst entspricht<br />

dann dem verdrängten Wunsch, zur Mutter zurückzukehren und läßt<br />

ilm glauben, daß die Mutter ihn bedrohe oder verfolge. Die teleologische<br />

Bedeutung dieser Verfolgungsangst ist klar: sie soll Sohn und<br />

Mutter auseinanderhalten.<br />

Der Fluch der Chryse verwirklicht sich insofern, als Philo ktet,<br />

sich ihrem Altare nähernd, nach der einen Version mit einem seiner<br />

eigenen tödlich giftigen Pfeile sich am Fuße verletzt oder nach anderen<br />

Versionen^) (diese besser und ausgiebiger belegt) von einer giftigen<br />

Schlange in den Fuß gebissen wird^). Von da an siecht er, wie<br />

bekannt, daliin^).<br />

1) Vgl Röscher: s. v. Philoktetes, Sp. 2318, 15 ff.<br />

-) Wie der russische Sonnenheld Oleg an den Schädel des erschlagenen<br />

Herdes herantritt, fährt eine Schlange daraus hervor und sticht ihn in den Fuß.<br />

Daran erkrankt und stii'bt er. Als Indra in der Gestalt des Qyena, des Falken,<br />

den Soma raubt, verwundet ihn Kji9anu, der Hüter, mit dem Pfeil am Fuß.<br />

Rigveda I, 155, IV, 322.<br />

^) Vergleichbar dem Gralkönig, der den Becher, das Muttersymbol, hütet.<br />

Der Mythus des Philoktet ist aus einem längern Zusammenhang genommen,<br />

nämlich aus dem Heraklesmythus. Herakles hat zwei Mütter, die hilfreiche<br />

Alkmene und die verfolgende Here (Lamia), von deren Brust er die UnsterbHchkeit<br />

(Sshnsucht nach der Mutter) getrunken hat. Heres Schlangen überwindet Herakles<br />

schon in der Wiege, d. h. er überwindet die furchtbare Mutter, die Lamia. Aber<br />

Here schickt ihm von Zeit zu Zeit Wahnsinnsanfälle, in deren einem er seine<br />

Kinder tötet (Lamia). Nach einer interessanten Überheferung geschieht die<br />

Tat in jenem Augenbhcke, wo sich Herakles weigert, im Dienste des Eurystheus<br />

das große Werk zu verrichten. Infolge des Zurückweichens regrediert die fürdas<br />

Werk bereitgestellte Libido in typischer Weise auf die unbewußte Mutterimago,<br />

was den Wahnsinn zur Folge hat (wie heutzutage auch noch), in welchem<br />

Herakles sich mit der Lamia (Here) identifiziert und die eigenen Kinder mordet. Das<br />

delphische Orakel teilt ihm auch mit, daß er Herakles heiße, weil er der Here<br />

seinen unsterbhchen Ruhm verdanke, da ihre Verfolgung ihn zu den großen Taten<br />

nötige. Man sieht, daß die große Tat eigentlich bedeutet: Die Mutter und in ihr<br />

die UnsterbHchkeit erobern. Seine charakteristische Waffe, die Keule, schnitt<br />

er aus dem mütterhchen Ölbaum. Als Sonne besaß er die Pfeile Apolls. Den

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