JAHRBUCH - Glowfish
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330 C. G. Jung. lebendig imd durchscheiuend, mit ausgebreiteten Armen, aber ohne Kreuz. Die Wunden leuchteten heller als der Körper, sie waren fünf Glorienkreise, aus der ganzen Glorie hervortretend. Ich war ganz entzückt und mein Herz war mit großem Schmerze und doch mit Süßigkeit vor Verlangen nach dem Mitleiden der Schmerzen meines Heilandes bewegt. Und indem mein Verlangen nach dem Leiden des Erlösers im Anblicke seiner Wunden immer mehr stieg, und wie aus meiner Brust, durch meine Hände, Seite und Füße nach seinen heiligen Wmiden hin flehte, stürzten zuerst aus den Händen, dann aus der Seite, dann aus den Füßen des Bildes dreifache leuchtende rote Strahlen, unten in einem Pfeile sich endend, nach meinen Händen, Seite mid Füßen." Die Strahlen sind, ihrem pliallischen Grundgedanken entsprechend, dreifach, unten in einer Pfeilspitze endigend^). Wie Amor, so hat auch die Sonne ihren Köcher voll zerstörender oder befruchtender Pfeile^), Sonnenstrahlen, denen pliallische Bedeutung innewohnt. Auf dieser Bedeutung beruht offenbar die orientalische Sitte, tapfere Söhne als Pfeile und Wurfspieße der Eltern zu bezeichnen. ,, Scharfe Pfeile machen" ist eine arabische Redensart für ,,tapfere Söhne zeugen". Um die Geburt eines Sohnes anzuzeigen, hängt der Chinese Pfeil, und Bogen vors Haus. Daher erklärt sich auch die Psalmstolle (127, 4): ,,Wie die Pfeile in der Hand eines Starken, also geraten die jungen Knaben." (Vgl. dazu das in der Einleitung über den ,,Knaben" Gesagte.) Durch diese Bedeutung des Pfeiles wird verständlich, wie der Skvthenkönig Ariantas dazu kam, als er eine Volkszählung veranstalten wollte, von jedem Skythen eine Pfeilspitze zu fordern^). Eine ähnliche Bedeutung kommt auch der Lanze zu. Aus der Lanze stammen die Menschen ab, denn die Esche ist auch die Mutter der Lanzen, daher das ,,eherne" Menschengeschlecht aus ihr abstammt. Den Hochzeitsgebrauch, auf den Ovid anspielt (,,Comat virgineas hasta recurva comas". Fastorum lib. II, 560), haben wir bereits erwähnt. Kaineus*) befahl, daß man seine Lanze verehre. Nun berichtet Pindar von diesem Kaineus die Sage, daß er „die Erde mit geradem Fuß spaltend" in die Tiefe gefahren sei^). ^) Apulejus (Metam. lib. II, 31) gebraucht die Symbolik von Pfeil und Bogen in sehr drastischer Weise: ,,Ubi primam sagittam saevi Cupidinis in ima praecordia mea delapsam excepi, arcum meum en ! formido, ne nervus rigoris nimietate rumpatur." Ipse vigor attendit et oppido ^) So der pestbringende Apollo. Ahd. heißt Pfeil: sirala. =>) Herodot: IV, 81. *) Vgl. Röscher: s. v. Kaineus, Sp. 894 ff. ^) Spiel re ins Ki-anke (Jahrbuch III, S. 371) hat die Idee der Erdspaltung ebenfalls in ähnUchem Zusammenhange: ,,Das Eisen braucht man zum
: Wandlungea und Symbole der Libido. 331 Ursprünglich soll er eine Jungfrau Kainis gewesen sein , die wegen ihrer Willfährigkeit von Poseidon zu einem unverwundbaren Mann gemacht worden sei. Ovid (Met. lib. XII) schildert den Kampf der Lapithen mit dem imverwundbaren Kaineus, wie sie ihn zuletzt ganz mit Bäumen bedeckten, weil sie hier: ihm anders nicht beikommen konnten. Ovid sagt Exitus in dubio est: alii sub inauia corpus Tartara detrusum silvarum mole ferebant, Abnuit Ampycides: medioque ex aggere fulvis Vidit avem pennis Hquidas exire sub auras. Röscher^) hält diesen Vogel für den Goldregenpfeifer (0haradrius pluvialis), der seinen Namen davon hat, daß er in der xaqdÖQa, dem Erdspalt, wohnt. Durch seinen Gesang zeigt er kommenden Regen an. In diesen Vogel wird Kaineus verwandelt. Wir erkennen in diesem kleinen Mythus wiederum die typischen Bestandteile des Libidomythus : Ursprüngliche Bisexualität, Unsterblichkeit (Unverwundbarkeit) durch Eingehen in die Mutter (mit dem Fuß die Mutter spalten, zugedeckt werden) und Auferstehung als Seelenvogel und Bringer der Fruchtbarkeit. (Auffliegende Sonne.) Wenn dieser so geartete Heros seine Lanze verehren läßt, so ist wohl zu denken, daß ihm seine Lanze ein gültiger und ersetzender Ausdruck sei. Wir verstehen von unserem jetzigen Standpunkt aus jene Stelle bei Hiob'^), die Sinne ich im ersten Teil Kap. IV erwähnte, in einem neuen ,,Er — hat mich ihm ziun Ziel aufgerichtet. Er hat mich umgeben mit seinen Schützen; er hat meine Nieren gespalten und nicht verschont — Zwecke der Erddurchbohruog — Mit dem Eisen kann man — Menschen schaffen — Die Erde wird gespalten, gesj^rengt, der Mensch wird geteilt. — Der Mensch wird auseinandergeteilt und wieder zusammengelegt — Um dem Lebendigbegrabensein ein Ende zu machen, hieß Jesus Christus seine Jünger die Erde durchbohren." Das Motiv des ,,Spalten3" ist von allgemeiner Bedeutung. Der persische Held Tishtria, der auch als weißes Pferd erscheint, öffnet den Regensee und macht so die Erde fruchtbar. Er heißt auch Tir = Pfeil. Er \vird auch weiblich dargestellt mit Bogen und Pfeil. (Cumont: Text et mon. I, S. 136.) Mithras schießt mit dem Pfeil Wasser aus dem Felsen, um die Dürre zu lösen. Auf mitrhischen Monumenten findet sich gelegentlich das Messer in die Erde gesteckt, sonst ist es das Opferinstrument, das den Stier tötet. (Cumont: 1. c, S. 165, llö, 116.) ') Götting. Gelehrt. Anzeig. 1884, S. 155. =') 16, 13 ff.
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330 C. G. Jung.<br />
lebendig imd durchscheiuend, mit ausgebreiteten Armen, aber ohne Kreuz.<br />
Die Wunden leuchteten heller als der Körper, sie waren fünf Glorienkreise,<br />
aus der ganzen Glorie hervortretend. Ich war ganz entzückt und mein Herz<br />
war mit großem Schmerze und doch mit Süßigkeit vor Verlangen nach dem<br />
Mitleiden der Schmerzen meines Heilandes bewegt. Und indem mein Verlangen<br />
nach dem Leiden des Erlösers im Anblicke seiner Wunden immer<br />
mehr stieg, und wie aus meiner Brust, durch meine Hände, Seite und Füße<br />
nach seinen heiligen Wmiden hin flehte, stürzten zuerst aus den Händen,<br />
dann aus der Seite, dann aus den Füßen des Bildes dreifache leuchtende<br />
rote Strahlen, unten in einem Pfeile sich endend, nach meinen Händen,<br />
Seite mid Füßen."<br />
Die Strahlen sind, ihrem pliallischen Grundgedanken entsprechend,<br />
dreifach, unten in einer Pfeilspitze endigend^).<br />
Wie Amor, so hat<br />
auch die Sonne ihren Köcher voll zerstörender oder befruchtender Pfeile^),<br />
Sonnenstrahlen, denen pliallische Bedeutung innewohnt. Auf dieser<br />
Bedeutung beruht offenbar die orientalische Sitte, tapfere Söhne als Pfeile<br />
und Wurfspieße der Eltern zu bezeichnen.<br />
,, Scharfe Pfeile machen" ist<br />
eine arabische Redensart für ,,tapfere Söhne zeugen". Um die Geburt<br />
eines Sohnes anzuzeigen, hängt der Chinese Pfeil, und Bogen vors<br />
Haus. Daher erklärt sich auch die Psalmstolle (127, 4):<br />
,,Wie die Pfeile<br />
in der Hand eines Starken, also geraten die jungen Knaben." (Vgl.<br />
dazu das in der Einleitung über den ,,Knaben" Gesagte.) Durch diese<br />
Bedeutung des Pfeiles wird verständlich, wie der Skvthenkönig Ariantas<br />
dazu kam, als er eine Volkszählung veranstalten wollte, von jedem<br />
Skythen eine Pfeilspitze zu fordern^). Eine ähnliche Bedeutung kommt<br />
auch der Lanze zu. Aus der Lanze stammen die Menschen ab, denn die<br />
Esche ist auch die Mutter der Lanzen, daher das ,,eherne" Menschengeschlecht<br />
aus ihr abstammt. Den Hochzeitsgebrauch, auf den Ovid<br />
anspielt (,,Comat virgineas hasta recurva comas". Fastorum lib. II,<br />
560), haben wir bereits erwähnt. Kaineus*) befahl, daß man seine<br />
Lanze verehre. Nun berichtet Pindar von diesem Kaineus die Sage,<br />
daß er „die Erde mit geradem Fuß spaltend" in die Tiefe gefahren sei^).<br />
^) Apulejus (Metam. lib. II, 31) gebraucht die Symbolik von Pfeil und<br />
Bogen in sehr drastischer Weise: ,,Ubi primam sagittam saevi Cupidinis in ima<br />
praecordia mea delapsam excepi, arcum meum en !<br />
formido, ne nervus rigoris nimietate rumpatur."<br />
Ipse vigor attendit et oppido<br />
^) So der pestbringende Apollo. Ahd. heißt Pfeil: sirala.<br />
=>) Herodot: IV, 81.<br />
*) Vgl. Röscher: s. v. Kaineus, Sp. 894 ff.<br />
^) Spiel re ins Ki-anke (Jahrbuch III, S. 371) hat die Idee der Erdspaltung<br />
ebenfalls in ähnUchem Zusammenhange: ,,Das Eisen braucht man zum