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JAHRBUCH - Glowfish

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Das autistische Denken.<br />

oi<br />

angenehmem aus dem Wege geht. Es wird also ohne besonderes moralisches<br />

Training in der Regel seinem Affekte, seinem Instinkte folgen^),<br />

so gut wie es schreit und ausweicht, wenn man ihm eine schmerzhafte,<br />

körperliche Operation machen will, wobei es gar nichts hilft, ihm die<br />

intellektuelle Überzeugung beizubringen, daß die schmerzhafte Prozedur<br />

ihm in der Zukunft nützlich sein werde. Man verwundert sich<br />

auch darüber, wenn ein Neger heute einen Diebstahl strikte ableugnet,<br />

den er gestern unter anderen Umständen zugegeben hat. Für den Neger<br />

ist das kein Widerspruch. Gestern verstand er die Konsequenzen nicht,<br />

oder er erwartete für sein Geständnis Verzeihung und eventuell Bewunderung,<br />

heute sieht er ein, daß er gestraft werden wird: davon<br />

leitet er sein A^erhalten ab, und er hat eben so viel Recht, sich über die<br />

Verständnislosigkeit der Gegenpartei zu verwundern als der Europäer-).<br />

Gehen wir zu den Tieren hinunter, so sehen wir, daß z. B. auch<br />

Hunde lügen können.<br />

Gleich wie mit den Lügen ist es mit den Ausreden, die sich oft,<br />

der affektiven Regung folgend, viel leichter präsentieren als die Wahrheit,<br />

und zwar auch bei kleinen Kindern gelegentlich in merkwürdiger<br />

Kompliziertheit.<br />

Dieses Verhalten mrd verständlicher,<br />

wenn man sich klar macht,<br />

daß sich die einfache Natur überhaupt ohne affektiven Grund nicht<br />

äußert. Die Sprache ist ihr nichts als die Dienerin des Begehrens.<br />

Es liegt ihr durchaus ferne, einen Tatbestand objektiv in Worten<br />

zu konstatieren. Das kleine Kind spricht sich über das aus, was<br />

es interessiert, was positiv oder negativ gefühlsbetont ist^). Ver-<br />

worden wai-<br />

1) Ein zwanzigjähriger Polytechniker, der an kleinen Diebstählen erwischt<br />

und zunächst leugnete und sich der Verhaftung tätUch widersetzte,<br />

Auf den Widerspruch<br />

gestand bald darauf ohne Hemmung mehr als nötig war.<br />

aufmerksam gemacht, äußerte er: „Ich glaube, es muß ein ungeheuer gewiegter<br />

Verbrecher sein, der das alles eingestehen kann. Wenn man alles sofort gesteht,<br />

so ist es ja auch schön, aber man kann es nicht im ersten Moment. Da lehnt sich<br />

alles in einem dagegen auf, obschon man später gerne gesteht."<br />

2) Klaatsch (Kongreß für Krüninalanthropologie, Köki, Oktober 1911)<br />

charakterisiert die Austrabieger u. a.: Mangelhafter Sinn für Wahrheit. Lügenhaftigkeit<br />

aus Unfähigkeit, das Reale zu unterscheiden. Einige Individuen erheben<br />

sich darin über die übrigen, die Zauber-Priester-Doktoren. — Man sagt, daß<br />

Wenn es auch nur teilweise wahr wäre, so lohnte sich<br />

die Weddas nicht lügen.<br />

eine genauere Untersuchung des Zusammenhanges dieser merkwürdigen<br />

Eigenschaft.<br />

3) Einzelne an sich irrelevante Aussprüche erweisen sich etwa als Imitationen<br />

von dem, was ihm die Großen vorsagen usw.

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