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JAHRBUCH - Glowfish

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Wandlungen und Symbole der Libido. 327<br />

Sprache geläufig. Zu den deutlichsten Beispielen gehört das laszive<br />

Gespräch zwischen Lucius<br />

(Metamorph, lib. IL 32):<br />

und der buhlerischen Magd bei A pule jus<br />

„Proeüare, inquit, et fortiter proeliare: nee enim tibi cedam, nee terga<br />

vortara. Cominus in aspectum, si vires, dirige; etgrassare naviter, et oecide<br />

moriturus. Hodierna pugna non habet missionem. — Simul ambo<br />

corruimus inter mutuos amplexus animas auhelantes."<br />

Diese Symbolik ist überaus bedeutsam, weil sie zeigt, wie<br />

leiciit ein gegensätzlicher Ausdruck zustande kommt und wie verständlich<br />

und bezeichnend zugleich ein derartiger Ausdruck ist. Die<br />

stolze Geste, mit der der Held sich dem Tode darbietet, kann sehr<br />

wohl auch indirekter Ausdruck sein,<br />

der um das Mitleid oder die Aufregung<br />

des andern buhlt und so der kühlen analytischen Reduktion,<br />

wie sie Brutus vornimmt, verfiele. Auch Chiwantopels Geste ist verdächtig,<br />

denn die Cassiusszene, die ihr zur Vorlage dient,<br />

verrät indiskreterweise,<br />

daß die ganze Sache bloß infantil sei und einer zu aktiven<br />

Mutterimago ihr Dasein verdanke. Wenn wir dieses Stück zusammenhalten<br />

mit der im vorigen Kapitel aufgedeckten Reihe von Muttersymbolen,<br />

dann müssen wir sagen, daß die Cassiusszene uns bloß nochmals<br />

bestätigt,<br />

was wir längst vermuteten, daß nämlich die treibende<br />

Kraft dieser symbolischen Visionen einer infantilen Mutterübertragung,<br />

d. h. einer unabgelösten inzestuösen Bindung an die Mutter entstamme.<br />

Im Drama nimmt nun, im Gegensatz zu der inaktiven Natur der<br />

vorausgehenden Svmbole, die Libido eine drohende Aktivität an,<br />

indem ein Konflikt offenbar wird, worin der eine Teil den andern mit<br />

Mord bedroht. Der Held, als das Idealbild der Träumerin, ist geneigt<br />

zu sterben, er fürchtet den Tod nicht. Entsprechend dem Infantücharakter<br />

dieses Helden, wäre es gewiß an der Zeit, daß er endlich<br />

vom Schauplatz abträte (in infantiler Sprache ,, stürbe"). Der Tod soll<br />

ihm gebracht werden in Form eines Pfeilschusses. In Anbetracht des<br />

Umstandes, daß die Helden sehr oft selber große Pfeilschützen sind<br />

oder Pfeilschüssen erliegen (Typus St. Sebastian), dürfte es nicht überflüssig<br />

sein, danach zu fragen, was der Tod durch den Pfeilschuß<br />

bedeute.<br />

Wir lesen in der Biograpliie der hysterischen Nonne und stigmatisierten<br />

Katharina Emmerich^) S. 63 folgende Besclireibimg ihres<br />

(offenbar neurotischen) Herzleidens.<br />

^) P. Thomas a Villanova Wegener: Das \vunderbare äußere und innere<br />

Leben der Dienerin Gottes Anna Catherina Emmerich, usw. Dülmen i. W., 1891.

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