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JAHRBUCH - Glowfish

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Wandlungen und Symbole der Libido. 325<br />

Ich biete dir mein Herz. Stoß zu, wie einst<br />

Auf Caesar! Denn ich weiß, daß du am ärgsten<br />

lim haßtest, liebtest du ihn mehr, als je<br />

Du Cassius geüebt."<br />

Das hierher gehörige Material wäre unvollständig, wenn man nicht<br />

erwähnte, daß diese Kede des Cassius mehrere Analogien aufweist<br />

zu dem agonalen DeUr des Cyrano (vgl. Erster Teil), nur daß Cassius<br />

bei weitem theatralischer und übertriebener ist. In seiner Art liegt sogar<br />

etwas Kmdliches und Hysterisches. Brutus denkt ja nicht daran, ihn zu<br />

töten, sondern verabreicht ihm eine sehr kalte Douche im folgenden<br />

Dialog<br />

Brutus:<br />

„Steckt euren Dolch ein!<br />

Seid zornig, wenn ihr wollt, es steh' euch frei<br />

Tut, was ihr wollt: Schmach soll für Laune gelten.<br />

Cassius! Einem Lamm seid Ihr gesellt,<br />

Das so nur Zorn hegt, wie der Kiesel Feuer,<br />

Der, viel geschlagen, flücht'ge Fimken zeigt<br />

Und gleich drauf wieder kalt ist.<br />

Cassius: ,,Lebt ich dazu,<br />

Ein Schmerz nur und Gelächter meinem Brutus<br />

Zu sein, wenn Gram und böses Blut mich plagt?<br />

Brutus: „Als ich das sprach, hatt' ich auch böses Blut.<br />

Cassius: „Gesteht Ihr soviel ein? Gebt mir die Hand!<br />

Brutus: ,,Und auch mein Herz.<br />

Cassius: „0 Brutus!<br />

Brutus: „Was verlangt Ihr?<br />

Cassius: „Liebt Ihr mich nicht genug, Geduld zu haben,<br />

Wenn jene rasche Laune, von der Mutter<br />

mich vergesse?<br />

Mir angeerbt, macht, daß ich<br />

Brutus: „Ja, Cassius; künftig, wenn Ihr allzu streng<br />

„Mit Eurem Brutus seid, so denkt er.<br />

Die Mutter schmäl' aus Euch und läßt Euch gehn."<br />

Die analytische Aufklärung der Empfindlichkeit des Cassius<br />

führt zur Erkenntnis, daß er sich in diesen Momenten mit der Mutter<br />

identifiziere und sich daher recht weiblich benehme, wie das ja seine<br />

Rede ausgezeichnet dartut. Denn seine weibische, um Liebe werbende<br />

und verzweiflungsvolle Unterwerfung unter den männlichen trotzigen<br />

Willen des Brutus berechtigt letzteren zu der freundlichen Bemerkung,<br />

daß Cassius einem Lamm gesellt sei, d. h. noch etwas sehr Untüchtiges<br />

in seinem Charakter habe, welches von der Mutter stamme. Man erkennt<br />

hierin unschwer den analytischen Tatbestand einer infantilen

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