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JAHRBUCH - Glowfish

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320 C. G. Jung.<br />

äyvöv oi'v Xaglreooiv ig vaöv reo ßoico Ttodl d^voiv, ä^ie ravge, ä^ie xavQe.<br />

(„Komm, o Dionysos, in deinen Tempo! zu Elis, komm mit den Chariten<br />

in deinen heiligen Tempel, tobend (orgiastisch rasend) mit dem StierfuJ3^)".<br />

Pegasns schlägt mit dem Fuß die Hippokrene, eine Quelle,<br />

aus dem Boden. Auf einem korinthischen Steinbild des Belleropliontes,<br />

das zugleich<br />

Fontäne war, floß das "Wasser aus dem Huf des Pferdes<br />

heraus. Auch Balders Roß eröffnet durch seinen Tritt eine Quelle.<br />

So ist der Pferdefuß der Spender des fruchtbaren Nasses^). Eine niederösterreichische<br />

Sage bei Jahns (1. c. S. 27 ) erwähnt, daß man zuweilen<br />

einen riesigen Mann auf weißem Pferde über die Berge reiten sehe,<br />

was baldigen Regen bedeute. In der deutschen Sage kommt Frau Holle,<br />

die Geburtsgöttin, auf dem Pferd. Schwangere in Geburtsnähe pflegen<br />

einem Schimmel Hafer in ihrer<br />

Schürze zu geben und ihn zu bitten,<br />

für baldige Entbindung zu sorgen; ursprüngliche Sitte war es, daß<br />

das Pferd das Genitale der Frau zu berühren hatte. Das Pferd hatte<br />

überhaupt (wie der Esel) die Bedeutung eines priapischen Tieres^).<br />

Roßtrappen sind segen- und fruchtspendende Idole. Roßtrappen<br />

wirkten besitzgründend und hatten grenzsetzende Bedeutung, wie die<br />

Priape des lateinischen Altertums. Wie die phallischen Dalctyle hat<br />

ein Pferd mit seinem Huf den Metallreichtum des Harzes aufgedeckt.<br />

Das Hufeisen, eine Abkürzung für Pferdefuß^), hat glückbringende<br />

und apotropäische Bedeutung. In den Niederlanden wird ein ganzer<br />

Pferdefuß im Stall gegen Zauber aufgehängt. Die analoge Wirkung<br />

des Phallus ist bekannt, daher die Torphalli. Besonders wendete die<br />

Pferdekeule den Blitz ab, nach dem Grundsatz: Similia similibus.<br />

Pferde symbolisieren auch den Wind, h. h. das Tertium comparationis<br />

ist wiederum das Libidosymbol. Die deutsche Sage kennt<br />

den Wind als den nach den Mädchen lüsternen wilden Jäger. Stürmische<br />

Punkte leiten ihren Namen gern von Pferden (Hingstbarge) ab, so<br />

die Schimmelberge der Lüneburgerheide. Die Zentauren sind typische<br />

Windgötter, wie sie auch die künstlerische Intuition Böcklins dargestellt<br />

hat^).<br />

Pferde bedeuten auch Feuer und Licht. Beispiel sind die<br />

1) Preller: Griecb. MythoL, I, I, S. 432. I. Aufl.<br />

^) Weitere Beispiele siehe bei Aigremont: Fuß- und Schuhsymbolik.<br />

^) Aigremont: 1. c., S. 17.<br />

*) Negelein: 1. c, S. 386 f.<br />

5) Ausführliche Nachweise über die Zentauren als Windgött«r finden si.h<br />

bei E. H. Meyer: Indogermanische Mythen., S. 447 ff.

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