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JAHRBUCH - Glowfish

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Wandlungen und Symbole der Libido.<br />

^1^<br />

Leiche spricht, wenn sie zu Grabe getragen wird, was die Menschen<br />

nicht hören; Caesar erfährt von seinem menschenfüßigen Eoß (wahrscheinlich<br />

hergenommen aus einer Identifikation Caesars mit dem<br />

phrygischen Men), daß er die Welt erobern werde. Ein Esel prophezeit<br />

dem Augustus den Sieg von Actium. Das Pferd sieht auch Gespenster.<br />

Alle diese Dinge entsprechen typischen Manifestationen des Unbewußten.<br />

Daher es auch ganz verständlich ist, wenn das Pferd als<br />

das Bild der (bösen) tierischen Komponente des Menschen reichlich<br />

Beziehungen zum Teufel hat. Der Teufel hat einen Pferdefuß, unter<br />

Umständen auch Pferdegestalt. In kritischen Momenten zeigt er plötzlich<br />

den Pferdefuß (sprichwörtlich), wie bei Haddings Entführung<br />

Sleipnir plötzlich hinter dem Mantel Wotans hervorschaut^). Wie der<br />

Mar den Schlafenden reitet, so tut's auch der Teufel, daher es heißt,<br />

die vom Alp Befallenen seien vom Teufel geritten (daher die sprichwörtliche<br />

Redensart). Im Persischen ist (vgl. oben) der Teufel das<br />

Reittier Gottes. Der Teufel repräsentiert, wie alles Böse, auch die<br />

Sexualität, daher die Hexen mit ihm Umgang haben, wobei er in Bocksoder<br />

Pferdegestalt auftritt. Die unverkennbar phallische Natur des<br />

Teufels teilt sich auch dem Pferde mit, daher dieses Symbol in Zusammenhängen<br />

auftritt, wo nur diese Bedeutung erklärend wh-kt.<br />

Es ist voranzuschicken, daß Loki in Rossesgestalt zeugt, wie der Teufel,<br />

der in Pferdegestalt dasselbe tut, als alter Feuergott. So wird auch der<br />

Blitz theriomorph dargestellt als Pferd^). Eine ungebildete Hysterika<br />

erzählte mir, daß sie als Kind an heftiger Gewitterangst gelitten habe,<br />

weil sie jedesmal da, wo ein Blitz eingeschlagen hatte, unmittelbar<br />

darauf ein ungeheures bis an den Himmel reichendes schwarzes Pferd<br />

gesehen habe"»). So heißt es auch in der Sage, daß der Teufel als Blitzgottheit<br />

den Pferdefuß (Blitz) auf die Dächer werfe. Gemäß der<br />

uralten Bedeutung des Gewitters als Erdbefruchtung kommt dem Blitz<br />

respektive dem Pferdefuß phallische Bedeutung zu. Tatsächlich hat<br />

auch der Pferdefuß mythologisch die phallische Funk-tion, wie im<br />

Traum: Eine ungebildete Patientin, die<br />

von ihrem Mann ursprünglich<br />

sehr gewalttätig zum Koitus gezwungen worden war, träumte (nacli der<br />

Trennung!) öfter, ein wildes Pferd springe über sie und trete ihr mit<br />

dem Hinterfuß in den Leib. Plutarch hat folgende Gebetsworte aus<br />

den Dionysosorgien übermittelt: IX&eiv i]Qcog Aiovvoe "Ahov ig vabv<br />

1) Negelein: 1. c, S. 412.<br />

2) Negelein: 1. c, S. 419.<br />

3) Ich habe seither noch einen zweiten ganz ähnlichen Fall erfahren.

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