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JAHRBUCH - Glowfish

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Wandlungen und Symbole der Libido. 313<br />

häufigsten Beinamen, nämlich an/ oder än/j, was Leben oder der<br />

der Lebendige bedeutet. Er ist hauptsächlich als Agathodämonschlang?<br />

verehrt, von der es heißt: ,,Die heilige Agathodämonsclilange geht<br />

hervor aus der Stadt Nezi". Die Schlange (wegen ihrer Häutung) ist<br />

das Symbol der Wiedererneuerung, wie der Scarabaeus (ein Sonnensymbol),<br />

von dem es heißt, daß er, nur männlichen Geschlechtes, sich<br />

selber wieder erscliaffe.<br />

Der Name ,,Chnum" (ein anderer Name für Tum, gemeint ist<br />

immer der Sonnengott) kommt vom Verb x^um, welches sich verbinden,<br />

vereinigen heißt^). Chnum tritt vorzugsweise als der Töpfer<br />

und Bildner seines Eies auf. Das Kreuz rcheint demnach ein außerordentlich<br />

verdichtetes Symbol zu sein: seine überragende Bedeutung<br />

ist die vom Lebensbaum und daher ist es ein Symbol der Mutter. Die<br />

Symbülisierung in einer menschlichen Gestalt ist daher verständlich.<br />

Die phallischen Formen der Crux ansata gehören mit zum abstrakten<br />

Sinn „Leben" mid „Fruchtbarkeit" sowie zur Bedeutung von „Vereinigung",<br />

die wir nun sehr wohl als cohabitatio mit der Mutter<br />

zum Zwecke der Wiedererneuerung ansprechen dürfen^). Es<br />

ist daher ein nicht nur rührender, sondern in seiner Naivität überaus<br />

tiefsinniger Symbolismus, wenn in einer altenglischen Marienklage^)<br />

Maria das Kreuz anklagt, es sei ein falscher Baum, imgerechterweise<br />

und grundlos habe er „ihres Leibes reine Frucht, ihr holdes Vögelein"<br />

mit giftigem Trank zerstört (die Hinterlist der Isis, tödlicher Liebestrank),<br />

mit dem Todestrank, den nur die Nachkommen des Sünders<br />

Adam, denen eine Schuld anhafte, zu trinken hätten. Ihr Sohn hätte<br />

daran keine Schuld.<br />

Sie klagt:<br />

„Kreuz, du bist meines Sohnes schlimme Stiefmutter, so<br />

hoch hast du ihn hinaufgehängt, daß ich nicht einmal seine Füße küssen<br />

kann ! Kreuz, du bist mein Todfeind ; du hast mir erschlagen mein blaues<br />

Vögelein!"<br />

Sancta Crux antwortet:<br />

1) Brugsch: 1. c, S. 290 ff<br />

^) Man darf sich über diese Formel nicht wundern, denn es ist der tierische<br />

Mensch in uns, dessen Urkräfte in der Religion erscheinen. Dieterichs Worte<br />

(Mithraslit., S. 108) gewinnen in diesem Zusammenhange einen besonders bedeutsamen<br />

Aspekt: ,,Von unten kommen die alten Gedanken zu neuer Kraft in<br />

der Rehgionsgeschichte: Die Revolution von unten schafft neues Leihen der<br />

Religion in vuralten unzerstörbaren Formen."<br />

*) Dispute between Mary and the Gross in R. Morris: Legends of the<br />

Holy Rood., London, 1871. (Zitiert Zöckler: 1. c, S. 240 f.)

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