JAHRBUCH - Glowfish

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312 C. G. Jung. dieser beiden Gottheiten haben wir bereits besprochen. Da das Krcu.'^ (Tau, Crux ansata) immer wiederkehrt in d3r Hand des Tum, des obersten Gottes, des Hegemon der Enneas, so dürfte es nicht überflüssig sein, noch ein mehreres von den Bestimmungen des Tum zu sagen. Der Tum von On-Heliopolis führt den Namen ,,der Vater seiner Mutter"; was das heißt, bedarf keiner Erklärung. Die ihm beigegebene Göttin Jusas oder Nebit-Hotpet wird bald die Mutter, bald die Tochter, bald die Gattin des Gottes genannt. Der Tag des Herbstanfanges wird in den hello politischen Inschriften als ,,der Festtag der Göttin Jusasit" bezeichnet, als die Ankunft der Schwester, um sich mit ihrem Vater zu vereinigen". Es ist der Tag, an welchem „die Göttin Mehnit ihre Arbeit vollendet, um den Gott Osiris in das linke AugeM eintreten zu lassen". Der Tag lieißt auch ,, Ausfüllung des heiligen Auges mit seinem Erforderlichen". Die Himmelskuh mit dem Mondauge, die kuhköpfige Isis nimmt im Herbstaequiuoctium den den Horus zeugenden Samen in sich auf2). (Mond als Samenbewahrer.) Das ,,Auge" vertritt ersichtlich das Genitale, wie in der Mythe von Indra, der wegen eines Bathsebafrevels die Bilder der Yoni (Vulva) über seinen ganze?? Körper ausgebreitet zu tragen hatte, von den Göttern aber so weit begnadigt wurde, daß das entehrende Yonibild in Augen verwandelt wurdet). (Formähnlichkeit.) Im Auge ist die ,,pupilla" ein Kind. Der große Gott wird wieder ein Kind, er tritt in den Mutterleib ein, um sich zu erneuern*). In einem Hymnus heißt es auch: „Deine Mutter, der Himmel, streckt ihre An anderer Stelle heißt es: Arme nach dir aus." „Du strahlst, o Vater der Götter, auf dem Rücken deiner Mutter, täglich empfängt dich deine Mutter in ihren Armen. Wenn du in der Wohnimg der Nacht leuchtest, vereinigst du dich mit deiner Mutter, dem Himmel^)." Der Tum von Pitum-Heroopolis führt nicht nur die Crux ansata als Symbol bei sich, sondern hat auch sogar dieses Zeichen als seinen 1) Worunter der Moud zu verstehen ist. Vgl. später: Mond als Sammelort der Seelen (umschlingende Mutter). S. 16.) ^) Brugsch: 1. c., S. 281 ff. *) Vgl. dazu, was Abraham in bezug auf pupilla sagt. (Traum und Mythus, *) Rückzug des Re auf die Himmelskuh. In einem indischen Reinigungsritus muß der Büßer durch eine künstliche Kuh hindurchkriechen, um wiedergeboren zu werden. ^) Schnitze: Psychologie der Naturvölker, Leipzig, 1900, S. 338.

. Wandlungen und Symbole der Libido. 313 häufigsten Beinamen, nämlich an/ oder än/j, was Leben oder der der Lebendige bedeutet. Er ist hauptsächlich als Agathodämonschlang? verehrt, von der es heißt: ,,Die heilige Agathodämonsclilange geht hervor aus der Stadt Nezi". Die Schlange (wegen ihrer Häutung) ist das Symbol der Wiedererneuerung, wie der Scarabaeus (ein Sonnensymbol), von dem es heißt, daß er, nur männlichen Geschlechtes, sich selber wieder erscliaffe. Der Name ,,Chnum" (ein anderer Name für Tum, gemeint ist immer der Sonnengott) kommt vom Verb x^um, welches sich verbinden, vereinigen heißt^). Chnum tritt vorzugsweise als der Töpfer und Bildner seines Eies auf. Das Kreuz rcheint demnach ein außerordentlich verdichtetes Symbol zu sein: seine überragende Bedeutung ist die vom Lebensbaum und daher ist es ein Symbol der Mutter. Die Symbülisierung in einer menschlichen Gestalt ist daher verständlich. Die phallischen Formen der Crux ansata gehören mit zum abstrakten Sinn „Leben" mid „Fruchtbarkeit" sowie zur Bedeutung von „Vereinigung", die wir nun sehr wohl als cohabitatio mit der Mutter zum Zwecke der Wiedererneuerung ansprechen dürfen^). Es ist daher ein nicht nur rührender, sondern in seiner Naivität überaus tiefsinniger Symbolismus, wenn in einer altenglischen Marienklage^) Maria das Kreuz anklagt, es sei ein falscher Baum, imgerechterweise und grundlos habe er „ihres Leibes reine Frucht, ihr holdes Vögelein" mit giftigem Trank zerstört (die Hinterlist der Isis, tödlicher Liebestrank), mit dem Todestrank, den nur die Nachkommen des Sünders Adam, denen eine Schuld anhafte, zu trinken hätten. Ihr Sohn hätte daran keine Schuld. Sie klagt: „Kreuz, du bist meines Sohnes schlimme Stiefmutter, so hoch hast du ihn hinaufgehängt, daß ich nicht einmal seine Füße küssen kann ! Kreuz, du bist mein Todfeind ; du hast mir erschlagen mein blaues Vögelein!" Sancta Crux antwortet: 1) Brugsch: 1. c, S. 290 ff ^) Man darf sich über diese Formel nicht wundern, denn es ist der tierische Mensch in uns, dessen Urkräfte in der Religion erscheinen. Dieterichs Worte (Mithraslit., S. 108) gewinnen in diesem Zusammenhange einen besonders bedeutsamen Aspekt: ,,Von unten kommen die alten Gedanken zu neuer Kraft in der Rehgionsgeschichte: Die Revolution von unten schafft neues Leihen der Religion in vuralten unzerstörbaren Formen." *) Dispute between Mary and the Gross in R. Morris: Legends of the Holy Rood., London, 1871. (Zitiert Zöckler: 1. c, S. 240 f.)

312 C. G. Jung.<br />

dieser beiden Gottheiten haben wir bereits<br />

besprochen. Da das Krcu.'^<br />

(Tau, Crux ansata) immer wiederkehrt in d3r Hand des Tum, des obersten<br />

Gottes, des Hegemon der Enneas, so dürfte es nicht überflüssig sein,<br />

noch ein mehreres von den Bestimmungen des Tum zu sagen. Der Tum<br />

von On-Heliopolis führt den Namen ,,der Vater seiner Mutter"; was<br />

das heißt, bedarf keiner Erklärung. Die ihm beigegebene Göttin Jusas<br />

oder Nebit-Hotpet wird bald die Mutter, bald die Tochter, bald<br />

die Gattin des Gottes genannt. Der Tag des Herbstanfanges<br />

wird in den hello politischen Inschriften als ,,der Festtag der Göttin<br />

Jusasit" bezeichnet, als die Ankunft der Schwester, um sich mit<br />

ihrem Vater zu vereinigen". Es ist der Tag, an welchem „die Göttin<br />

Mehnit ihre Arbeit vollendet, um den Gott Osiris in das linke AugeM<br />

eintreten zu lassen". Der Tag lieißt auch ,, Ausfüllung<br />

des heiligen Auges<br />

mit seinem Erforderlichen". Die Himmelskuh mit dem Mondauge,<br />

die kuhköpfige Isis nimmt im Herbstaequiuoctium den den Horus<br />

zeugenden Samen in sich auf2). (Mond als Samenbewahrer.) Das ,,Auge"<br />

vertritt ersichtlich das Genitale, wie in der Mythe von Indra, der wegen<br />

eines Bathsebafrevels die Bilder der Yoni (Vulva) über seinen ganze??<br />

Körper ausgebreitet zu tragen hatte, von den Göttern aber so weit<br />

begnadigt wurde, daß das entehrende Yonibild in Augen verwandelt<br />

wurdet). (Formähnlichkeit.) Im Auge ist die ,,pupilla" ein Kind. Der<br />

große Gott wird wieder ein Kind, er tritt in den Mutterleib ein, um sich<br />

zu erneuern*). In einem Hymnus heißt es auch:<br />

„Deine Mutter, der Himmel, streckt ihre<br />

An anderer Stelle heißt es:<br />

Arme nach dir aus."<br />

„Du strahlst, o Vater der Götter, auf dem Rücken deiner Mutter,<br />

täglich empfängt dich deine Mutter in ihren Armen. Wenn du in der Wohnimg<br />

der Nacht leuchtest, vereinigst du dich mit deiner Mutter, dem Himmel^)."<br />

Der Tum von Pitum-Heroopolis führt nicht nur die Crux ansata<br />

als Symbol bei sich, sondern hat auch sogar dieses Zeichen als seinen<br />

1) Worunter der Moud zu verstehen ist. Vgl. später: Mond als Sammelort<br />

der Seelen (umschlingende Mutter).<br />

S. 16.)<br />

^) Brugsch: 1. c., S. 281 ff.<br />

*) Vgl. dazu, was Abraham in bezug auf pupilla sagt. (Traum und Mythus,<br />

*) Rückzug des Re auf die Himmelskuh. In einem indischen Reinigungsritus<br />

muß der Büßer durch eine künstliche Kuh hindurchkriechen, um wiedergeboren<br />

zu<br />

werden.<br />

^) Schnitze: Psychologie der Naturvölker, Leipzig, 1900, S. 338.

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