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JAHRBUCH - Glowfish

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308 C. G. Jung.<br />

Die Aufliängung der Opfer an Kreuzen war auch amerikanisch<br />

(vor der Entdeckung). Müller^) erwälmt die Fejervarysche Handschrift<br />

(ein mexikanischer Hieroglyplienkodex), an deren Sclihiß sich<br />

ein kolossales Kreuz befindet, in dessen Mitte eine blutige Gottheit<br />

aufgehängt ist. Ebenso interessant ist das Kreuz von Palenque^):<br />

Obendrauf ist ein Vogel, auf beiden Seiten zwei menschliche Figuren,<br />

die das Kreuz ansehen und ein Kind dagegen hinhalten (zur Opferung<br />

oder Taufe?). Die alten Mexikaner sollen die Gunst Centeotls, „der<br />

Tochter des Himmels und der Göttin des Getreides", jedes Frühjahr<br />

durch Annagelung eines Jünglings oder einer Jungfrau an ein Kreuz<br />

imd durch Beschießung des Opfers mit Pfeilen angerufen haben^).<br />

Der Name des mexikanischen Kreuzes bedeutete: „Baum unseres<br />

Lebens oder Fleisches"*).<br />

Ein Bildnis der Insel Philä soll auch Osiris in der Gestalt eines<br />

Kruzifixus darstellen, beweint von Isis und Nephthys, den Schwestergattinnen<br />

^).<br />

Die Bedeutung des Kreuzes ist gewiß mit der des Lebensbaumes<br />

nicht erschöpft, wie schon angedeutet. Wie auch der Lebensbaum<br />

eine phallische Nebenbedeutung hat (als Libidosymbol), so kommt auch<br />

dem Kjeuz eine weitere Bedeutung außer Leben und Unsterblichkeit«)<br />

zu. Müller (1. c.) gebraucht es als Zeichen des Regens und der Fruchtbarkeit,<br />

da es indianisch entschieden als Fruchtbarkeitszauber erscheint.<br />

Daß es daher eine Rolle im Sonnenkult spielt, ist fast selbstverständlich.<br />

Hervorzulieben ist auch, daß es ein wichtiges Zeichen zur Fernhaltung<br />

alles Unheils ist (Kreuzschlagen), wie die antike Geste der Manofica.<br />

Diesem Zweck dienten auch die phallischen Amulette. So gründlich<br />

1) Geschichte der amerikanischen UrreUgionen, S. 498.<br />

«) Stephens: Zentralamerika, II, 346. (Zitiert bei Müller: 1. c, S. 498.)<br />

3) Zöckler: Das Kreuz Christi, S. 34.<br />

*) H. H. Bankroft: Native Races of te Pacific States of North America,<br />

II, 506. (Zitiert Robertson: Evang. Myth., S. 139.)<br />

*) Rossellini: Monumenti delF Egitto etc. Tom. 3. Tav. 23. (Zitiert<br />

Robertson: 1. c, S. 142.)<br />

«) Zöckler: 1. c, S. 7 ff. In der Darstellung einer Königsgebmt in Luxor<br />

sieht man folgendes: Der Logos und Götterbote, der vogelköpfige Thoth verkündet<br />

der jungfräuHchen Königin Mautmes, daß sie einen Sohn gebcären werde.<br />

In der folgenden Szene halten Kneph und Athor die Crux ansata ihr an den<br />

Mund, indem sie sie: damit auf geistige (symbolische) Weise befruchten.<br />

Sharp: Egyptian mji^hology, S. 18 f. (Zitiert Robertson: Evangelienmythen,<br />

S. 43.

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