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JAHRBUCH - Glowfish

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302 C. ö. Jung.<br />

wältigung bedeutet inzestuöse Notzuclit^). Hcrodot liat uns'^) ein<br />

wertvolles Stück dieser religiösen PliaTitasie aufbewahrt:<br />

,,Und wie sie der Isis in der Stadt Busiris iln- Fest begehen, ist von<br />

mir ziivor schon bemerkt worden. Es schUigen nämlich nach der Opferung<br />

sich alle, Männer und Weiber, wohl viele tausend Menschen. Doch den, um<br />

deswillen sie sich schlagen, wäre mir Sünde zu nennen.<br />

„In Papremis jedoch feiern sie Opfer mit heiligen Handlungen,<br />

wie an den ülorigen Orten. Aber um die Zeit, wenn die Sonne sich neigt,<br />

sind einige wenige Priester um das Bild herum geschäftig; die meisten<br />

von ilmen stehen mit hölzernen Keulen am Eingang; und andere, die ein<br />

Gelübde erfüllen wollen, über tausend Männer, stehen auch sämtlich mit<br />

Holzprügeln, ihnen gegenüber auf einem Haufen. Nun führen sie das Bild<br />

in einem kleinen und vergoldeten Tempel am Vorabend heraus in ein<br />

anderes heiliges<br />

Gebäude. Da ziehen denn die wenigen, die bei dem Bilde<br />

zurückbleiben, einen vierrädrigen Wagen, worauf der Tempel steht, mit<br />

dem Bilde, das er einschließt. Die anderen aber, die in den Vorhallen stehen,<br />

lassen sie nicht herein; allein die Gelübdepflichtigen, die dem Gott beistehen,<br />

schlagen zur Abwehr auf sie los. Da gibt es nun eine hitzige Prügelschlacht,<br />

wobei sie die Köpfe einander zerschlagen und, wie ich glaube, wohl auch<br />

viele an den Wunden sterben; mierachtet die Ägypter selbst behaupteten,<br />

es sterbe kein einziger.<br />

Und diese Festversammlung behaupten die Eingeborenen darum<br />

eingeführt zu haben: in diesem Heiligtum wohne die Mutter des Ares^).<br />

Nun sei Ares auswärts erzogen worden und, als er zum Manne gereift<br />

war, hergekommen, um mit seiner Mutter Umgang zu haben;<br />

da ihn denn die Diener seiner Mutter, weil er ihnen noch nie zu Gesicht<br />

gekommen war, nicht ruhig herzuließen, sondern abhielten; worauf er aus<br />

einer andern Stadt Leute holte, den Dienern übel mitspielte und zu seiner<br />

Mutter einging. Daher behaupten sie, dem Ares diese Schlägerei bei<br />

seinem Fest eingeführt zu haben."<br />

Es ist klar, daß die Frommen sich hier für ihre Teilnahme am<br />

Mysterium der MutterVergewaltigung*) durchprügeln und töten, das<br />

1) la einem Pyramidentext, welcher den Kampf des toten Pharao um die<br />

Vorherrschaft im Himmel schüdert, heißt es: ,,Der Himmel weint, die Sterne<br />

beben, die Wächter der Götter zittern und ilire Diener entfUehen, wenn sie den<br />

König als Geist sich erheben sehen, als einen Gott, der von seinen Vätern lebt<br />

und sich seiner Mütter bemächtigt." (Zitiert b. Dieterich: Älithrasht. , S.IOO.)<br />

2) Buch II, 61 ff.<br />

3) Unter Ares ist wahrscheinlich der ägyptische Typhon gemeint.<br />

*) In der polynesischen Mauimythe ist die Tat des Sonnenhelden auch recht<br />

deutlich: er raubt der Mutter den Gürtel.<br />

Der Schleierraub im Typus des Schwanjungfraumythus<br />

heißt dasselbe: In einer afrikanischen Mythe von Joruba notzüchtigt<br />

der Sonnenheld einfach seine Mutter (Frobenius 1. c).

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