JAHRBUCH - Glowfish
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290 C. G. Jung. heitet sich auch durch die Tatsache, daß die Bäume z. B. wiedergebären (wie der ,,'Walfischdrache" im Jonasmythus). Sie tun das ganz im allgemeinen, so sind in der griechischen Sage die MeXiai vvjuq?ai die Eschen, die Mütter des ehernen Menschengeschlechtes. (Zugleich liegt darin auch wieder die phallische Komponente, indem aus der Esche die Lanze gefertigt wird.) In der nordischen Mythologie ist Aslo", die Esche, der Urvater. Seine Frau Embla ist die ,, Emsige" und nicht, wie man früher glaubte, die Erle. Askr dürfte in erster Linie wohl die phallische Eschenlanze bedeuten. (Vergl. den sabinischen Gebrauch, das Haar der Braut mit der Lanze zu scheiteln.) Der Bundehesli symbolisiert die ersten Menschen, Meschia und Meschiane als den Baum Reivas, von dem der eine Teil einen Ast in ein Loch des andern steckt. (Nork.) Der Stoff, den nach dem nordischen Mythus der Gott belebte, als er Menschen schuf, wird als tre = Holz, Baum^) bezeichnet^). Ich erinnere auch an vir] = Holz, was lateinisch materia heißt. Im Holz der Weltesche Yggdrasil verbirgt sich beim Weltuntergang ein Menschenpaar, von dem dann die Geschlechter der erneuerten Welt abstammen^). In diesem Bilde ist leicht wieder das Noalimotiv (,,Nachtmeerfahrt") zu erkennen, zugleich ist im Symbol von Yggdrasil wieder ein Mutterbild zu erkennen. Im Moment des Weltunterganges wird die Weltesche zur bewahrenden Mutter, zum Toten- und Lebensbaum, ein eyxo^jiiov'^). geführt werden kann, sondern das man nur auszuführen wünscht. (Wünschen ist im Mittelhochdeutschen auch schon das ,, Vermögen Außerordenthches zu schaffen".) Wenn ein Mensch stirbt, so bleibt nur der Wunsch übrig, er möchte noch leben, ein unerfüllter Wunsch, ein ,, schwebender" Wunsch, daher die Seelen Vögel sind. Die Seele ist ganz nur Libido, wie an vielen Stellen dieser Untersuchung erhellen dürfte, sie ist ,,Wünschen". So ist der hilfreiche Vogel, der dem Helden im Walfisch wieder ans Licht verhilft, der die Felsen öffnet, — der Wiedergeburtswunsch. (Die Vögel als Wünsche, vgl. das schöne Bild von Thoma, wo der Jüngling seine Arme sehnsuchtsvoll ausstreckt nach den Vögeln, die über sein Haupt hinziehen.) Gehauenen. 1) Grimm: Myth., I, S. 474. ^) In Athen gab es ein Geschlecht der AiyeiQÖxo/ioi, der aus der Pappei 3) Hermann: Nord. Myth., S. 589. *) Javanische Stämme pflegen ihr Gottesbild in einer künstlichen Aushöhlung eines Baumes aufzustellen. Hier schließt sich die ,,Höhlchen"phantasie Zinzendorfs und seiner Sekte an. Vgl. Pfister, Frömmigk. d. Gr. v. Zinzendorf. Im persischen Mythus ist der weiße Haoma ein himmlischer Baum, der im See Ourukasha wächst, der Fisch Khar - mähi kreist schützend um ihn und ver-
Wandlungen und Symbole der Libido. 291 Aus dieser Wiedergeburtsfunktion der Weltesche wird auch das Bild klar, dem wir in dem Kapitel des ägyptischen Totenbuches, das „Pforte von der Kenntnis der vSeelen des Ostens" heißt, begegnen: „Ich bin der Pilot in dem heiligen Kiele, ich bin der Steuermann, der sich in dem Schiffe des Rä^) keine Ruhe gönnt. Ich kenne jenen Baum von smaragdgrüner Farbe, aus dessen Mitte Rä emporsteigt zur WoIkenhöhe2)." Schiff und Baum (Totenschiff und Totenbaum) sind hier nahe beisammen. Das Bild sagt, daß Ra aus dem Baum geboren emporsteigt. (Osiris in der Erika.) Auf dieselbe Art ist wohl die Darstellung des Sonnengottes Mithras zu deuten, welcher auf dem Heddernheimer Relief dargestellt ist, wie er zu halbem Leibe aus dem Wipfel eines Baumes emporragt (siehe Abbild.). (In derselben Weise wie auf zahlreichen anderen Monumenten bis zu halbem Leibe im Felsen steckend, wodui'ch die Felsgeburt veranschaulicht wird, ähnlich Men.) öfter findet sich neben der Geburtsstätte des Mithras ein Fluß. Diesem Symbolkonglomerat entspricht die Geburt des Aschanes, des ersten Sachsenkönigs, der aus den Harzfelsen emporwächst, die mitten im Wald bei einem Springbrunnen^) stehen*). Hier finden wir alle Muttersyrabole vereinigt, Erde, Holz, Wasser, drei Formen fester Materia. Wir dürfen uns nicht mehr wundern, wenn im Mittelalter der Baum poetisch mit dem Ehrentitel ,,Frau" angeredet wurde. Elbenso ist es nicht erstaunlich, daß die christliche Legende aus dem Totenbaum des KJreuzes das Lebensholz, den Lebensbaum, machte, so daß öfter Christus an einem grünenden und fruchttragenden Lebensbaum dargestellt wurde. Diese Zurückleitung des Kreuzsymbols auf den Lebensbaum, der schon babylonisch als wichtiges Kiütsymbol beglaubigt ist, hält auch der gründliche Bearbeiter der Kreuzteivligt ihn gegen die Eö-öte Ahrimans. Er gibt ewigea Leben, den Frauen Kinder, den Mädchen Gatten und den Männern Rosse. Im IMinökhired heißt der Baum der ,, Zubereiter der Leichname". (Spiegel: Erän. Altertumskunde, II, 115.) ^) Sonnenschiff, das die Sonne und Seele über das Todesmeer geleitet zum Aufgange. 2) Brugsch: 1- c. 177. *) Ähnlich Jesaja, 51, 1: ,, Schauet den Felsen an, davon ihr gehauen seid, und des Brunnens Gruft, daraus ihr gegraben seid." Weitere Belege in A. von Löwis of Menar: Nordkaukasische Steingeburtsagen, Archiv für Religionswissenschaft, XIII, 509 ff. *) Grimm: Myth., I, S- 474. 19*
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290 C. G. Jung.<br />
heitet sich auch durch die Tatsache, daß die Bäume z. B. wiedergebären<br />
(wie der ,,'Walfischdrache" im Jonasmythus). Sie tun das ganz im<br />
allgemeinen, so sind in der griechischen Sage die MeXiai vvjuq?ai die<br />
Eschen, die Mütter des ehernen Menschengeschlechtes. (Zugleich<br />
liegt darin auch wieder die phallische Komponente, indem aus der<br />
Esche die Lanze gefertigt wird.) In der nordischen Mythologie ist<br />
Aslo", die Esche, der Urvater. Seine Frau Embla ist die ,, Emsige" und<br />
nicht, wie man früher glaubte, die Erle. Askr dürfte in erster Linie<br />
wohl die phallische Eschenlanze bedeuten. (Vergl. den sabinischen<br />
Gebrauch, das Haar der Braut mit der Lanze zu scheiteln.) Der Bundehesli<br />
symbolisiert die ersten Menschen, Meschia und Meschiane als den Baum<br />
Reivas, von dem der eine Teil einen Ast in ein Loch des andern steckt.<br />
(Nork.) Der Stoff,<br />
den nach dem nordischen Mythus der Gott belebte,<br />
als er Menschen schuf, wird als tre = Holz, Baum^) bezeichnet^).<br />
Ich erinnere auch an vir] = Holz, was lateinisch materia heißt. Im Holz<br />
der Weltesche Yggdrasil verbirgt sich beim Weltuntergang ein Menschenpaar,<br />
von dem dann die Geschlechter der erneuerten Welt abstammen^).<br />
In diesem Bilde ist leicht wieder das Noalimotiv (,,Nachtmeerfahrt")<br />
zu erkennen, zugleich ist im Symbol von Yggdrasil wieder ein Mutterbild<br />
zu erkennen. Im Moment des Weltunterganges wird die Weltesche<br />
zur bewahrenden Mutter, zum Toten- und Lebensbaum, ein eyxo^jiiov'^).<br />
geführt werden kann, sondern das man nur auszuführen wünscht. (Wünschen<br />
ist im Mittelhochdeutschen auch schon das ,, Vermögen Außerordenthches zu<br />
schaffen".) Wenn ein Mensch stirbt, so bleibt nur der Wunsch übrig, er möchte<br />
noch leben, ein unerfüllter Wunsch, ein ,, schwebender" Wunsch, daher die Seelen<br />
Vögel sind. Die Seele ist ganz nur Libido, wie an vielen Stellen dieser Untersuchung<br />
erhellen dürfte, sie ist ,,Wünschen". So ist der hilfreiche Vogel, der<br />
dem Helden im Walfisch wieder ans Licht verhilft, der die Felsen öffnet, — der<br />
Wiedergeburtswunsch. (Die Vögel als Wünsche, vgl. das schöne Bild von Thoma,<br />
wo der Jüngling seine Arme sehnsuchtsvoll ausstreckt nach den Vögeln, die über<br />
sein Haupt hinziehen.)<br />
Gehauenen.<br />
1) Grimm: Myth., I, S. 474.<br />
^) In Athen gab es ein Geschlecht der AiyeiQÖxo/ioi, der aus der Pappei<br />
3) Hermann: Nord. Myth., S. 589.<br />
*) Javanische Stämme pflegen ihr Gottesbild in einer künstlichen Aushöhlung<br />
eines Baumes aufzustellen. Hier schließt sich die ,,Höhlchen"phantasie<br />
Zinzendorfs und seiner Sekte an. Vgl. Pfister, Frömmigk. d. Gr. v. Zinzendorf.<br />
Im persischen Mythus ist der weiße Haoma ein himmlischer Baum, der im See<br />
Ourukasha wächst, der Fisch Khar - mähi kreist schützend um ihn und ver-