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JAHRBUCH - Glowfish

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Wandlnngen und Symbole der Libido. 287<br />

Einem sehr ähnlichen Motiv begegnen wir in der Kultlegende<br />

der samischen Hera. Alljährlich verschwand (angeblich) das Bild<br />

aus dem Tempel, wurde am Meeresufer irgendwo an einem Lygosstamm<br />

befestigt und mit dessen Zweigen umAVunden. Dort wurde es „gefunden"<br />

und mit Hochzeitskuchen bewirtet.<br />

Dieses Fest ist zunächst unzweifelhaft<br />

ein leQÖg yä/iiog (kultische Hochzeit), denn in Samos ging die<br />

Legende, daß Zeus zuerst ein langdauerndes, heimliches Liebesverhältnis<br />

mit Hera gehabt habe.<br />

In Platää und Argos wurde sogar der Hochzeitszug<br />

mit Brautjungfern, Hochzeitsmahl usw. dargestellt. Das Fest<br />

fand im Hochzeitsmonat raur]?uo)v statt (Anfang Februar). Aber<br />

auch in Platää wurde das Bild an eine einsame Stelle des Waldes<br />

zuvor gebracht, etwa entsprechend der Legende bei Plutarch, daß<br />

Zeus die Hera geraubt und dami in einer Höhle des Kithairon versteckt<br />

habe. Nach miseren bisherigen Ausfülirungen müssen wir daraus allerdings<br />

noch auf einen andern Gedankengang schließen, nämlich auf den<br />

Wiederverjüngungszauber, der mit dem Hüerosgamos verdichtet ist.<br />

Das Verschwinden und Verstecken im Wald, in der Höhle, am Meeresufer,<br />

im Lygosi) umschlungen, deutet auf Sonnentod imd Wiedergeburt.<br />

Die Vorfrühlingszeit (die Zeit der Hochzeiten) im Fai-uf/dOiv paßte<br />

dazu sehr gut. Tatsächlich berichtet Pausanias 2, 38, 2, daß die<br />

argivische Hera durch ein alljährliches Bad im Quell Kanathos^)<br />

wieder zur Jungfrau wurde. Die Bedeutung dieses Bades wird<br />

noch hervorgehoben durch den Bericht,<br />

daß im platäischen Kult der<br />

Hera Teleia Tritonische Nymphen auftraten als Wasserträgerinnen.<br />

In der Erzählung von Ilias XIV, 294—296 und 346 f., wo das eheliche<br />

Lager des Zeus auf dem Ida geschildert ist^), heißt es<br />

Also Zeiis lunarmte voll Inbrust seine Gemahlin.<br />

Unten die heüige Erd' erzeugt aufgrünende Kräuter,<br />

Lotes imd tauiger Bliun', und Krokos, sammt Hyakinthos,<br />

Dicht und locker geschwellt, die empor vom Boden sie trugen:<br />

Hierauf ruheten beid' und hüllten sich ein Gewölk um.<br />

Schön und strahlend von Gold; imd es taute nieder mit Glanzduft,<br />

Also schlummerte sanft auf Gargaros' Höhe der Vater,<br />

Trunken von Schlaf und Lieb', und hielt in den Armen die Gattin.<br />

1) Avyos ist eine Weide, überhaupt jeder biegsame und flechtbare Zweig<br />

(Xvyög ist auch eine Tisclilerschraube, um Holz einzuspannen). Xvyöoj heißt<br />

flechten.<br />

2) Euphemisch für dävarog'l<br />

^) Sonderbarerweise findet sich gerade bei dieser Stelle, V. 288, die<br />

Schüderung des hoch auf der Tanne sitzenden Schlafes:

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