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JAHRBUCH - Glowfish

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Wandlungen und Symbole der Libido. 277<br />

Glauben an die religiösen Symbole. Das, was uns innerhalb eines<br />

positiven Glaubens an einen religiösen Mythus infantil und daher ethisch<br />

minderwertig erhält, ist diese Täuschung, die zwar kulturhistorisch<br />

von denkbar größter Bedeutung und ästhetisch von unvergänglicher<br />

Schönheit ist, aber dem nach sittlicher Autonomie strebenden Menschen<br />

ethisch nicht mehr genügen kann.<br />

Das infantile und sittlich Gefährdende ist der Glauben an<br />

das Symbol, indem wir die Libido dadurch auf eine illusorische Realität<br />

leiten. Das einfache, leugnerische Weglegen des Symbols ändert nichts,<br />

denn die ganze geistige Disposition bleibt dieselbe, wir nehmen uns<br />

nur das gefährliche Objekt weg. Das Objekt aber ist nicht gefährlich,<br />

sondern unsere infantile Geistesdisposition ist es, der zu Liebe wir<br />

durch das einfache Weglegen des religiösen Symbols etwas sehr Schönes<br />

und Sinnreiches verloren haben. Ich denke, der Glaube sollte durch<br />

das Verstehen ersetzt werden, so behalten wir die Schönheit<br />

des Symbols und sind doch frei von den niederdrückenden Folgen<br />

der Unterwerfung im Glauben. Dieses wäre wohl die psychoanalytische<br />

Heilung des<br />

Glaubens und des Unglaubens.<br />

Die der Vision der Stadt folgende ist die eines ,,seltsamen Nadelholzbaumes<br />

mit knorrigen Asten".<br />

Diese Vision mutet uns nicht fremdartig an nach all dem, was<br />

wir bereits vom Lebensbaum und seiner Assoziation mit Stadt und<br />

Lebenswasser vernommen haben. Dieser besondere Baum scheint<br />

die Kategorie der Muttersymbole einfach fortzusetzen. Das Attribut<br />

,,seltsam" wird wohl, wie in Träumen, eüie besondere Hervorhebung<br />

ausdrücken, d. h. ein besonderes unterliegendes Komplexniaterial.<br />

Leider gibt uns die Autorin kein individuelles Material dazu. Da nun<br />

durch die Weiterentwicklung der Miller sehen Visionen der schon<br />

in der Symbolik der Stadt angedeutete Baum hier besonders hervorgehoben<br />

wird, so sehe ich<br />

der S\Tnbolgeschichte des Baumes vorzubringen.<br />

mich genötigt, noch ein weiteres Stück aus<br />

Bekanntlich haben die Bäume in Kultus und Mythus von jeher<br />

eine große Rolle gespielt. Der typische Mytlienbaum ist der Paradiesesoder<br />

Lebensbaum, den wir babylonisch reichlich belegt finden, ebenso<br />

jüdisch, neben — und vorchristlich in der Fichte des Attis, dem Baum<br />

oder den Bäumen des Älithras, germanisch in Yggdrasill usw. Das<br />

Aufhängen des Attisbildes an einer Fichte, das Aufliängen des Marsyas,<br />

das ein berühmtes künstlerisches Motiv wurde, das Hängen Odins,

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