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JAHRBUCH - Glowfish

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"Wandlungen und Symbole der Libido. 253<br />

Stellungskreis gehört die chinesische Sitte, daß der Kaiser beim<br />

Kegierungsantritt zu pflügen hat.<br />

Diese Idee, daß der Boden weiblich<br />

sei, schließt auch den Gedanken in sich vom beständigen Zusammensein<br />

mit demWeibe, emem körperlichen Ineinanderleben. Shiva,der phaUische<br />

Grott ist als Mahadeva und Parwati männlich und weiblich; er hat<br />

seiner Gemahlhi Parwati sogar die eine Hälfte seines Körpers zur<br />

Wohnimg eingeräumt^). Jnman^) bringt die Zeichnung eines Punditen<br />

von Ardanari-Iswara : Die eine Hälfte des Gottes ist männlich, die<br />

andere weiblich und die Genitalien sind in beständiger Kohabitation.<br />

Das Motiv der beständigen Kohabitation findet sich<br />

auch ausgedrückt in dem bekannten Lingamsymbol, das überall in<br />

indischen Tempeln zu finden ist: Die Basis ist ein weibliches Symbol<br />

und drin steht der Phallus^). Dieses Sjonbol kommt den griechischen,<br />

mystischen Phalluskörben und -kisten sehr nahe. (Vergleiche dazu<br />

unten die Eleusinischen Mysterien.) Die Kiste oder Lade ist hier weibliches<br />

Symbol, nämlich der Mutterleib, was den älteren Mythologen<br />

eine ganz bekannte Auffassung war^). Die Kiste, das Faß oder Körbchen<br />

mit dem kostbaren Inhalt wird gern als auf dem Wasser schwimmend<br />

gedacht, in einer bemerkenswerten Umkehrung der natürlichen Tatsache,<br />

daß das Kind im Fruchtwasser schwimmt und dieses sich im<br />

Uterus befindet. Durch diese Umkehrung aber wird ein großer Sublimierungsvorteil<br />

erzielt,<br />

indem eine ungeheure Anwendungsmöglichkeit<br />

für die mythenspinnende Phantasie dadurch geschaffen wird, nämlich<br />

der Anschluß an den Sonnenlauf. Die Sonne schwimmt über das<br />

Meer als der unsterbliche Gott, der jeden Abend in das mütterliche<br />

Meer untertaucht und am Morgen wieder erneuert geboren wird.<br />

der hl.<br />

1) Auch das christliche jMittelalter dachte sich die Trinität als im Leibe<br />

Jungfrau wohnend.<br />

^) Symbolism. Plate VIT.<br />

') Eine andere Form desselben Motivs ist die persische Anschauung vom<br />

Lebensbaume, der im Regensee Vourukasha steht. Die Samen dieses Baumes<br />

werden dem Wasser beigemischt und dadurch wird die<br />

Fruchtbarkeit der Erde<br />

unterhalten. Vendidäd 5, 57 ff. heißt es: Die Gewässer fließen ,,zum See Vourukasha,<br />

hin zu dem Baum Hväpa, dort wachsen meine Bäume alle, von allen<br />

Gattungen, diese lasse ich dort herabregnen als Speise für den reinen Mann, als<br />

Weide für die wohlgeschaffene Kuh. (Befruchtung auf vorsexueller Stufe ausgedrückt!)<br />

Ein weiterer Lebensbaum ist der weiße Haoma, der in der Quelle<br />

Ardvi9üra, dem Lebenswasser, wächst. Spiegel: Erän. Altertumskunde, I<br />

465, 467.<br />

*) Schöne Nachweise hierfür bringt die Schrift Ranks: D. Myth. v. d.<br />

Geburt des Helden.

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