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JAHRBUCH - Glowfish

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252 C. G. Junff. fe*<br />

„Henmtcr Jungfrau, du Tocliter Babel, setze dich in den Staub, setze<br />

dich auf die Erde; denn die Tochter der Cbaldäer hat keinen Stuhl<br />

mehr. Man wird dich nicht mehr neimen: du Zarte und Üppige.<br />

Nimm die Mühle imd mahle Mehl; flicht deine Zöpfe aus, hebe die Schleppe,<br />

ejitblöße den Schenkel, wate durchs Wasser,<br />

Daß deine Blöße aufgedeckt und deine Schande gesehen werde. —<br />

Setze dich in die Stille, gehe in die Finsternis, du Tochter der Chaldäer;<br />

denn du sollst nicht mehr heißen: Frau über Königreiche."<br />

Jeremia (50, 12) sagt von Babel:<br />

ist<br />

„Eure Mutter steht mit großen Schanden, und die euch geboren hat,<br />

zum Spott worden."<br />

Feste, nie bezwungene Städte sind Jungfrauen; Kolonien sind<br />

Söhne und Töchter einer Mutter. Städte sind auch Huren: Jesaja<br />

sagt von Tyros (23, 16):<br />

und<br />

„Nimm die Harfe, gehe in der Stadt nm, du vergessene Hure"<br />

„Wie geht das zu, daß die fromme Stadt zur Hure worden ist?"<br />

Einer ähnlichen Symbolik begegnen wir im Mythus des Ogyges,<br />

dem vorzeitlichen König, der im ägyptischen Theben herrschte und<br />

dessen Frau entsprechenderweise Thebe hieß. Das von Kadmus gegründete<br />

böotische Theben erhielt daher den Beinamen: ,,ogygisch".<br />

Diesen Beinamen führt auch die große Flut, die die ,,ogygische"<br />

heißt, weil sie' unter Ogyges kam. Dieses Zusammentreffen wird sich<br />

unten als wohl kaum zufällig herausstellen. Die Tatsache, daß Stadt<br />

und Frau des Ogyges denselben Namen führen, weist darauf hin,<br />

irgend eine Beziehung zwischen der Stadt und der Frau existieren<br />

muß, was unschwer einzusehen ist, indem die Stadt eben einfach<br />

identisch ist mit dem Weibe. Einer ähnlichen Vorstellung begegnen<br />

wir im Indischen, wo Indra als Gemahl der Urvarä gilt, ürvarä aber<br />

heißt das ,,fruchtbare Land". Ebenso wird die Besitzergreifung eines<br />

Landes durch den König als Vermählung mit der Ackererde aufgefaßt.<br />

Ähnliche Vorstellungen müssen auch in Europa geherrscht haben.<br />

Die Fürsten hatten bei ihrem Eegierungsantritt etwa eine gute Ernte<br />

zu garantieren. Der schwedische König Domaldi wurde wegen Mißratens<br />

der Ernte sogar getötet (Ynglingasage 18).<br />

sich der Held Räma mit Sita, der Ackerfurche^).<br />

daß<br />

In der Ramasage vermählt<br />

In den gleichen Vor-<br />

^) Ich verdanke die Nachweise von Indra und Urvarä, Domaldi und Räma<br />

Herrn Dr. Abegg in Zürich.

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