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JAHRBUCH - Glowfish

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248 C. G. Jung.<br />

In älmlicher Weise sind wohl auch die Münzdarstellungen aufzufassen,<br />

wo sicli in der Mitte eine Palme von einer Schlange umwunden<br />

findet, flankiert von 2 Steinen (Testikel), oder in der Mitte<br />

ein<br />

Stein umwunden von einer Schlange, rechts eine Palme und links<br />

eine Muschel (= weibliches Genitale^). Bei Lajard (Recherch, s. 1.<br />

culte de Venus) findet sich eine Münze von Perga, wo die Artemis<br />

von Perga durch einen konischen (phallischen) Stein dargestellt ist,<br />

flankiert von einem Mann (angeblich Men) und einer weiblichen Figur<br />

(angeblich Artemis). Auf einem attischen Basrelief findet sich Men<br />

(der sogenannte Lunus) mit einem sogenannten Speer (einem<br />

Scepter<br />

von phallischer Grundbedeutung) flankiert von Pan mit einer Keule<br />

(Phallus) und einer weiblichen Figur^). Die traditionelle Darstellung<br />

des Kruzifixus flankiert von Johannes und Maria schließt sich eng an<br />

diesen Vorstellungskreis an, ebensowohl wie der Kruzifixus mit den<br />

Schachern. Wir sehen daraus, wie neben der<br />

Sonne immer wieder der<br />

noch viel ursprünglichere Vergleich der Libido mit dem Phallischen<br />

auftaucht. Eine besondere Spur verdient hier noch aufgezeigt zu werden.<br />

Der den Mithras vertretende Dadophor Cautopates wird auch mit<br />

Hahn'') und Pinienapfel dargestellt. Diese aber sind die Attribute des<br />

phrygischen Gottes Men, dessen Kult eine große Verbreitung hatte.<br />

Men wurde mit dem Pileus^), Pinienzapfen, und Hahn dargestellt,<br />

ebenfalls in der Gestalt eines Knaben, wie auch die Dadophoren<br />

knabenhafte Figuren sind. (Diese letztere Eigenschaft nähert sie mit<br />

Men den Kabiren an.) Nun hat Men ganz nahe Beziehungen zu Attis,<br />

dem Sohn und Geliebten der Kybele. In der römischen Kaiserzeit<br />

wurden Men und Attis ganz verschmolzen. Wie oben schon angemerkt<br />

wurde, trägt auch Attis den Pileus,<br />

wie Men, Mithras und die Dadophoren.<br />

Als Sohn und Geliebter seiner Mutter führt er uns wieder<br />

zur Quelle dieser religionsbildenden Libido, nämlich zum Mutterinzest.<br />

Der Inzest führt logischerweise zur sakralen Kastration im Attis-<br />

Kybele-Kultus, indem auch der Heros sich,<br />

von seiner Mutter rasend<br />

gemacht, selbst verstümmelt^). Ich muß es mir versagen, an dieser<br />

1) Inman: 1. c, S. 10, PI. IX.<br />

2) Röscher: Lex. Sp. 2733/4 siehe s. Men.<br />

^) Ein wohl bekanntes Sonnentier. Als phallisches Symbol häufig.<br />

*) Wie Mithras und die Dadophoren.<br />

^) Die Kastration im Dienste der Mutter beleuchtet in ganz besonderer<br />

Weise Exod. 4, 25: ,,Da nahm Zipporah einen Stein, und beschnitt ihrem Sohn<br />

die Vorhaut und rührte ihm seine Füße an und sprach: ,,Du bist mir ein Elutbräutigam."<br />

Diese Stelle zeigt, was die Beschneidung bedeutet.

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