JAHRBUCH - Glowfish

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244 C. G. Jung. Hölle^). Der Gedanke des Sterblichen nnd des Unsterblichen scheint also auch in den christlichen Kultus übergegangen zu sein. Semitische Götter werden öfter als von 2 Paredroi flankiert dargestellt, z. B. der Baal von Edessa, begleitet von Aziz und Monimos (Baal als Sonne begleitet auf ihrem Laufe durch Mars und Merkur, wie die astronomische Deutung lautet). Nach chaldäischer Anschauung sind die Götter in Triaden gruppiert. In diesen Anschauungskreis gehört auch die Trinität, die Idee des dreieinigen Gottes, als welcher auch Christos in semem Einssein mit dem Vater und dem Heiligen Geiste angesehen werden muß. So gehören die beiden Schacher auch innerlich zu Christus. Die beiden Dadophoren sind, wie Cumont nachweist, nichts als Abspaltungen^) aus der Hauptfigur des Mifchras, dem ein geheimer triadischer Charakter zukommt. Nach einer Nachricht bei Dionysius Areopagita feierten die Magier ein Fest ,,rov TQmlaoLov Mi&Qov"^). Eine ähnliche auf Trinität sich beziehende Bemerkung macht Plutarch von Ormuzd: ,,TQig savtöv av^oag äneoxrjOB tov fiUov"% Die Dreieinigkeit als drei verschiedene Zustände des Einen ist auch ein christlicher Gedanke. In allererster Linie ist darin ein Sonnenm3^hus zu suchen. Eine Bemerkung bei Macrobius 1, 18 kommt dieser Auffassung zu Hilfe: Hae autem aetatiun diversitates ad solem referuntur, ut parvulus videatur hiemali solstitio, qualem Aegj^itii profermit exadyto diecerta,. . . aequiuoctio vernali figura iuvenis ornatur. Postea statuitiu" aetas ejus 1) Der Uaterschied zum Rlithrasopfer scheint ungemein bezeichnend zu sein. Die Dadophoren sind harmlose Lichtgötter ohne Anteilnahme am Opfer. Im Christusopfer fehlt das Tier. Dafür sind es zwei Verbrecher, die den gleichen Tod erleiden. Die Szene ist ungeheuer viel dramatischer. Die innere Beziehung der Dadophoren zu Mithras, auf die ich unten zu sprechen komme, läßt das gleiche auch für Christus und die Verbrecher vermuten. Die Szene mit Barabbas verrät, daß Christos der abtretende Jahresgott ist, der von einem Verbrecher dargestellt wurde, während man den des kommenden Jahres frei ließ. 2) Z. B. zeigt ein Monument folgende Widmung: D(eo) I(nvicto) M(ithrae) Cautopati. Man findet bald Deo Mithrae Caute oder Deo Älithrae Cautopati, in ähnhcher Abwechslung wie Deo Invicto Mithrae — oder bloß — Deo Invicto — oder gar nur — Invicto — . Es kommt auch vor, daß die Dadophoren mit Messer und Bogen, den Attributen des Mithras, ausgerüstet sind. Es ist daraus zu schließen, daß die drei Figuren quasi drei verschiedene Zustände einer einzigen Person repräsentieren. Vgl. Cumont: Text, et Mon., S. 208 f. 3) Cumont: Text, et Mon., S. 208. *) Zitiert bei Cumont: Text, et Mon., S. 209.

Wandlungen und Symbole der Libido. 245 pleniasima effigie barbae solstitio aestivo exunde per diminutiones veluti senescenti quarta forma deus figuratur^). Wie Cumont berichtet^), tragen Cautes und Cautopates gelegentlich der eine einen Stierkopf, der andere einen Skorpion in Händen^). Taurus und Skorpio sind Äquinoktialzeichen, was klar darauf hinweist, daß die Opferszene sich zunächst auf den Sonnenlauf bezieht: die aufsteigende, die in der Soromerhöhe sich selbst opfernde und die untergehende Sonne. In der Opferszene, dem Sonnensymbol, war der Aufgang und der Untergang nicht leicht zu veranschaulichen, daher dieser Gedanke aus dem Opferbild heraus verlegt wurde. Wir haben oben angedeutet, daß die Dioskuren einen ähnlichen Gedanken darstellen, allerdings in einer etwas andern Form: Die eine Sonne ist immer sterblich, die andere unsterblich. Da diese ganze Sonnenmythologie nur an den Himmel projizierte Psychologie ist, so lautet wohl der zugrunde liegende Satz : So wie der Mensch aus einem Sterblichen und einem Unsterblichen besteht, ist auch die Sonne ein Brüderpaar'*), wovon der eine Bruder sterblich, der andere unsterblich ist. Dieser Gedanke liegt der Theologie überhaupt zugrunde: der Mensch ist zwar sterblich, aber es sind doch welche, die unsterblich sind (oder es ist in uns etwas, das unsterblich ist). So sind die Götter oder ein Chidher oder ein Comte de St. Germain unser Unsterbliches, das irgendwo, unfaßbar, unter uns weilt. Der Sonnenvergleich belehrt uns immer wieder, daß die Götter Libido sind; sie ist unser Unsterbliches, indem sie jenes Band darstellt, durch welches wir uns als nie erlöschend, in der Rasse fühlen^). Sie ist Leben vom Leben der Menschheit. Ihre *) Zitiert bei Cumont: 1. c. «) Text, et Mon., S. 210. •) Taurus und Scorpio sind die Äquinoktialzeichen für den Zeitraum von 4300—2150 a. Chr. n. Dieso längst überholten Zeichen wurden also konservativ bis in die nachchristliche Zeit noch aufbewahrt. *) Unter Umständen ist es auch Sonne und Mond. ') Um die individuelle und die Allseele, den persönlichen und den überpersönhchen Ätman zu charakterisieren, gebraucht ein Vers des Shvetäshvatara- Upanishad (Deussen) folgendes Gleichnis: ,,Zwei schön beflügelte verbundne Freunde Umarmen einen und denselben Baum; Einer von ihnen speist die süße Beere, Der andre schaut, nicht essend, nur herab.

Wandlungen und Symbole der Libido. 245<br />

pleniasima effigie barbae solstitio aestivo<br />

exunde per diminutiones<br />

veluti senescenti quarta forma deus figuratur^).<br />

Wie Cumont berichtet^), tragen Cautes und Cautopates gelegentlich<br />

der eine einen Stierkopf, der andere einen Skorpion in<br />

Händen^). Taurus und Skorpio sind Äquinoktialzeichen, was klar darauf<br />

hinweist, daß die Opferszene sich zunächst auf den Sonnenlauf bezieht:<br />

die aufsteigende, die in der Soromerhöhe sich selbst opfernde<br />

und die untergehende Sonne. In der Opferszene, dem Sonnensymbol,<br />

war der Aufgang und der Untergang nicht leicht zu veranschaulichen,<br />

daher dieser Gedanke aus dem Opferbild heraus verlegt wurde.<br />

Wir haben oben angedeutet, daß die<br />

Dioskuren einen ähnlichen<br />

Gedanken darstellen, allerdings in einer etwas andern Form: Die eine<br />

Sonne ist immer sterblich, die andere unsterblich. Da diese ganze<br />

Sonnenmythologie nur an den Himmel projizierte Psychologie ist,<br />

so lautet wohl der zugrunde liegende Satz : So wie der Mensch aus einem<br />

Sterblichen und einem Unsterblichen besteht, ist auch die Sonne ein<br />

Brüderpaar'*), wovon der eine Bruder sterblich, der andere unsterblich<br />

ist. Dieser Gedanke liegt der Theologie überhaupt zugrunde: der Mensch<br />

ist zwar sterblich, aber es sind doch welche, die unsterblich sind (oder<br />

es ist in uns etwas, das unsterblich ist). So sind die Götter oder ein<br />

Chidher oder ein Comte de St. Germain unser Unsterbliches, das<br />

irgendwo, unfaßbar, unter uns weilt. Der Sonnenvergleich belehrt uns<br />

immer wieder, daß die Götter Libido sind; sie ist unser Unsterbliches,<br />

indem sie jenes Band darstellt, durch welches wir uns als nie erlöschend,<br />

in der Rasse fühlen^). Sie ist Leben vom Leben der Menschheit. Ihre<br />

*) Zitiert bei Cumont: 1. c.<br />

«) Text, et Mon., S. 210.<br />

•) Taurus und Scorpio sind die Äquinoktialzeichen für den Zeitraum von<br />

4300—2150 a. Chr. n. Dieso längst überholten Zeichen wurden also konservativ<br />

bis<br />

in die nachchristliche Zeit noch aufbewahrt.<br />

*) Unter Umständen ist es auch Sonne und Mond.<br />

') Um die individuelle und die Allseele, den persönlichen und den überpersönhchen<br />

Ätman zu charakterisieren, gebraucht ein Vers des<br />

Shvetäshvatara-<br />

Upanishad (Deussen) folgendes<br />

Gleichnis:<br />

,,Zwei schön beflügelte verbundne Freunde<br />

Umarmen einen und denselben Baum;<br />

Einer von ihnen speist die süße Beere,<br />

Der andre schaut, nicht essend, nur herab.

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