JAHRBUCH - Glowfish

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; 242 C. G. Jung. Geburt im "Wasser, wie ein Fisch; und die Sonne wird, indem sie ins Meer taucht, Kind und Fisch zugleich. Der Fisch ist aber auch ein phallisches Symbol^), ebenso ein Symbol für das Weib-), kurz gesagt: der Fisch ist ein Libidosymbol, und zwar, wie es scheint, vorwiegend für die Wiedererneuerung der Libido. Sie werden alt und verlieren die Lebenskraft (Libido), d.h. den Fisch, ,,der auf wunderliche Weise seinen Weg ins Meer nimmt" Die Reise des Moses mit seinem Diener Josua ist eine Lebensreise (80 Jahre). d. h. die Sonne geht unter. Wie die beiden den Verlust bemerken, da finden sie an jener Stelle, wo sich die Lebensquelle befindet (wo der tote Fisch wiederbelebt wurde und ins Wasser sprang), den Chidher, in seinen Mantel vermummt^), auf der Erde sitzen, nach anderer Version auf einer Insel im Meere oder ,,am feuchtesten Orte der Erde"; d. h. eben geboren aus der mütterlichen Wassertiefe. Wo der Fisch verschwand, wird Chidher, ,,der Grünende" geboren, als ein ,,Sohn der Wassertiefe", das Haupt verhüllt, ein Kabir, ein Verkünder göttlicher Weisheit, der alte babylonische Oannes - Ea, der in Fischgestalt dargestellt wurde und täglich als Fisch aus dem Meere kam, um dem Volk die Weisheit zu lehren^). Sein Name wird mit Johannes in Zusammenhang gebracht. Durch den Aufgang der wiedererneuerten Sonne wird das, was Wassertier, Fisch war, in der Dunkelheit lebte, von allen Schrecken der Nacht und des Todes umgeben^), zum leuchtenden, feurigen Tagesgestirn. So gewinnen die Worte des Täufers Johannes besonderen Sinn^): 1) Riklin: Wunscherfüllung und Symbolik. 2) In man: Anc. pag. and mod. Christ. Symb. ^) Amnionhülle? *) Der etrurische Tages, der ,,frischausgeackerte Knabe", der aus der eben gezogenen Ackerfurche entsteht, ist auch ein Weisheitslehrer. In der Litaolanemythe der Basutos (Frobenius 1. c, S. 105) wird geschildert, wie ein Ungeheuer alle Menschen verschlungen hat, und nur ein Weib übrig blieb, das in einem Stalle (statt Höhle, vgl. unten die Etymologie dieses Mythos) mit einem Sohn, dem Helden, niederkam. Bis sie ein Lager aus Stroh für den Neugeborenen hergerichtet hatte, war er bereits aufgewachsen und sprach ,,Worte der Weisheit". Das schnelle Aufwachsen des Helden, ein häufig wiederkehrendes Motiv, scheint darzutun, daß die Geburt und anscheinende Kindheit des Helden darum so sonderbar sind, weil seine Geburt eigenthch seine Wiedergeburt bedeutet, daher er sich nachher so rasch an seine Heldenrolle gewöhnt. Vgl. unten. *) Kampf des Re mit der Nachtschlange. «) Matth. 3, 11.

Wandlungen und Symbole der Libido. 243 „Ich taufe euch mit Wasser zur Buße, der aber nach mir kommt, ist stärker denn ich, der wird euch mit dem heiligen Geist und mit Feuer taufen." Älit Völlers dürfen wir auch Chidher und Elias (Moses und seinen Diener Josua) mit Gilgamesh und seinem Bruder-Diener Eabani in Vergleich setzen. Gilgamesh durchwandert die Welt, von Angst und Sehnsucht getrieben, die Unsterblichkeit zu finden. Sein Weg führt ihn übers Meer zum weisen Utnapishtim (Noah), der das Mittel kannte, um über die Wasser des Todes zu kommen. Dort hat Gilgamesh nach der zauberischen Pflanze auf den Grund des Meeres zu tauchen, die ihn wieder ins Land der Menschen zurückführen soll. Wie er wieder in die Heimat gekommen, stiehlt ihm eine Schlange das Zauberkraut (der Fisch schlüpft wieder ins Meer). Auf der Kückkehr vom Lande der Seligen begleitet ihn aber ein unsterblicher Schiffer, der, durch einen Fluch des Utnapishtim verbannt, nicht mehr ins Land der Seligen zurückkehren darf. Durch den Verlust des zauberischen Krautes hat Gilgamesh 's Reise den Zweck verloren, er ist dafür von einem Unsterblichen begleitet, dessen Schicksal wir allerdings aus den Fragmenten des Epos nicht mehr erfahren können. Dieser verbannte Unsterbliche ist die Vorlage zu Ahasver, wie Jensen^) treffend bemerkt. Wir treffen auch hier auf das Motiv der Dioskuren, sterblich und unsterblich, untergehende und aufgehende Sonne. Dieses Motiv wird auch als aus dem Heros heraus projiziert dargestellt: Das Sacrificium mithriacum (das Stieropfer) ist in seiner kultischen Darstellung sehr oft flankiert durch die beiden Dadophoren, Cautes und Cautopates, der eine mit aufrechter und der andere mit gesenkter Fackel, Sie stellen eine Art Brüderpaar dar, welches seinen Charakter durch die Symbolik der Fackelstellung verrät, Cumont bringt sie nicht vergebens mit den sepulkralen Eroten in Verbindung, die als Genien mit der umgekehrten Fackel traditionelle Bedeutung haben. Der eine wäre also der Tod, der andere das Leben, Ich kann nicht umliin, vom Sacrificium mithriacum (wo das Stieropfer in der Mitte von beiden Seiten von den Dadophoren flankiert ist) auf das christliche Lammes(Widder)opfer hinzuweisen. Der Kruzifixus ist auch traditionell flankiert durch die beiden Schacher, wovon der eine aufsteigend zum Paradiese ist, der andere herunterfahrend zur *) Das Gilgameshepos in der Weltliteratur, Bd. I, S. 50. 16"

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242 C. G. Jung.<br />

Geburt im "Wasser, wie ein Fisch; und die Sonne wird, indem sie ins<br />

Meer taucht, Kind und Fisch zugleich. Der Fisch ist aber auch ein<br />

phallisches Symbol^), ebenso ein Symbol für das Weib-), kurz gesagt:<br />

der Fisch ist ein Libidosymbol, und zwar, wie es scheint, vorwiegend<br />

für die Wiedererneuerung der Libido.<br />

Sie werden alt und verlieren die Lebenskraft (Libido),<br />

d.h. den Fisch, ,,der auf wunderliche Weise seinen Weg ins Meer nimmt"<br />

Die Reise des Moses mit seinem Diener Josua ist eine Lebensreise<br />

(80 Jahre).<br />

d. h. die Sonne geht unter. Wie die beiden den Verlust bemerken, da<br />

finden sie an jener Stelle, wo sich die Lebensquelle befindet (wo<br />

der tote Fisch wiederbelebt wurde und ins Wasser sprang), den<br />

Chidher, in seinen Mantel vermummt^), auf der Erde sitzen, nach<br />

anderer Version auf einer Insel im Meere oder ,,am feuchtesten<br />

Orte der Erde"; d. h. eben geboren aus der mütterlichen<br />

Wassertiefe. Wo der Fisch verschwand, wird Chidher, ,,der Grünende"<br />

geboren, als ein ,,Sohn der Wassertiefe", das Haupt verhüllt, ein Kabir,<br />

ein Verkünder göttlicher Weisheit, der alte babylonische Oannes - Ea,<br />

der in Fischgestalt dargestellt wurde und täglich als Fisch aus dem<br />

Meere kam, um dem Volk die Weisheit zu lehren^).<br />

Sein Name wird mit Johannes in Zusammenhang gebracht.<br />

Durch den Aufgang der wiedererneuerten Sonne wird das, was Wassertier,<br />

Fisch war, in der Dunkelheit lebte, von allen Schrecken der Nacht<br />

und des Todes umgeben^), zum leuchtenden, feurigen Tagesgestirn.<br />

So gewinnen die Worte des Täufers Johannes besonderen Sinn^):<br />

1) Riklin: Wunscherfüllung und Symbolik.<br />

2) In man: Anc. pag. and mod. Christ. Symb.<br />

^) Amnionhülle?<br />

*) Der etrurische Tages, der ,,frischausgeackerte Knabe", der aus der<br />

eben gezogenen Ackerfurche entsteht, ist auch ein Weisheitslehrer. In der Litaolanemythe<br />

der Basutos (Frobenius 1. c, S. 105) wird geschildert, wie ein<br />

Ungeheuer alle Menschen verschlungen hat, und nur ein Weib übrig blieb, das<br />

in einem Stalle (statt Höhle, vgl. unten die Etymologie dieses Mythos) mit<br />

einem Sohn, dem Helden, niederkam. Bis sie ein Lager aus Stroh für den<br />

Neugeborenen hergerichtet hatte, war er bereits aufgewachsen und sprach ,,Worte<br />

der Weisheit". Das schnelle Aufwachsen des Helden, ein häufig wiederkehrendes<br />

Motiv, scheint darzutun, daß die Geburt und anscheinende Kindheit des Helden<br />

darum so sonderbar sind, weil seine Geburt eigenthch seine Wiedergeburt bedeutet,<br />

daher er sich nachher so rasch an seine Heldenrolle gewöhnt. Vgl. unten.<br />

*) Kampf des Re mit der Nachtschlange.<br />

«) Matth. 3, 11.

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