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JAHRBUCH - Glowfish

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234 C. G. Juuff t>wir<br />

diese Handlung als eine infantile Begrüßungszeremonie und Liebeserklärung.<br />

Die Entstehung von Chiwantopel, d. li. einer unbewußten Persönliclikeit,<br />

aus Popokatepetl, will also heißen, im Sinne der obigen<br />

Erklärung, ,,ich mache, produziere, erfinde ihn selbst". Es handelt<br />

sich also um eine Art Menschenscliöpfung oder Geburt auf analem<br />

Wege. Die ersten Menschen werden aus Kot, Ton oder Lehm gemacht.<br />

Das lateinische lutum, das eigentlich ,,aufgeweichte Erde" bedeutet,<br />

hat ebenfalls den übertragenen Sinn von Dreck. Bei Plautus ist es<br />

sogar ein<br />

Schimpfwort, etwa: ,,Du Dreck!". Die Geburt hintenhinaus<br />

erinnert auch an das Motiv des Hintersichwerfens. Ein bekanntes<br />

Beispiel ist das Orakel, das Deukalion und Pyrrha, die einzig Überlebenden<br />

aus der großen Flut, erhalten hatten: Sie sollten die<br />

Gebeine<br />

der großen Mutter hinter sich werfen. Sie warfen sodann die Steine<br />

hinter sich, woraus Menschen entstanden. Li ähnlicher Weise<br />

entstanden nach einer Sage die Daktylen aus dem Staub, den die<br />

Nymphe Anchiale hinter sich warf. Einer scherzhaften Bedeutung<br />

des analen Produktes ist<br />

noch zu gedenken: das Exkrementum wird<br />

im Volkswitz oft als Denkmal oder Erinnerungszeichen aufgefaßt<br />

(was in der Form des grumus merdae beim Verbrecher eine besondere<br />

EoUe spielt). Ich erinnere nur an die allbekannten Scherzerzählungen<br />

von dem, der,<br />

von einem Geist durch labyrinthische Gänge zu einem<br />

verborgenen Schatz geführt, als letztes Wegzeichen, nachdem er sich<br />

aller Kleidungsstücke entledigt hat, noch ein Exkrementum hinpflanzt.<br />

In einer fernen Vorzeit freilicli kam einem derartigen Zeichen eine<br />

ebenso große Bedeutung zu wie der Losung der Tiere als einer wichtigen<br />

Kunde der Anwesenheit oder Zugrichtung. Einfache Steinmale (,, Steinmännchen")<br />

werden wohl die vergänglichere Losung ersetzt haben.<br />

Es ist nun merkwürdig, daß Miller als Parallele zu dem Bewußtwerden<br />

von Chiwantopel einen andern Fall anführt, wo ein Name sich<br />

ihr plötzlich aufdrängte, nämlich A-ha-ma-ra-ma mit dem Gefühl,<br />

als ob es sich um etwas Assyrisches handle^). Als mögliche Quelle fiel<br />

ihr dazu ein:<br />

,,Asurabama — qui fabriqua des briques cuneiformes-)",<br />

1) Also auch hier wieder die Beziehung auf das ,, Altertümliche", die infantile<br />

Vorzeit.<br />

*) Dieses Faktum ist mir unbekannt. Es wäre möghch, daß irgendwo ein<br />

sagenhafter Name eines Mannes erhalten wäre, der die Keilschrift erfand; (wie<br />

z. B. Sinlikiunnini als Dichter des Gilgameshepos). Es gelang mir aber nicht,<br />

etwas Derartiges aufzufinden. Allerdings hat Aschschurbanaplu oder Asurbanipal

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