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JAHRBUCH - Glowfish

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Wandlungen und Symbole der Libido. 231<br />

Es scheint nun zunächst sehr dunkel zu sein,<br />

wieso die geradezu<br />

mystisch erwartete Figur des Chiwantopel, welchen Miß Miller in<br />

einer Anmerlaing dem Kontrollgeist der Spiritisten vergleicht^), in<br />

eine so unehrerbietige Nachbarschaft gerät, daß sein Wesen (Name)<br />

sogar mit jenen abgelegenen Körperregionen in Verbindung gebracht<br />

wird. Um diese Möglichkeiten zu verstehen, muß man sich sagen:<br />

wenn aus dem Unbe\vußten produziert wird, so wird zunächst das<br />

dem Gedächtnis verloren gegangene Material der Infantilzeit heraufgebracht.<br />

Man hat sich daher auf den Standpunkt jener Zeit zu stellen,<br />

in welcher jenes Infantilmaterial noch an der Oberfläche war. Wenn<br />

nun ein sehr verehrter Gegenstand vom Unbewußten in die Nähe des<br />

Analen gerückt wird, so muß man daraus schließen, daß damit etwas<br />

Ähnliches ausgedrückt sei, nämlich eine hohe Wertschätzung. Die<br />

Frage ist nur, ob das auch der Psychologie des Kindes entspricht.<br />

Bevor wir auf diese Frage eintreten, ist zu konstatieren, daß das Anale<br />

mit der Verehrung ganz nahe zusammenhängt: Man denke an die<br />

traditionellen Fäkalien des Großmogul; ein orientalisches Märchen<br />

berichtet das gleiche von den christlichen Rittern, die sich mit dem<br />

Kote des Papstes und der Kardinäle einsalbten, um sich<br />

furchtbar zu<br />

machen. Eine Patientin, für welche besondere Verehrung des Vaters<br />

charakteristisch ist, hatte die Phantasie, sie sehe ihren Vater würdevoll<br />

auf dem Nachtstuhl sitzen und vorübergehende Leute grüßten ihn<br />

devot-). Schliaßlich bewahrt die kräftigere Sprache die treffliche Figur:<br />

,,Einem vor Untertänigkeit in den A . . . . kriechen". Die Nachbarschaft<br />

des Analen schließt die Verehrung oder Wertschätzung keineswegs aus,<br />

wie die Beispiele zeigen, und wie leicht auch aus der innigen Beziehung<br />

von Kot und Gold zu ersehen ist^); auch hier tritt das äußerst Wert-<br />

^) Die Alten kannten diesen Dämon als den öwOTtadög, den Begleiter<br />

und Mitfolger.<br />

*) Eine Parallele zu diesen Phantasien sind die bekannten Deutungen der<br />

SeUa Petri des Papstes.<br />

') Als Freud aus analytischen Erfahrungen auf den Zusammenhang<br />

Kot-Gold aufmerksam machte, fanden sich viele Ignoranten veranlaßt, diesen<br />

Zusammenhang vornehm zu belächeln. Die Mjd:hologen denken hierüber anders:<br />

so sagt de Gubernatis, daß immer Kot und Gold zusammen seien.<br />

Grimm berichtet folgenden Zaubergebrauch: Wenn man das ganze Jahr<br />

hindurch Geld im Hause haben will, so muß man am Xeujahrstag Linsen essen.<br />

Dieser merkwürdige Zusammenhang erklärt sich einfach durch die phj'siologische<br />

Tatsache der Schwerverdaulichkeit der Linsen, die in Form von Älünzen wieder<br />

zutage treten. So ist man ein Geldsch geworden.

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