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JAHRBUCH - Glowfish

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206 0. G. Jung.<br />

Mond uutergogangtni ist, und das Feuer erloschen ist, was dient dann dem<br />

Äleuschen als Licht?' — ,Dann dient ihm die Rede als Licht; denn bei dem<br />

Lichte der Rede sitzt er imd gehet umher, treibt seine Arbeit und kehret<br />

heim.' — Aber wenn die Sonne untergegangen ist, o Yäynavalkya, und<br />

der Mond mitergegangen ist und das Feuer erloschen und die Stimme<br />

verstummt ist, was dient dann dem Menschen als Licht?' — ,l)ann dient<br />

er sich selbst (ätman) als Licht; denn bei dem Lichte des Selbstes sitzt<br />

er mid gehet umher, treibt seine Arbeit und kehret heim'."<br />

In diesem Passus bemerken wir, wie wiederum das Feuer in<br />

nächster Beziehung zur Rede steht. Die Rede selber heißt ein ,,Licht",<br />

das seinerseits reduziert wird auf das,,Licht" des ätman, der schaffenden<br />

seelischen Kraft, der Libido. So faßte die indische Metapsychologie<br />

Rede und Feuer als Emanationen des innern Lichtes, von dem wir<br />

w'issen, daß es die Libido ist. Sprache und Feuer sind ihre Manifestationsformen<br />

als<br />

die ersten menschlichen Künste, die aus ihrer Verlagerung<br />

entstanden sind. Auf diesen gemeinsamen psychologischen Ursprung<br />

scheinen auch gewisse Ergebnisse der Sprachforschung hinzuweisen.<br />

Der indogermanische Stamm b h ä bezeichnet die Vorstellung von<br />

leuchten, seheinen. Dieser Stamm findet sich in griech . 9?dco, (paivoo,<br />

(paog, in altirl. ban — weiß, im nhd. bohnen =^ glänzend machen. Derselbe<br />

Stamm bh a bedeutet aber auch sprechen; er findet sich im<br />

Sanskr. bhan = sprechen,<br />

griech. qm-juL ecpav, (paxig, lat. fä-ri, fänum.<br />

arm. ban = Wort, im nhd. Bann, bannen,<br />

Der Stamm bhelso mit der Bedeutung ,, klinge, belle" findet<br />

sich in Sanskr. bhas = bellen und bhäs = reden, sprechen, litth.<br />

balsas = Stimme, Ton. Eigentlich ist bhel-s6=hell sein vgl.<br />

(palög=^ hell, litth.<br />

bälti = weiß werden, mhd. blaß.<br />

Der Stamm la mit der Bedeutung von tönen, bellen findet<br />

sich<br />

in Sanskr. las lasati = erklingen und las läsati = strahlen,<br />

glänzen.<br />

Der verwandte Stamm leso mit der Bedeutung begehre findet<br />

sich wiederum in Sanskr. las, lasati = spielen, lash, läshati === begehren,<br />

griech. IdoTavQog = geil, goth. lustus, nhd. Lust, lat. lascivus.<br />

Ein weiterer verwandter Stamm läso = scheinen, strahlen<br />

findet sich in las, lasati = strahlen, glänzen.<br />

In dieser Gruppe kommen, wie ersichtlich, die Bedeutungen<br />

von begehren, spielen, strahlen und tönen zusammen. Ein<br />

älinliches archaisches Zusammenfließen der Bedeutungen in die ursprüngliche<br />

Libidosymbolik (wie wir vielleicht schon sagen dürfen)<br />

findet sich in jener ägyptischen Wörterklasse, die sich aus den nahe-

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