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JAHRBUCH - Glowfish

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204 C. G. Juug.<br />

Kollateralen zu einer Überfunktion bringen, welclie geeignet sind, den<br />

Widerstand zu kompensieren, nämlich die nächsten Funktionen, welclie<br />

zur Einleitung des Aktes dienen^); einerseits die Funktion der Hand,<br />

anderseits die des Mundes. Der Sexualakt aber, gegen den sieh der<br />

Widerstand richtet, wird dui'ch einen ähnlichen Akt der vorsexuellen<br />

Stufe ersetzt, wofür der Idealfall das Fingerlutschen respektive Bohren<br />

ist.<br />

Wie beim Affen auch der Fuß gelegentlich die Funktion der Hand<br />

vertreten kann, so ist auch das Kind in der Wahl des Lutschobjektes<br />

oft unsicher, indem es statt der Finger die große Zehe in den Mund stecld.<br />

Diese letztere Geste gehört zu einem indischen Ritus, nur wird dort die<br />

Großzehe nicht in den Mund gesteckt, sondern gegen das Auge gehalten'-^).<br />

Durch die genitale Bedeutung von Hand und Mund wird diesen Organen,<br />

die auf vorsexueller Stufe der Lustgewinnung dienten, eine zeugende<br />

Eigenschaft erteilt, welche identisch ist mit jener oben erwähnten<br />

Bestimmung, die auf das äußere Objekt abzielt, weil es sich um Sexualrespektive<br />

Propagationslibido handelt. Wenn durch die wirkliche<br />

Feuerbereitung der Sexualcharakter der dazu verwendeten Libido<br />

erfüllt ist,<br />

dann bleibt aber die Mundzone ohne adäquate Betätigung:<br />

nur die Hand hat jetzt ihr eigentliches rein menschliches Ziel in ihrer<br />

ersten Kunst erlangt.<br />

Der Mund hat, wie wir sahen, eine weitere wichtige Funktion,<br />

die ebensoviel sexuelle Beziehung auf das Objekt hat wie die Hand,<br />

nämlich die<br />

Erzeugimg des Lockrufes. Bei dem Aufbrechen des autoerotischen<br />

Ringes, Hand-Mund^), wo die phallische Hand zum feuer-<br />

^) Wenn bei dem heutzutage enorm angewachsenen Sexualwiderstand die<br />

Frauen die sekundären Geschlechtsmerkmale und sonstigen erotischen Reize durch<br />

besonders konstraierte Korsetts hervorheben, so ist das eine Erscheinung, die<br />

noch ins selbe Schema der Vermehrung der Anlockung gehört.<br />

^) Die Ohröffnung beansj^rucht bekanntlich auch Sexualwert. In einem<br />

Marienhymnus heißt es: ,,quae per aurem concepisti". Rabelais' Gargantua<br />

wird durchs Ohr der Mutter geboren. Bastian (Beiträge z. vergl. Psj^chologie,<br />

S. 238) erwähnt aus einem altern Werke folgende Stelle: ,,Man findet in diesem<br />

ganzen Königreiche auch unter den allerkleinsten Mägdlein keine Jungfrawn,<br />

denn sie tun gleich in ihre zarte Jugend eine besondere Mixtur in ihr Gemachter<br />

hinein, me gleichfalls auch in die Ohrlöcher, machen dieselbige damit weit und<br />

erhalten sie immerzu offen." — Auch der mongohsche Buddha wird aus dem<br />

Ohr seiner Mutter geboren.<br />

3) Das treibende Motiv zum Aufbrechen des Ringes wäre, wie ich oben<br />

flüchtig bereits andeutete, in der Tatsache zu suchen, daß aie sekundäre Sexualtätigkeit<br />

(der verlagerte Koitus) nie imstande ist oder sein wird,<br />

jene natürliche<br />

Sättigung herbeizuführen, wie die Betätigung an eigentlicher Stelle. Mit diesem

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