JAHRBUCH - Glowfish

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01.11.2013 Aufrufe

Wandlungen und Sj'mbole der Libido. 201 gerichtete Aberglaube sahen in der Bebauung der Erde die Befruchtung der Mutter. Das Ziel der Handlung ist aber ein desexualisiertes, denn es ist die Ackerfrucht und die in ihr liegende Nahrung. Die aus dem Inzestverbot erfolgende Regression führt in diesem Fall zur Wiederbesetzung der Mutter, diesmal aber nicht als Sexualobjekt, sondern als Ernährerin. Einer ganz ähnlichen Regression auf die vorsexuelle Stufe, speziell auf die zunächst liegende Stufe der verlagerten rhythmischen Betätigung, scheinen wir die Erfindung des Feuers zu verdanken. Die aus dem Inzestverbot introvertierte Libido (mit der genaueren Bestimmung der motorischen Bestandteile des Koitus) stößt, auf vorsexueller Stufe angelangt, auf das verwandte infantile Bohren, dem sie nun, entsprechend ihrer Bestimmung aufs Reale einen äußern Stoff gibt (daher der Stoff passenderweise materia heißt, indem das Objekt die Mutter ist, wie oben!). Wie ich oben zu zeigen versuchte, gehört zur Aktion des infantilen Bohrens nur die Kraft und Ausdauer eines erwachsenen Mannes und das geeignete ,, Material", um Feuer zu erzeugen. Wenn dem so ist, so kann erwartet werden, daß in Analogie zu unserem obigen Fall von onanistischem Bohren auch die Feuererzeugung ursprünglich als ein solcher, am Objekt dargestellter Akt quasi onanistischer Betätigung zustandekam. Dieser Nachweis ist selbstverständlich niemals wirklich zu leisten, aber es ist denkbar, daß sich irgendwo Spuren dieser ursprünglichen onanistischen Vorübungen zur Feuererzeugung erhalten haben. Es ist mir geglüclrt, in einem sehr alten Monument indischer Literatur einen Passus aufzufinden, der unzweifelhaft diesen Übergang der Sexual] ibido durch die onanistische Phase in die Feuerbereitung enthält. Dieser Passus findet sich im Brihadäranyaka-Upanishad^) ; ich zitiere nach der Übersetzung von Deussen^): ,,Nämlicb er (Atman^) war so groß wie ein Weib und ein Mann, wenn sie sich mnschlungen halten. Dieses, sein Selbst zerfällte er in zwei Teile; ^) Die Upanishaden gehören zur Brähmana, zur Theologie der vedischen Schriften und enthalten den theosophisch-spekulativen Teil der vedischen Lehren. Die vedischen Schriften respektive Sammlungen sind zum Teil von ganz unbestimmbarem Alter und können, da sie lange nur mündUch überüefert wurden, in eine sehr ferne Vorzeit zurückreichen. ") Deussen: Die Geheimlehre des Veda, S. 23 f. ') Das Ur- und Allwesen, dessen Begriff sich, ins Psychologische zurückübersetzt, mit dem Libidobegriff deckt.

Wandlungen und Sj'mbole der Libido. 201<br />

gerichtete Aberglaube sahen in der Bebauung der Erde die Befruchtung<br />

der Mutter. Das Ziel der Handlung ist aber ein desexualisiertes, denn<br />

es ist die Ackerfrucht und die in ihr liegende Nahrung. Die aus dem<br />

Inzestverbot erfolgende Regression führt in diesem Fall zur Wiederbesetzung<br />

der Mutter, diesmal aber nicht als Sexualobjekt, sondern<br />

als Ernährerin.<br />

Einer ganz ähnlichen Regression auf die vorsexuelle Stufe, speziell<br />

auf die zunächst liegende Stufe der verlagerten rhythmischen Betätigung,<br />

scheinen wir die Erfindung des Feuers zu verdanken. Die aus dem<br />

Inzestverbot introvertierte Libido (mit der genaueren Bestimmung<br />

der motorischen Bestandteile des Koitus) stößt, auf vorsexueller Stufe<br />

angelangt, auf das verwandte infantile Bohren, dem sie<br />

nun, entsprechend<br />

ihrer Bestimmung aufs Reale einen äußern Stoff gibt (daher<br />

der Stoff passenderweise materia heißt, indem das Objekt die Mutter<br />

ist, wie oben!). Wie ich oben zu zeigen versuchte, gehört zur Aktion<br />

des infantilen Bohrens nur die Kraft und Ausdauer eines erwachsenen<br />

Mannes und das geeignete ,, Material", um Feuer zu erzeugen. Wenn<br />

dem so ist, so kann erwartet werden, daß in Analogie zu unserem obigen<br />

Fall von onanistischem Bohren auch die Feuererzeugung<br />

ursprünglich als ein solcher, am Objekt dargestellter Akt<br />

quasi onanistischer Betätigung zustandekam. Dieser Nachweis<br />

ist selbstverständlich niemals wirklich zu leisten, aber es ist denkbar, daß<br />

sich irgendwo Spuren dieser ursprünglichen onanistischen Vorübungen<br />

zur Feuererzeugung erhalten haben. Es ist mir geglüclrt, in einem sehr<br />

alten Monument indischer Literatur einen Passus aufzufinden, der<br />

unzweifelhaft diesen Übergang der Sexual] ibido durch die onanistische<br />

Phase in die Feuerbereitung enthält. Dieser Passus findet sich im<br />

Brihadäranyaka-Upanishad^) ; ich zitiere nach der Übersetzung von<br />

Deussen^):<br />

,,Nämlicb er (Atman^) war so groß wie ein Weib und ein Mann, wenn<br />

sie sich mnschlungen halten.<br />

Dieses, sein Selbst zerfällte er in zwei Teile;<br />

^) Die Upanishaden gehören zur Brähmana, zur Theologie der vedischen<br />

Schriften und enthalten den theosophisch-spekulativen Teil der vedischen Lehren.<br />

Die vedischen Schriften respektive Sammlungen sind zum Teil von ganz unbestimmbarem<br />

Alter und können, da sie lange nur mündUch überüefert wurden,<br />

in eine sehr ferne Vorzeit zurückreichen.<br />

") Deussen: Die Geheimlehre des Veda, S. 23 f.<br />

') Das Ur- und Allwesen, dessen Begriff sich, ins Psychologische zurückübersetzt,<br />

mit dem Libidobegriff deckt.

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