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JAHRBUCH - Glowfish

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AVandlungen und Symbole der Libido. 199<br />

tums auf eine besondere Sittlichkeit der Christen. Man verehrt das,<br />

was man nicht hat oder nicht ist.) Dieser Zwang führt, um in der oben<br />

formulierten Terminologie zu reden, einen gewissen Libidobetrag<br />

von der eigentlichen Sexualbetätigung weg und schafft für das Verlorene<br />

symbolischen und annähernd gültigen Eisatz. Diese Psychologie ist<br />

bestätigt durch die oben erwähnte Watschandiezeremonie : während<br />

der ganzen Zeremonie darf keiner der Männer auf eine<br />

Frau blicken. Dieses Detail belehrt uns wiederum, wovon die Libido<br />

weggezogen werden soll. Damit erhebt sich aber die dringende Frage,<br />

woher dieser Zwang komme? Wir haben oben schon einmal angedeutet,<br />

daß sich der primitiven Sexualität ein Widerstand entgegenstelle,<br />

der zu einem seitlichen Austreten der Libido auf Ersatzhandlungen<br />

(Analoga, Symbole) führte. Es ist undenkbar, daß es sich dabei um<br />

irgend einen äußern Widerstand, um ein wirkliches Hindernis handle,<br />

indem es keinem Wilden einfällt, seine schwer erreichbaren Jagdtiere<br />

mit Kitualzauber einzufangen, sondern es handelt sich um einen Innern<br />

Widerstand, indem Wollen gegen Wollen, Libido gegen Libido<br />

tritt, denn ein psychologischer Widerstand entspricht als energetisches<br />

Phänomen einem gewissen Libidobetrag. Der psychologische Zwang<br />

zur Libidoüberleitung berulit auf einer ursprünglichen Uneinigkeit<br />

des Wollens.<br />

Ich werde andernorts von dieser anfänglichen Spaltung<br />

der Libido zu handeln haben. Hier dürfen wir uns nur mit dem Probleme<br />

der Libidoüberleitung beschäftigen. Die Überleitung erfolgt, wie mehrfach<br />

angedeutet wurde, auf dem Wege der Verlegung auf ein Analogen.<br />

Die Libido wird an der eigentlichen<br />

anderes Substrat übersetzt.<br />

Stelle weggenommen und auf eni<br />

Der Widerstand gegen die Sexualität zielt darauf ab, den Sexualakt<br />

zu verhindern, er sucht also Libido aus der Sexualfunktion herauszudrängen.<br />

Wir sehen z. B. bei Hysterie, wie die spezifische Verdrängung<br />

den aktuellen Übertragungsweg verlegt, dadurch ist die Libido genötigt,<br />

einen andern Weg einzuschlagen, und zwar einen frühern, nämlich<br />

den inzestuösen Weg zu den Eltern (in letzter Linie). Keden wir<br />

aber vom Inzestverbot, welches die allererste Sexualübertragung<br />

verhindert, dann gestaltet sich die Sachlage insofern anders, als dann<br />

kein anderer früherer Kealübertragungsweg vorhanden ist — außer der<br />

vorsexuellen Entwicklungsstufe, wo die Libido noch zum Teil<br />

Ernährungsfunktion war. Durch eine Regression auf die vorsexuelle<br />

Stufe wird die Libido quasi desexualisiert. Da nun aber das Inzestverbot<br />

nur eine temporäre und bedingte Einschränkung der Sexualität

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