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JAHRBUCH - Glowfish

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,<br />

198 C. G. Jung O'<br />

dieser Arbeit ist der Rliythmusi), Diese Hypothese scheint mir psychologisch<br />

wohl mögiicl). Es soll damit nicht gesagt sein, daß einzig auf<br />

die "Weise die Feuererfindung gemacht worden sei. Ebensogut kann sie<br />

beim Feuersteinschlagen erfolgt sein. Das Feuer wird auch wohl kaum<br />

bloß an einem Ort entdeckt worden sein. Was ich hier konstatieren<br />

möchte, ist bloß der psycliologische Prozeß, dessen symbolische Andeutungen<br />

auf eine derartige Mögliclikeit<br />

Feuerbereitung hinweisen.<br />

der Feuererfindung oder der<br />

Die Existenz des primitiven Koitusspiels- oder -ritus erscheint<br />

mir hinlänglich erwiesen, Dunkel ist nur die Nachdrücklichkeit und<br />

Energie des rituellen Spieles. Bekanntlich sind ja diese primitiven<br />

Kiten öfter von sehr blutigem Ernste und werden mit ungemeinem<br />

Energieaufwand durchgeführt, was als ein großer Kontrast zu der<br />

notorischen Faulheit primitiver Menschen erscheint.<br />

Dadurch verliert<br />

die rituelle Handlung ganz den Charakter des Spieles und gewinnt<br />

den der absichtlichen Anstrengung. Wenn gewisse Negerstämme<br />

eine Nacht lang nach 3 Tönen in<br />

monotonster Weise tanzen können,<br />

so fehlt für unser Gefühl daran der Charakter des Spielerischen gänzlich<br />

es mutet mehr an wie Übung. Es scheint eine Art Zwang zu bestehen,<br />

Libido in derartige rituelle Betätigung überzuleiten. Wenn der Stoff<br />

der Ritualhandlung der Sexualakt ist, so ist wohl anzunehmen, daß<br />

er eigentlich Gedanke und Ziel der Übung ist. Unter diesen Umständen<br />

erhebt sich aber die<br />

Frage, warum der primitive Mensch den Sexualakt<br />

mit Anstrengung symbolisch darzustellen sich<br />

bemühe respektive<br />

(wenn diese Fassung als zu hypothetisch erscheinen sollte) seine<br />

Energie in solchem Maße anstrenge, um praktisch gänzlich wertlose<br />

Dinge herzustellen,<br />

die ihn anscheinend nicht einmal besonders amüsieren^).<br />

Es ist mit Sicherheit anzunehmen, daß der Sexualakt auch<br />

dem primitiven Menschen wünschenswerter vorkommt' als absurde<br />

und dazu noch anstrengende Übungen. Es ist wohl nicht anders möglich,<br />

als daß ein gewisser Zwang vom ursprünglichen Gegenstand<br />

und der eigentlichen Absicht wegleite und die Erzeugung<br />

von Surrogaten herbeiführt, (Die Existenz phallischer oder<br />

orgiastischer Kulte deutet nicht eo ipso auf eine besondere Ausgelassenheit<br />

des Lebens hin, so wenig wie die asketische Symbolik des Christen-<br />

^) Vgl. dazu die interessanten Nachweise bei Bücher: Arbeit und Rhythmus,<br />

Leipzig 1899.<br />

^) Das Amüsement ist zweifellos mit vielen Riten verknüpft, jedoch lange<br />

nicht mit allen.<br />

Es gibt sehr unangenehme Dinge.

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