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JAHRBUCH - Glowfish

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104 CG. Jung.<br />

Herrin des Stammes^) herbei, den Agni laß uns quirlen nach altem<br />

Brauch.<br />

In den beiden Hölzern liegt der jätavedas, wie in den Schwängern<br />

die wohl bewahrte Leibesfrucht; tagtäglich ist Agni zu preisen von den sorgsamen,<br />

opferspendenden Menschen.<br />

In die Dahingestreckte laß hinein (den Stab), der du deß kundig bist;<br />

sogleich empfängt sie, hat den Befruchtenden geboren; mit rötlicher Spitze,<br />

leuchtend seine Bahn ward der Iläsohn in dem trefflichen Holze geboren"-).<br />

Neben der unzweideutigen Koitussymbolik bemerken wir, daß<br />

der Pramantha auch zugleich der Agni, der erzeugte Sohn ist: der<br />

Phallus ist der Sohn oder der Sohn ist der Phallus, daher Agni in der<br />

vedischen Mythologie triadischen Charakter hat.<br />

Damit gewinnen wir<br />

wieder den i\jischluß an den oben besprochenen kabirischen Vater-<br />

Sohn-Kult. Auch in der heutigen deutschen Sprache haben wir Anklänge<br />

an die uralten Symbole bewahrt: Ein Junge wird als<br />

,,Benger'<br />

bezeichnet, im Hessischen als ,, Stift" oder ,, Bolzen^)" . Die Artemisia<br />

Abrotanum L., welche zu Deutsch ,,Stabwurz" heißt, wird im Englischen<br />

als boy's-love bezeichnet. (Die Vulgärbezeichnung des Penis<br />

als Knabe wurde bereits von Grimm und A. angemerkt.) Als abergläubischer<br />

Gebrauch wurde die kultische Feuererzeugung in Europa<br />

bis ins XIX. Jahrhundert festgehalten. Kuhn erwähnt einen solchen<br />

Fall noch aus dem Jahre 1828, der sich in Deutschland ereignete.<br />

Man hieß die feierliche Zauberhandlung das „Nodfyr", Notfeuer*)<br />

und gebrauchte den Zauber hauptsächlich gegen die Viehseuchen.<br />

Kuhn erwähnt aus der Chronik von Lanercost vom Jahre 1268 einen<br />

^) Oder der Menschen überhaupt. Vigpatni ist das weibliche Holz, vigpati,<br />

ein Attribut des Agni, das männliche.<br />

Das Feuerzeug ist der Ursprung des Menschengeschlechtes<br />

aus derselben verkehrten Logik wie bei den oben erwähnten<br />

Weberschiffchen und Schwertgriff. Der Koitus als Ursprung des Menschengeschlechtes<br />

soll dadurch negiert werden aus den unten noch näher zu erörternden<br />

Motiven eines ursprüngUchen Widerstandes gegen die<br />

Sexualität.<br />

2) Das Holz als Symbol der Mutter ist der heutigen Traumforschung bekannt.<br />

Vgl. Freud: Traumdeutung, S. 2n. Als Symbol des Weibes deutet es Stekel<br />

(Sprache des Traumes, S. 128) an. Holz ist auch Vulgärbezeichnung für den<br />

Busen (,,Holz vor dem Hause"). Die christhche Holzsymbohk ist ein Kapitel<br />

für sich. „Iläsohn": IIa heißt die Tochter Manus, des Einzigen, der mit Hilfe<br />

seines Fisches die Sintflut überstanden hat und dann mit seiner Tochter die Menschen<br />

wiedererzeugte.<br />

') Vgl. Hirt: Etymol. der neuhochd. Sprache, S. 348.<br />

*) Das Capitulare Carlomanni von 942 verbot ,,illos sacrilegos ignes quos<br />

niedfyr vocant". Vgl. Grimm: Mythol., 4. Aufl., S. 502. Hier sind auch Beschreibungen<br />

derartiger Feuerzeremonien zu finden.

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