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JAHRBUCH - Glowfish

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Wandlungen und Symbole der Libido. 193<br />

wärtig nachzuweisen wären. Für die Etymologie wird neben der Migration<br />

der Wortstämme die Wanderung oder<br />

autochthone Wiederentstehung<br />

gewisser urtümlicher Bilder oder Anschauungsweisen von ausschlaggebender<br />

Bedeutung sein.<br />

Der Pramantha als das Werkzeug des Manthana (des Feueropfers)<br />

wird im Indischen rein sexuell aufgefaßt: der Pramantha als Phallus<br />

oder Mann, das untenliegende gebohrte Holz als<br />

Vulva oder Weib^).<br />

Das erbohrte Feuer ist das Kind, der göttliche Sohn Agni. Kultisch<br />

heißen die beiden Hölzer Purüravas und Urvagi und werden personifiziert<br />

gedacht als Mann und Weib. Aus dem Genitale des Weibes wird<br />

das Feuer geboren'^). Eine besonders interessante Darstellung der<br />

kultischen Feuererzeugung (manthana) gibt Weber ^):<br />

„Ein bestimmtes Opferfeuer wird durch Keiben zweier Hölzer entzündet;<br />

man nimmt ein Stück Holz mit den Worten: ,Du bist des Feuers<br />

Geburtsort', legt darauf zwei Grashalme: ,Ihr seid die beiden Hoden',<br />

auf diese die adharärani (das untergelegte Holz), ,du bist Urva?!', salbt die<br />

uttarärani (das darauf zu legende Holzscheit) mit Butter: ,Du bist Kraft'<br />

(semen, o Butter), legt sie dann auf die adharärani: ,Du bist Purüravas'<br />

und reibt beide dreimal: ,Ich reibe dich mit dem Gäyatrimetrum', ,Ich<br />

reibe dich mit dem Trishtubhmetrum', ,Ich reibe dich mit dem Jagatimetrum'."<br />

Die sexuelle Symbolik dieser Feuererzeugung ist unverkennbar;<br />

wir sehen hier auch die Khythmik, das Metrum an ursprünglicher<br />

Stelle als Sexualrhythmus, der sich über die Ehythmisierung des<br />

Brunstrufes zur Musik erhebt. Ein Lied des Rigveda (III, 29, 1—3)<br />

bringt dieselbe<br />

Auffassung und Symbolik:<br />

„Das ist das Drehholz, der Zeuger (Penis) ist bereitet, bring die<br />

1) Abraham erwähnt, daß im Hebräischen die Bedeutung der Worte für<br />

Mann und Weib auf diese Symbolik sich beziehen.<br />

2) ,,Was das gulya (pudendum) genannt \\ird, das heißt die yoni (Geburtsstättc)<br />

des Gottes; das Feuer, welches dort geboren mrd, heißt segenbringend".<br />

Kätyäyanas Karmapradipa I, 7, übersetzt von Kuhn, Herabkunft des Feuers,<br />

S. 67. Der etymologische Zusammenhang bohren — geboren ist möglich.<br />

Das germanische bör6n( bohren) ist urverwandt mit lat. forare (id.) und gr. (paQÜco =<br />

pflügen. Es wird eine idg. Wurzel bher mit der Bedeutung tragen vermutet,<br />

sanski-. bhar-, gr. (peQ-, lat. fer-; daraus althd. heran = gebären, engl, to bear,<br />

lat. fero und fertiUs, fordus (trächtig), gr. (poQÖg (id.). Walde (Lat. Etym. s.<br />

ferio) stellt forare allerdings zu der Wurzel bher-.<br />

Pflugsymbolik.<br />

Vgl. dazu unten die phallische<br />

») Weber: Indische Studien, I, 197, zitiert Kuhn: 1. c, S. 71.<br />

Jahrbuch für psyohoanalyt. und psychopathol. Forschungen. IV. I0

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