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JAHRBUCH - Glowfish

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188 CG. Jung.<br />

Dementia praecox. Das Eigenartige dieser Krankheit scheint,<br />

wie wir<br />

oben gezeigt zu haben glauben, auf dem stärkeren Hervortreten der<br />

phantastischen Denkart, des Früh infantilen überliaupt, zu beruhen;<br />

aus diesem Denken gehen alle jene zahlreichen Berührungen mit mythologischen<br />

Produkten hervor, und was wir für originelle und gänzlich<br />

individuelle Schöpfungen halten, sind sehr oft nichts anderes als Bildungen,<br />

die denen der Vorzeit zu vergleichen sind. Ich glaube, man<br />

darf dieses Kriterium einmal an alle Bildungen dieser merkwürdigen<br />

Krankheit anlegen, so vielleicht auch an dieses besondere Symptom<br />

des Bohrens. Wir sahen bereits, daß das onanistischc Bohren der<br />

Patientin aus einer sehr frühen Jugendzeit stammt, d. h. aus jener<br />

Vergangenheit wieder hervorgerufen wurde, indem die Kranke erst,<br />

nachdem sie mehrere Jahre verheiratet war, wieder in die frühere Onanie<br />

zurüclvfiel, und zwar nach dem Tode ihres Kindes, mit dem sie sich<br />

durch eine überzärtliche Liebe identifiziert hatte. Als das Kind starb,<br />

traten bei der damals noch gesunden Mutter die frühinfantilen Symptome<br />

ein in Form einer kaum verhehlten anfallsweisen Masturbation,<br />

die mit eben diesem Bohren verknüpft war. Wie schon bemerkt, trat<br />

das primäre Bohren ein zu einer Zeit, die der aufs Genitale lokalisierten<br />

Infantilonanie voranging. Diese Konstatierung ist<br />

insofern von Bedeutung, als dieses Bohren dadurch von einer ähnlichen<br />

späteren Gewohnheit, die nach der genitalen Onanie eintritt, unterschieden<br />

ist.<br />

Die späteren ü^eln Angewohnheiten stellen in der Kegel<br />

einen Ersatz dar für verdrängte<br />

genitale Masturbation respektive für<br />

Versuche in dieser Hinsicht. Als solche können diese Gewohnheiten<br />

(Fingerlutschen, Nägelkauen, Zupfen,<br />

Ohren- und Nasenbohren usw.)<br />

bis weit in das erwachsene Alter hinein andauern, als regelrechte<br />

Symptome einer verdrängten Libidomenge,<br />

Wie oben bereits angedeutet wurde, betätigt sich die Libido beim<br />

jugendlichen Individuum zunächst ausschließlich in der Zone der<br />

Ernährungsfunktion, wo im Saugakt durch rhythmische Bewegung<br />

die Nahrung aufgenommen wird, unter allen Zeichen der Befriedigung.<br />

Mit dem Wachstum des Individuums und der Ausbildung seiner Organe<br />

schafft sich die Libido neue Wege des Bedürfnisses, der Betätigung<br />

und der Befriedigung. Nunmehr gilt es, das primäre Modell der rhythmischen,<br />

Lust und Befriedigung erzeugenden Tätigkeit in die Zone anderer<br />

Funktionen zu übertragen mit dem schließlichen Endziel in der Sexualität.<br />

Ein beträchtlicher Teil der „Hungerlibido" hat sich in „Sexuallibido"<br />

umzusetzen. Dieser Übergang geschieht nicht etwa plötzlich

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