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JAHRBUCH - Glowfish

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186 0. G. Jung.<br />

"Weise der menschliche Bewiißtseinsinlialt ganz oder wenigstens zum<br />

großen Teil zustande gekommen ist. Jedenfalls ist es evident, daß<br />

diesem Trieb zur Analogiefindung eine gewaltige Bedeutung für die<br />

menschliche Geistesentwicklung zukommt. Wir müssen Stcinthal<br />

durchaus Recht geben, wenn er meint, daß dem Wörtchen ,,<br />

gleichwie"<br />

eine ganz unerhörte .Dichtigkeit für die Entwicklungsgeschichte des<br />

Denkens zugestanden werden müsse. Es läßt sich leicht denken, daß<br />

die Überleitung von Libido auf pliantastische Korrelate die primitive<br />

Menschheit zu einer Reihe der wichtigsten Entdeckungen geführt hat.<br />

III.<br />

Die Verlagerung der Libido als mögliche Quelle<br />

der primitiven menschlichen Erfindungen.<br />

Ich will im folgenden versuchen, an einem konlvreten Beispiel<br />

die Libidoüberleitung zu schildern : Ich behandelte einmal eine Patientin,<br />

welche an einem katatonen Depressionszustande litt. Da es sich um<br />

eine Introversionspsychose leichteren Grades handelte, so war die<br />

Existenz zahlreicher hysterischer Züge nicht befremdlich. Im Beginn<br />

er analytischen Behandlung verfiel sie einmal,<br />

während sie von einer<br />

sehr schmerzlichen Angelegenheit erzählte, in einen hysterischen<br />

Dämmerzustand, in welchem sie alle Zeichen sexueller Erregung<br />

zeigte. (Es deutete auch alles darauf hin, daß sie während dieses Zustandes<br />

die Kenntnis meiner Gegenwart abgespalten hatte, aus ersichtlichen<br />

Gründen!) Die Erregung lief aus in einen masturbatorischen<br />

Akt (frictio femorum). Dieser Akt war von einer sonderbaren Geste<br />

begleitet: Sie macht mit dem Zeigefinger der linken Hand<br />

an der linken Schläfe anhaltend sehr heftige rotierende<br />

Bewegungen, wie wenn sie dort ein Loch bohren wollte.<br />

Nachher bestand ,,völlige Amnesie" für das Vorgefallene, auch war<br />

über die sonderbare Geste mit der Hand nichts zu erfahren. Obschon<br />

diese Handlung unschwer als ein an die Schläfe verlegtes Mund-, Nasenoder<br />

Ohrenbohren zu erkennen ist, das in das Gebiet des infantilen<br />

ludus sexualis^), der die Sexualbetätigung vorbereitenden Übung,<br />

gehört, so schien mir dieser Eindruck doch bedeutsam: warum, war<br />

mir zunächst nicht klar. Viele Wochen später hatte ich Gelegenheit,<br />

mit der Mutter der Patientin zu sprechen. Ich erfuhr von ihr, daß<br />

^) Natürlich ein Onanie Vorspiel.

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