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JAHRBUCH - Glowfish

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182 C. G. Jung.<br />

sonstwo) überhaupt von ,,Libido" spreche, so verbinde icli<br />

damit den<br />

genetischen Begriff, der das Rezentsexuelle um einen beliebig<br />

großen Betrag an desexualisierter Urlibido erweitert. Wenn<br />

icli sage, ein Kranker nehme seine Libido von der Außenwelt weg,<br />

um die Innenwelt damit zu besetzen, so meine ich nicht, er nehme<br />

bloß die libidinösen Zuschüsse zur Wirldichkeitsfunktion weg; sondern<br />

er nimmt, nach meiner Auffassung, noch von jenen nicht mehr sexuellen<br />

(,,desexualisierten") Triebkräften weg, welche die Wirldichkeitsfunktion<br />

eigentlich und regelmäßig unterhalten.<br />

Auf Grund dieser Begriffsfassung bedürfen gewisse Stücke unserer<br />

Terminologie ebenfalls der Revision. Wie bekannt, hat Abraham<br />

den Versuch unternommen, die Libidotheorie auf die Dementia praecox<br />

zu übertragen und hat den charakteristischen Mangel an gemütlichem<br />

Rapport und die Aufhebung der Wirklichkeitsfunktion als Autoerotismus<br />

aufgefaßt. Dieser Begriff bedarf der Revision. Eine hysterische<br />

Libidointro Version führt zu Autoerotismus, indem der Patient<br />

seine erotischen Zuschüsse zur Anpassungsfunktion introvertiert,<br />

wodurch sein Ich mit dem entsprechenden Betrag an erotischer<br />

Libido besetzt wird. Der Schizophrene entzieht der Wirklichkeit aber<br />

weit mehr als<br />

bloß die erotischen Zuschüsse, dafür entsteht in seinem<br />

Innern aber auch etwas ganz anderes als beim Hysterischen. Er ist<br />

mehr als autoerotisch, er bildet ein intrapsychisches Realitätsäquivalent,<br />

wozu er notwendigerweise andere DjTLamismen<br />

zu verwenden hat als erotische Partialbeträge.<br />

Daher muß ich Bleuler<br />

die Berechtigung zuerkennen, den von der Neurosenlehre hergenommenen<br />

und dort legitimen Begriff des Autoerotismus abzulehnen<br />

und durch den Begriff des Autismus^) zu ersetzen. Ich muß sagen,<br />

daß dieser Terminus den Tatsachen besser gerecht wird als ,, Autoerotismus".<br />

Damit anerkenne ich meine frühere Gleichsetzung von<br />

Autismus (Bleuler) und Autoerotismus (Freud) als imberechtigt<br />

und ziehe sie zurück^). Dazu nötigt mich die hier vorgenommene, wie<br />

ich hoffe, gründliche Revision des Libidobegriffes.<br />

Aus diesen Überlegungen dürfte zwingend hervorgehen,<br />

daß der<br />

deskriptivpsychologische oder rezentsexueUe Begriff der Libido auf-<br />

1) Bleuler gelangt zu diesem Begriffe allerdings auf Grund anderer Überlegungen,<br />

denen ich nicht immer zustimmen kann. Vgl. Bleuler: Dementia praecox,<br />

in Aschaffenburgs Handbuch der Ps3'chiatrie.<br />

^) Siehe Jung: Kritik über E. Bleuler: Zur Theorie des schizophrenen<br />

Negativismus. Dieses Jahrbuch, Bd. III, S. 469.

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