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JAHRBUCH - Glowfish

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"Wandlungen und Symbole der Libido. 1 '' 7<br />

ursprünglich doch nichts als<br />

Abspaltungen aus dem allgemeinen Propagationstrieb<br />

sind. Es hat sich ja, wie bekannt, in der aufsteigenden<br />

Tierreihe eine wichtige Verschiebung in den Prinzipien der Propagation<br />

vollzogen:<br />

die Masse der Fortpflanzungsprodulcte mit der damit verbimdenen<br />

Zufälligkeit der Befruchtung wurde mehr und mehr eingeschränkt<br />

zugunsten einer sichern Befruchtung und einem wirksamen<br />

Brutschutz. Dadurch vollzog sich<br />

eine Umsetzung der Energie<br />

der Ei- und Samenproduktion in die Erzeugung von Anlockungs- und<br />

Brutschutzmechanismen. So erblicken wir die ersten Kunsttriebe in<br />

der Tierreihe im Dienst des Propagationstriebes, beschränkt auf die<br />

Brunstsaison. Der ursprüngliche Sexualcharakter dieser biologischen<br />

Institutionen verliert sich mit ihrer organischen Fixation und funktionellen<br />

Selbständigkeit. Wenn schon über die sexuelle Herkunft der<br />

Musik kein Zweifel obwalten kann, so wäre es eine wert- und geschmacklose<br />

Verallgemeinerung, wenn man Musik imter der Kategorie der<br />

Sexualität begreifen wollte. Eine derartige Terminologie würde dazu<br />

führen, den Kölner Dom bei der Mineralogie abzuhandeln, weil er auch<br />

aus<br />

Steinen besteht.<br />

Es kann nur einen Laien in entwicklungsgeschichtlichen Fragen<br />

verwundern, wie wenig Dinge es eigentlich in der Welt der Menschen<br />

gibt, die man nicht in letzter Linie auf den Propagationstrieb reduzieren<br />

muß; ich denke, es sei so ziemlich alles, was uns lieb und teuer ist.<br />

Wir sprachen bis jetzt von der Libido als dem Propagationstrieb<br />

und hielten uns damit in den Schranken jener Auffassung, welche<br />

Libido in ähnlicher Weise dem Hunger entgegensetzt, wie der Instinkt<br />

der Arterhaltung gern dem der Selbsterhaltung gegenübergestellt<br />

wird. In der Natur gibt es natürlich diese künstliche Scheidung<br />

nicht. Hier sehen wir nur einen kontinuierlichen Lebenstrieb, einen<br />

Willen zum Dasein, der durch die Erhaltung des Individuums die<br />

Fortpflanzung der ganzen Art erreichen will.<br />

Insofern deckt sich diese<br />

Auffassung mit dem Begriff des Willens bei Schopenhauer, als<br />

wir eine von außen gesehene Bewegung innerlich nur als Wollen erfassen<br />

können. (Die Sprache verrät es: bewegen, motivieren.) Dieses<br />

Hineinlegen von psychologischen Wahrnehmungen in das Objekt<br />

wird philosophisch als „IntrojeBion" bezeichnet, (Ferenczis<br />

Begriff der „Introjektion" bezeichnet umgekehrt das Hereinnehmen<br />

der Außenwelt in die Innenwelt: Vgl. Ferenczi, Introjektion und Übertragung.<br />

Dieses Jahrbuch, Bd. I,<br />

das Weltbild allerdings wesentlich verfälscht.<br />

Jahrbuch für psyohoanalyt. u. psyohopathol. Forschungen. IV.<br />

S. 422.) Durch die Introjektion wird<br />

Der Freudsche Begriff<br />

^<br />

^^

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